Aus den Kieler Nachrichten vom 31.07.2008:

Andreas Palicka hat bei seinem "Traumverein" THW Kiel eine ganze Menge vor.

Der Gang der Spieler um Kapitän Stefan Lövgren wird zunehmend schleppender, Kraft-, Konditions-, und Taktikübungen am Rande des körperlichen Leistungsvermögens fordern ihren Tribut. "Es schlaucht schon sehr", sagt Rückraumstratege Börge Lund nach der Vormittagseinheit in der Sporthalle. Die Temperaturen in der Halle haben erneut die 35-Grad-Marke erklommen. Der Norweger, der zusätzlich von Kniebeschwerden geplagt wird, zieht gemächlich sein pitschnasses Shirt über den Kopf. "Noch ist es zu ertragen", raunt er. Letztes Jahr, bei Noka Serdarusic, "das waren die härtesten Tage meines Sportlerlebens". Unter Alfred Gislason, dem neuen THW-Trainer, gehe es natürlich auch an die Substanz, "aber es gibt mehr Erholungspausen. Das tut gut".

Weniger gut hat es Mattias-Andersson-Nachfolger und Neuzugang Andreas Palicka. Der Schwede, nach den letzten beiden Spielzeiten der Eliteserien jeweils zum besten Torhüter der heimischen Liga gekürt, macht seit zwei Tagen Zwangspause und befindet sich an einer äußeren Ecke der Sporthalle in der "Zange" von Karsten Krannig. Unerbittlich treibt der Physiotherapeut schmerzhafte Aufbauübungen mit einem blauen Gymnastikball voran. Es sind die Adduktoren. Palicka musste schon am Wochenende die Länderspiele gegen Dänemark absagen. "Bitter", erzählt der 22-Jährige in fließendem Englisch: "Gerade als Neuzugang möchte man dem Trainer zeigen, was man kann." Er vermute, dass die Beschwerden auf den ungewohnten Rhythmus, Laufen, Handball, Laufen, zurückzuführen seien. "Wir haben in Schweden auch hart trainiert, aber das kennt die Muskulatur nicht - und streikt."

Palicka hat Großes vor - in und mit seinem neuen Klub. Der THW ist sein "Traumverein, der beste der Welt". Das Zuhause in Russee hat der 1,89 Meter große Torhüter mit Freundin Sandra schon bezogen, jetzt will er erst einmal Deutsch lernen. Der Kursus beginnt am 7. August. Sprache sei eine wichtige Voraussetzung, um sich zu behaupten. Denn: "Ich will einmal der beste Torwart der Welt werden", sagt er - und wirkt kein bisschen überheblich dabei. "Thierry Omeyer, für mich einer der top drei in der Welt", soll Palickas Lehrmeister werden. "Außerdem habe ich hier sehr gutes Training und weniger Druck als bei anderen Klubs, bei denen ich schon die Nummer eins wäre." Ein weiterer Siegertyp also, der den Weg nach Kiel gefunden hat.

(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 31.07.2008)