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29./30.01.2009 - Letzte Aktualisierung: 30.01.2009 WM 2009

Deutschland nach souveränem Sieg gegen Ungarn WM-Fünfter

Update #2 KN-Bericht ergänzt ...

Das deutsche Team: Fünfter der WM 2009.
Klicken Sie zum Vergrößern! Das deutsche Team: Fünfter der WM 2009.
Mit einem souveränen Erfolg gegen Ungarn und damit dem fünften Platz hat sich die deutsche Handballnationalmannschaft von der Weltmeisterschaft in Kroatien versöhnlich verabschiedet. Mit einem torgefährlichen Lars Kaufmann in der ersten und einem starken Silvio Heinevetter im Tor in der zweiten Halbzeit geriet der Erfolg auch durch eine unabgenehme offensive Deckung der Magyaren in der Schlussphase nicht mehr in Gefahr.
Heiner Brand musste vor dem abschließenden Spiel, dem neunten binnen zwölf Tagen, erneut umstellen, da Kreisläufer Sebastian Preiß grippegeschwächt ausfiel und auch Pascal Hens nicht wieder einsatzbereit war. So war auf der deutschen Bank trotz der Nachnominierung von Wetzlars Sven-Sören Christophersen erstmals Platz für alle drei Torhüter.

Lars Kaufmann war mit acht Toren bester deutscher Schütze.
Klicken Sie zum Vergrößern! Lars Kaufmann war mit acht Toren bester deutscher Schütze.
Die DHB-Auswahl startete somit mit dem in den letzten Partien kaum berücksichtigten Jens Tiedtke am Kreis sowie mit Lars Kaufmann im linken Rückraum. Letzterer erwies sich - wie schon bei der unglücklichen Niederlage gegen Dänemark am Dienstag als Glücksgriff: Kaufmann erzielte vier der ersten fünf deutschen Treffer, das 3:3 durch Jansen bereitete er zudem vor. Da die deutsche Deckung aber ihrerseits Barcelonas Laszlo Nagy zunächst nicht in den Griff bekam und beide Torhüter kaum die Hand an den Ball bekamen, stand es nach 12 Minuten 6:6 unentschieden.

Nachdem Holger Glandorf einen Rückraumwurf ans Gebälk krachen ließ und Pulzejevic seinen Rechtsaußen Tamas Ivancsik zum 6:7 auf die Reise schickte, begann die stärkste Phase Deutschlands in der Partie: Sechs Tore in Folge gelangen dem DHB-Team, insbesondere das Zusammenspiel zwischen Spielmacher Martin Strobel und Kreisläufer Jens Tiedtke wurde immer besser. Auch Dominik Klein konnte sich in dieser Phase mit zwei Treffern, einem Nachwurf vom Kreis nach Kaufmann-Fehlwurf und einem Gegenstoß, auszeichnen.

Dominik Klein konnte zwei Treffer erzielen.
Klicken Sie zum Vergrößern! Dominik Klein konnte zwei Treffer erzielen.
Erst, als Heiner Brand dem im Angriff allgegenwärtigen Lars Kaufmann eine Ruhepause gönnte und für ihn Christophersen brachte, gab es einen kleinen Bruch im deutschen Spiel und Ungarn konnte auf 10:13 verkürzen. In der Schlussphase des ersten Durchgangs kehrte Kaufmann aber zurück und sorgte mit seinen Treffern 6 und 7 dafür, dass der Drei-Tore-Vorsprung bis zum Seitenwechsel weiter Bestand hatte.

Nach der Pause durfte Silvio Heinevetter ins Tor rücken, doch nachdem der Magdeburger gleich die ersten beiden Würfe hielt, verkürzte Ungarn nach zwei Fehlwürfen Glandorfs durch Gal und Mocsai doch auf 15:16. Die deutsche Mannschaft wankte kurz, fiel aber nicht. Stattdessen startete Glandorf nun endlich durch, bediente zunächst Tiedtke und legte dann mit einem Doppelpack zum 19:15 nach. Binnen elf Minuten wurde die ungarische Mannschaft, bei der nur Kreisläufer Gyula Gal ein einziges Mal ein Mittel gegen die engagierte deutsche Deckung fand, regelrecht zerlegt. Als der im zweiten Durchgang sonderbewachte Lars Kaufmann sich doch noch einmal befreien konnte und auf 23:16 erhöhte, war die Vorentscheidung nach 42 Minuten bereits gefallen.

Jens Tiedtke, der sich hier am Kreis durchsetzt, traf sechs Mal.
Jens Tiedtke, der sich hier am Kreis durchsetzt, traf sechs Mal.
Ungarn legte in einer Partie, die zwar von beiden Seiten gewonnen werden wollte, aber dennoch nicht mit vollster Konsequenz angegangen wurde, nun noch einmal alles auf eine Karte und versuchte mit sehr offensiven Abwehrformationen, den deutschen Rückraum zu verunsichern. Doch zunächst blieb die DHB-Auswahl gelassen, fand immer wieder den freien Jens Tiedtke und blieb bis zum 27:21 (53.) trotz der zwischenzeitlichen, ungewöhnlichen Rückraumformation Christophersen - Klein - Müller auf Siegkurs. Erst in den Schlussminuten, als gegen Torsten Jansen und Oliver Roggisch die einzigen Zeitstrafen in der Partie ausgesprochen wurden, kämpften sich die Magyaren noch einmal heran. Der Angriff kam aber zu spät: Bei angezeigtem Zeitspiel erlöste Martin Strobel seine Mannschaft und sicherte ihr damit den letztlich versöhnlichen fünften Platz.

(Sascha Krokowski)

 

Lesen Sie auch den ausführlichen Spielbericht der Kieler Nachrichten.

Spiel um Platz 5: 29.01.09, Do., 15.00: Ungarn - Deutschland: 25:28 (13:16)

Flagge HUN Ungarn:
Puljezevic (1.-20., 2 Paraden), Fazekas (20.-60., 9 Paraden); Ilyes (4), Csaszar (4/1), Mocsai (3), Gal (2), G. Ivancsik (2), T. Ivancsik (3), Harsanyi, Putics, Törö (1/1), Nagy (5), Herbert, Zubai (1); Trainer: Haydu
Deutschland:
Bitter (n.e.), Heinevetter (31.-60., 12 Paraden), Lichtlein (1.-30., 5 Paraden); Roggisch, Klein (2), Müller (3), Strobel (2), Tiedtke (6), Glandorf (3), Christophersen, Jansen (3), Schöne (1), Kaufmann (8), Schröder; Trainer: Brand
Schiedsrichter:
Baum / Goralczyk (Polen)
Zeitstrafen:
Ungarn: 0;
Deutschland: 2 (Jansen (54.), Roggisch (58.))
Siebenmeter:
Ungarn: 3/2 (Lichtlein hält Törö (19.));
Deutschland: 0
Spielfilm:
1. Hz.: 0:1, 1:1, 1:2, 3:2 (5.), 3:4, 4:4, 4:5 (10.), 5:5, 5:6, 7:6 (13.), 7:12 (19.), 8:12, 8:13, 10:13 (23.), 10:15, 12:15, 12:16, 13:16;
2. Hz.: 15:16 (34.), 15:21 (39.), 16:21, 16:23 (42.), 19:23 (47.), 19:24, 20:24, 20:25, 21:25, 21:27 (53.), 24:27 (59.), 24:28, 25:28.
Zuschauer:
3000 (Sport Hall Arena Zagreb, Zagreb (CRO))

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 30.01.2009:

Lars Kaufmann führt Deutschland auf Platz fünf

Titelverteidiger freut sich nach dem 28:25 gegen Ungarn über versöhnlichen Abschluss
Zagreb - Die Expedition hat ein versöhnliches Ende genommen. Mit dem 28:25 (16:13)-Sieg gegen Ungarn belegt der entthronte Titelverteidiger Deutschland den fünften Platz bei der 21. Weltmeisterschaft, die heute mit Kroatien gegen Polen (in Zagreb) und Frankreich gegen Dänemark (in Split) die Halbfinals bietet.

Zunächst flogen die beiden Schweißbänder in hohem Bogen in den Block der deutschen Fans der leeren Zagreb-Arena, in der die 1000 Fans etwas verloren wirkten. Dann nahm Lars Kaufmann lächelnd die Ehrung des "Man of the Match" entgegen, die Uhr eines Sponsors, bevor er jeden einzelnen Kameraden abklatschte. "Ich habe schon nach den ersten Würfen gemerkt, dass ich in einen Lauf komme", berichtete der mit acht Treffern beste Schütze des deutschen Teams.

"Das ist ein schöner Abschluss des Turniers", freute sich Bundestrainer Heiner Brand, zumal er mit dem Lemgoer Kreisläufer Sebastian Preiß (Fieber) und dem Hamburger Pascal Hens (Oberschenkelverletzung) auf zwei weitere Stammspieler verzichten musste.

Am Morgen hatte Silvio Heinevetter (Magdeburg), der mit Kaufmann ein Zimmer teilt, hellseherische Fähigkeiten bewiesen. "Ich habe zu Lars gesagt: Das heute wird dein Spiel, du wirfst zehn Tore", erzählt der Torwart, der in der zweiten Halbzeit mit einer Quote von 50 Prozent zum zweiten Matchwinner avancierte. "Der Silvio ist ein bisschen verrückt, der sagt immer so etwas", lächelte Kaufmann etwas verlegen. Aber sein Zimmergenosse behielt Recht. Allerdings profitierte der 1,99 Meter große Rückraum-Rechtshänder davon, dass viele seiner Gegenspieler kraftlos und müde wirkten. Kaufmann selbst hatte aber nur jeweils zwölf Minuten pro Partie gespielt. Er sprühte daher vor Einsatzfreude, schnellte hoch zu gewaltigen Sprungwürfen, traf auch mit seinen wuchtigen Stemmwürfen. Dazu blockte er einige Bälle in der Abwehr, worüber er sich ebenso freute wie über seine Tore. Kaufmann warf sich den Frust von der Seele.

Kaufmanns Körper wirkt wie aus einem Handball-Labor, er bringt geradezu ideale Körpermaße für diese Sportart mit. Und doch ist der Sachse, der mit seiner Frisur den Eindruck erweckt, er stehe ständig vor dem Gebläse eines Luftkissenfahrzeugs, wegen seiner ungelenken Spielweise oft verspottet worden. Stets stand der 26-Jährige im Schatten des gesetzten Stars Hens.

Unvergessen ist Kaufmanns Einsatz im WM-Halbfinale von 2007, als er in der zweiten Verlängerung ausgeruht von der Bank kam, ein Tor gegen Frankreich warf und dazu den entscheidenden Strafwurf herausholte - es war sein Beitrag zum Titelgewinn. Er kann von sich sagen, einmal Weltmeister geworden zu sein. Aber seitdem ist es nicht gut gelaufen. Beim TBV Lemgo war er oft verletzt, und weil Trainer Markus Baur nicht mehr mit ihm plante, wird er im Sommer nach Göppingen wechseln. "Ich hatte in der letzten Zeit wenig Glück", sagt Kaufmann. "Aber auf dieser Leistung kann ich aufbauen."

Irgendwie verkörperte Kaufmanns eindrucksvoller Auftritt gestern den Zustand der deutschen Mannschaft. Zwar hat sie in Kroatien den WM-Titel verloren. Aber die Spieler sind jung und hungrig, sie sind fest entschlossen, eine neue Mannschaft zu bilden, die irgendwann fähig ist, einen großen Triumph zu feiern.

Am Rande der Partie wurde bekannt, dass Holger Glandorf seine Zukunft bei den Rhein-Neckar-Löwen sehen soll. "Für mich war es keine Überraschung, dass er zu den Rhein-Neckar-Löwen wechselt. Zwischen dem THW und Glandorf hat es keinen Kontakt, absolut keine Verhandlungen gegeben", sagte THW-Manager Uwe Schwenker gestern gegenüber unserer Zeitung.

(von Erik Eggers und Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 30.01.2009)


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