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23.05.2008 Verein

Zebra-Journal: Kiel trauert um Hein Dahlinger

Der große Sohn der Stadt starb im 85. Lebensjahr - Vorbild als Mensch und Idol

Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 23.05.2008:

Den größten Triumph in der Vereinsgeschichte, den Triple-Gewinn 2007 mit dem Finalsieg über Flensburg in der Champions League, erlebte Hein Dahlinger noch bei ordentlicher Gesundheit, das Double 2008, das seine "Zebras" am vergangenen Wochenende als "Golden Boys" feierten, nicht mehr. Der große Sohn der Stadt Kiel verstarb in der Nacht vom 1. Februar im Alter von 85 Jahren in einem Rendsburger Krankenhaus an Nierenversagen.
Vizepräsident Horst Bredemeier vom Deutschen Handball-Bund (DHB) sprach von einem "ganz schweren Verlust. Der deutsche und der Kieler Handball haben eine herausragende Persönlichkeit verloren", sagte der Ex-Nationaltrainer. Er bliebe Vorbild als Mensch und Idol, als erfolgreicher und außerordentlich fairer Spieler in der Nationalmannschaft und im Verein. "Wir werden ihn in ewiger Erinnerung behalten", lautete die gemeinsame Stellungnahme von Trainer, Mannschaft und Vorstand im THW Kiel. Auch die Kieler Oberbürgermeisterin Angelika Volquartz würdigte die Verdienste Dahlingers. "Die Landeshauptstadt hat eines ihrer größten Sportidole verloren", sagte Volquartz: "Sein Name wird für immer untrennbar mit dem Aufstieg des THW verbunden sein."

Dahlinger wurde in den Jahren 1948 und 1950 Meister auf dem Feld sowie 1957, 1962 und 1963 in der Halle. Der Träger des Silbernen Lorbeerblattes, der höchsten Auszeichnung, die Deutschland an seine Sportler zu vergeben hat, hatte die Geschicke seines Lieblingsvereins von seit Jahrzehnten reservierten Ehrenplätzen aus bis zuletzt gemeinsam mit Ehefrau Waltraud - beide feierten im Juni 2006 noch die Diamantene Hochzeit - verfolgt. Dahlinger, nach dem schon zu Lebzeiten auch die größte Sporthalle im Kieler Stadtteil Gaarden benannt worden ist, hinterlässt seine Frau, seine Söhne Uwe und Peter und fünf Enkel. Gemeinsam mit seinen Söhnen führte der gelernte Holzkaufmann in Schönkirchen lange Zeit eine eigene Firma.

Die meisten Begleiter und Fans riefen Dahlinger nur respektlos "Hein Daddel". Im Spiel hatte einst ein Zuschauer "Hein daddel los" gerufen, Dahlingers Spitzname war geboren und wurde zum ständigen Begleiter und Qualitätsmerkmal. Sein Folkeboot, mit dem er später erfolgreich Regatten segelte und auch den Goldcup gewann, bekam diesen Namen, das heutige THW-Maskottchen heißt so, sogar ein KVG-Bus trägt diesen Namen.

Der Liebling der Kieler Fans streifte 1871-mal das Trikot des THW über und verdiente sich mit 5423 Toren ein überdimensionales Bild in der Ahnengalerie der Ostseehalle. Als erster Kieler Handballer durchbrach der stets faire Rückraumspieler die Marke von 100 Toren für die Nationalmannschaft (110 Tore in 38 Spielen). Seine letzten Lebensjahre verbrachte der "echte Kieler Jung", wie er sich selbst gerne bezeichnete, in einem Hochhaus in Heikendorf. Aus dem fünften Stockwerk hatte er einen überragenden Blick auf seine geliebte Förde, dort saß er oft mit Waltraud und sprach über alte Zeiten. Für Gäste hatte der Sportnarr immer offene Türen. Seine Ehefrau schenkte dann starken, duftenden Kaffee in goldumrandete Tassen und reichte Gebäck, während ihr Mann den Besuch schon längst mit spannenden Geschichten über Handball und das Drumherum in seinen Bann gezogen hatte. Meistens griff er dann mit funkelnden Augen in seine Ablage neben dem Sofa und zog Fotoalben hervor, die seine Erzählungen eindrucksvoll illustrierten. Diese Alben waren Dahlingers liebste Schätze, er hütete sie wie die Bank von England ihren Goldvorrat.

"Hein war ein begnadeter Spieler, ein Weltklassemann mit der seltenen Gabe, im richtigen Moment das Richtige zu tun", sagte der langjährige THW-Manager Heinz Jacobsen. "Dabei stimmte ganz einfach die Mischung aus urwüchsiger Kraft und Spielintelligenz."

Zuletzt war es um den einstigen Vereinshelden stiller geworden. Ein Herzschrittmacher, zwei neue Hüften und die Operation einer fast verstopften Halsschlagader hatten Dahlinger schwer zugesetzt. "Ich krabbel wieder hoch", hatte er dennoch immer wieder optimistisch angekündigt - seinen letzten Kampf aber hat "Hein Daddel" verloren.

(Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 23.05.2008)


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