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17.02.2009 Bundesliga

Kieler Nachrichten: Zukunft für Handball in Nordhorn bleibt ungewiss

Gestern Insolvenz angemeldet - Spielbetrieb gefährdet - Glandorfs Amtsantritt in Lemgo

Aus den Kieler Nachrichten vom 17.02.2009:

Nordhorn - Schwarzer Tag für die Handball-Bundesliga: Gestern hat die HSG Nordhorn bereits als zweiter Verein in dieser Saison Insolvenz angemeldet und der besten Liga der Welt damit einen gehörigen Imageschaden zugefügt.
Ob und inwieweit der Spielbetrieb beim EHF-Pokalsieger aus Nordhorn fortgeführt werden kann, wird in Absprache mit dem Insolvenzverwalter in den nächsten Tagen entschieden. "Wir gehen aber davon aus", sagte Berend Greven, Geschäftsführer der HSG Sport Marketing GmbH & Co. KG. Vor allem, so Greven, gelte es nach dem bereits am Wochenende angekündigten Gang zum Gericht nun aber, Sponsoren zu akquirieren: "Noch haben wir keine Signale aus der heimischen Wirtschaft, aber auch keine negativen."

Am Sonnabend hatte der seit Jahren ums finanzielle Überleben kämpfende Verein bereits seinen Rückraumstar Holger Glandorf zum TBV Lemgo verkauft. Als der Linkshänder gestern bei den Ostwestfalen offiziell vorgestellt wurde, regierte bei seinem alten Klub die Hoffnung. Die Ablösesumme soll der HSG, der angeblich mehr als eine Million Euro fehlen, noch ein bisschen helfen. Glandorf bekam in Lemgo übrigens die Nummer elf zugeteilt. Jene Zahl auf dem Trikot, die einst TBV-Star Volker Zerbe trug, die in Lemgo als "heilig" galt und die nie mehr vergeben werden sollte. Das drücke die Wertschätzung für den Neuzugang aus, betonte Zerbe, mittlerweile Geschäftsführer beim TBV, bei Glandorfs Amtsantritt. "Wenn einer dieses Trikot verdient, dann ist es Holger." Sein Debüt gibt der Nationalspieler ausgerechnet am Sonnabend gegen die Rhein-Neckar Löwen, die stark um Glandorf gebuhlt hatten.

In ihrem zehnten Jahr in der höchsten deutschen Spielklasse ist die HSG Nordhorn nach Essen der zweite Bundesligist, der in der laufenden Saison Insolvenz anmelden muss. Für Nordhorn würde die Eröffnung des Insolvenzverfahrens auf jeden Fall den Zwangsabstieg bedeuten.

Ob dieses Szenario noch abgewendet werden kann, scheint fraglich. "Die Chance besteht bestimmt, wie groß sie ist, kann ich nicht sagen", meinte Geschäftsführer Frank Bohmann von der Handball-Bundesliga (HBL). In Nordhorn seien jedenfalls die bereits im vergangenen Herbst abgesprochenen Sanierungsmaßnahmen "nicht wie geplant umgesetzt" worden.

Dem Klub waren im Laufe der Saison bereits vier Punkte wegen Lizenzverstößen abgezogen worden. Zusätzlicher Druck dürfte nun angesichts weiter fortschreitender Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Osnabrück wegen Verdachts der Steuerhinterziehung und der Zahlung von Schwarzgeldern entstanden sein. Wie schon im Fall TuSEM Essen stimmte laut Bohmann auch in Nordhorn die interne Struktur nicht. Spediteur Bernd Rigterink führte den Klub jahrelang praktisch im Alleingang und pumpte immer wieder private Gelder in die Bundesliga-Mannschaft.

(aus den Kieler Nachrichten vom 17.02.2009)


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