Von Dr. Oliver Schulz:

Nach der rabenschwarzen 17:32-Niederlage gegen Elverum im Pokal-Halbfinale lag der Fokus der Arbeit von Drammens Trainer Bent Dahl darauf, die Schlappe aus den Köpfen seiner Spieler zu verbannen. So konzentrierten sich die Norweger vor der Partie gegen den spanischen Topklub auf die Verbesserung ihrer eigenen Spielweise, vor allem der Abwehrarbeit.

Drammen hält in den Anfangsminuten mit

Die 2000 Zuschauer im "Palau" erlebten neben dem Comeback Iker Romeros acht ausgeglichene Minuten (4:3), nachdem Drammen zunächst sogar den besseren Start erwischt hatte. Nutzten die Norweger ihre Chancen bis dahin noch konsequent, ließ ihre Angriffseffektivität in den folgenden Minuten etwas nach, so daß die Katalanen nach einer Viertelstunde mit 9:5 in Führung lagen.

Barcelonas Coach Manolo Cadenas hatte - den Showdown in Kiel bereits vor Augen - Joachim Boldsen eine Ruhepause vergönnt und stattdessen den Tunesier Walid Ben Amor auf der Mittelposition aufgeboten. Dadurch genoss Romero auf der Königsposition mehr offensive Freiheiten. Das Schlüsseltrio Demetrio Lozano, Jesper Nöddesbo und Juanin Garcia wurde nur sporadisch eingesetzt. Kreisläufer Ruben Garabaya, Linksaußen Cristian Ugalde und insbesondere Torhüter Venio Losert dankten ihrem Übungsleiter hingegen für die Spielanteile, indem sie in Durchgang eins zu den auffälligsten Spaniern zählten.

In den nächsten fünf Minuten offenbarten beide Mannschaften einige Schwächen, so dass sich die Hausherren zunächst nicht weiter absetzen konnten (10:6, 20.). Neben Anders Tverdal von Außen überzeugte bis dato Kreisläufer Joakim Hykkerud, der bereits seinen dritten Treffer markieren konnte. Auf Seiten Barcelonas hatte Losert schon elf Paraden gezeigt.

Barcelona mit Spurt vor der Pause

Jener Hykkerud sowie Marius Hovde Andersen verkürzten durch drei Tore in Folge auf 12:9 (23.). Letzterer schien nun Gefallen am Torewerfen gefunden zu haben und drosch drei Minuten später einen Ball aus zehn Metern zum 14:11 in die Maschen. Binnen zweier Minuten verwandelte Barcelona zwei Konter zum 16:11 (28.) und legte bis zur Pausensirene gegen die dennoch recht ordentlich verteidigenden Gäste sogar noch einen Treffer nach.

Drammen läßt sich zunächst nicht abschütteln

Im Gegensatz zum Beginn der ersten Halbzeit begannen die Hausherren den zweiten Durchgang stark. Drammen hielt jedoch dagegen, und der ansonsten so torgefährliche Spielmacher Steffen Stegavik konnte sein erstes Tor erzielen (20:13, 32.). Für den Torschützenkönig der norwegischen Liga schien dies wie ein Weckruf zu wirken, fand doch kurz darauf sein Unterarmwurf den Weg ins Tor. Hykkerud ließ prompt einen Konter zum 20:15 folgen (34.). Zwei Minuten später traf Espen Lie Hansen zum 22:17, und Barcelonas Trainer Manolo Cadenas beorderte daraufhin David Barrufet für Losert zwischen die Pfosten, der seinem Vorgänger in nichts nachstehen sollte.

Barcelona enteilt bis zur Schlussviertelstunde

In den folgenden Minuten spielte auf Seiten Drammens Hovde Andersen die Hauptrolle. Erst narrte er die Defensive des spanischen Favoriten, handelte sich kurz darauf allerdings bei einer Abwehraktion eine Zeitstrafe ein. Den dabei verhängten Siebenmeter verwandelte Barcelona zum 25:18. Zu diesem Zeitpunkt waren 39 Minuten gespielt. Dann jedoch hatten die Norweger zunehmend Mühe, den Ball im gegnerischen Tor unterzubringen, und die Hausherren setzten sich Zug um Zug ab. Zu Beginn der Schlussviertelstunde hatte Barcelona eine Zehn-Tore Führung herausgeworfen (29:19, 44.). Das Trio Romero, Nöddesbo und Hansen setzte nun die Akzente.

Norwegische Gegenwehr bis zum Schluß

Drammen stemmte sich zwar mit Zähnen und Klauen gegen die drohende Niederlage, war dem großen Favoriten aber nicht gewachsen. Trotz Unterzahl ließ die Angriffseffektivität der Katalanen nicht nach, die sich zehn Minuten vor dem Ende schon auf 13 Tore abgesetzt hatten (34:21). Die Gäste gaben sich dennoch nicht die Spur auf, sondern setzten ihrerseits zum Endspurt an. Vier Minuten vor der Sirene verkürzten die jungen Wilden auf 36:25. 120 Sekunden vor dem Ende vergab Christian Spanne zwar einen Siebenmeter, verwandelte aber wenig später einen Konter (38:26, 58.). Sekunden vor Schluss entschärfte Torhüter Kolstad Holm einen Ball, um postwendend mit einem langen Wurf selbst einzunetzen.

Barcelona hatte in Iker Romero (6/2) und dem in den letzten Wochen besonders hochgelobten Youngster Mikkel Hansen (6/3) seine besten Schützen. Kreisläufer Ruben Garabaya trug fünf Treffer bei. Sein Pendant Joakim Hykkerud sowie Marius Hovde Andersen waren jeweils sechs Mal für Drammen erfolgreich. Nach anfänglicher Ladehemmung kam Steffen Stegavik bis zur Schlusssirene noch auf fünf Treffer.

Bei seinem überzeugenden diesjährigen Debüt in der Königsklasse riss Iker Romero sogleich wieder den Taktstock an sich. Nach dem Heimspiel gegen Naturhouse La Rioja am Dienstag ist der Tisch zum Duell der Giganten um den Sieg in Gruppe C und dem Wiedersehen mit Demetrio Lozano in der Sparkassen-Arena-Kiel gedeckt...

(von Dr. Oliver Schulz)