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01.07.2008 Interview

KN-Interview mit Alfred Gislason: "Wer den Druck nicht will, soll etwas anderes machen"

Kiels neuer Trainer tritt furchtlos in die großen Fußstapfen von Serdarusic

Alfred Gislason: "Die Chance nach Kiel zu gehen, bekommst du nur einmal im Leben."
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Aus den Kieler Nachrichten vom 01.07.2008:

Alfred Gislason ist seit gestern neuer Trainer beim THW Kiel. Der ehemalige Gummersbacher tritt als Nachfolger von Noka Serdarusic ein schweres Erbe an. Gislason sprach mit unserer Zeitung über seine Pläne beim Deutschen Meister.
Kieler Nachrichten:
Gestern noch Trainer in Gummersbach, heute schon der neue Hoffnungsträger bei Meister THW Kiel. Kam das nicht alles überraschend für Sie, Herr Gislason?
Alfred Gislason:
Ich bin gut befreundet mit Noka und wusste, dass es Konflikte gibt. Überraschend war aber die Kontaktaufnahme mit Uwe Schwenker. Er erwischte mich im Auto und fragte, ob ich Interesse an Kiel habe. Da musste ich erst einmal anhalten und nachdenken. Ich habe dann eine Nacht darüber geschlafen und mich für den THW entschieden. Die Chance nach Kiel zu gehen, bekommst du nur einmal im Leben. Hätte ich es nicht gemacht, hätte ich mich irgendwann schwarz geärgert.
Kieler Nachrichten:
Was ist es denn für ein Gefühl, Ihren Freund als Trainer zu beerben?
Alfred Gislason:
Ich hoffe, dass ich das alles voneinander trennen kann und werde in Kürze mit ihm sprechen. Noka ist neben dem Spanier Valero Rivera der erfolgreichste Trainer aller Zeiten. Die Fußstapfen von ihm sind riesengroß. 2002 habe ich noch mit Uwe Schwenker und Noka darüber gesprochen, wer sein Nachfolger werden könnte. Wer es wird, der muss ganz schön blöd sein, haben wir damals geflachst. Nun bin ich es. Aber ich werde mich nicht irritieren lassen, Noka nicht kopieren, sondern ehrlich und authentisch meinen eigenen Stil fortführen. Der Erfolgsdruck ist da, aber das Team ist hungrig und sehr gut. Wer diesen Druck nicht will, sollte etwas anderes machen. Ich freue mich auf die Aufgabe.
Kieler Nachrichten:
Was halten Sie von Noka Serdarusic als Trainer?
Alfred Gislason:
Für uns jüngere Kollegen war er immer das Maß aller Dinge. Persönlich hatte ich stets einen guten Kontakt mit ihm. Er ist ein guter Typ. Unter seiner rauen Schale verbirgt sich eine sehr menschliche Seite. Auch aus meiner Sicht ist es sehr traurig, dass es in Kiel so weit kommen musste.
Kieler Nachrichten:
Hatten Sie schon Kontakt mit Spielern Ihrer neuen Mannschaft?
Alfred Gislason:
Wenig. Persönlich mit Stefan Lövgren und telefonisch mit Marcus Ahlm. Weil alles so schnell ging, bin ich bisher noch nicht einmal dazu gekommen, mich von meinen Gummersbacher Spielern zu verabschieden. Die waren alle sehr geschockt. Ich muss noch mit einigen reden, um mein schlechtes Gewissen zu entlasten.
Kieler Nachrichten:
Wie stark schätzen Sie den THW-Kader ein, und machen Sie sich Gedanken über weitere Verstärkungen?
Alfred Gislason:
Nein, erst einmal will ich die Jungs kennenlernen. Der Kader ist natürlich super besetzt. Mit Ciudad Real teilt sich der THW den Titel "beste Mannschaft der Welt". Aber die Konkurrenz wie Mannheim oder Hamburg hat kräftig nachgelegt. Wir müssen in der Zukunft vor allem daran arbeiten, unseren Kader zu halten. Marcus Ahlm ist zum Beispiel ein wichtiger Eckpfeiler.
Kieler Nachrichten:
Sie wohnen noch in der Nähe von Köln. Wann ziehen Sie mit Ihrer Familie nach Kiel um?
Alfred Gislason:
Das nehmen wir schnell in Angriff. Mein 13-jähriger Sohn Andri hat sich schon mächtig über den Umzug gefreut, weil er die Sommerferien fast hinter sich hat und in Schleswig-Holstein sofort neue bekommt. Wichtig ist aber zunächst einmal, die Saisonvorbereitung zu besprechen. Das plane ich schnellst möglich mit Uwe Schwenker.
(Das Gespräch führte Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 01.07.2008)


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