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24.03.2009 Bundesliga

Kieler Nachrichten: Alkohol, Geld, Essen, Frauen

Weitere Handball-Schiedsrichter packen aus

Aus den Kieler Nachrichten vom 24.03.2009:

Leipzig - Im internationalen Handball verdichten sich die Indizien für ein flächendeckendes Manipulationssystem mit Russland im Mittelpunkt. Als neue Zeugen traten gestern die deutschen Schiedsrichter Lars Geipel und Marcus Helbig auf.
Das Duo aus Sachsen-Anhalt machte eine dubiose Kontaktaufnahme öffentlich. Vor dem Champions-League-Spiel der Frauen zwischen Lada Togliatti und Viborg HK am 25. März 2007 vom ukrainischen Referee Walentin Wakula telefonisch nach Wünschen gefragt worden. Das geht aus Dokumenten hervor, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegen. "Er hat gefragt, ob wir etwas brauchen. Wir sind aber nie mit Geld bestochen worden", sagte Geipel. Er habe das Gespräch mit Wakula abgebrochen und den deutschen Schiedsrichterwart Peter Rauchfuß sowie Manfred Prause, Mitglied in der Schiedsrichter- und Regelkommission des Weltverbandes IHF, informiert.

Lada Togliatti war in der vergangenen Woche durch einen Bestechungsversuch des deutschen Schiedsrichter-Paares Holger Fleisch und Jürgen Rieber in den Fokus geraten. Rieber hatte erklärt, dass am Vorabend des Champions-League-Spiels zwischen Lada und Slagelse am 21. Januar 2006 seinem Kollegen auf der Toilette ein Zettel gereicht worden sei, auf dem gestanden habe: "Wir müssen dieses Spiel gewinnen." Zunächst sei von 10 000 Dollar die Rede gewesen, später von 20 000. Rieber: "Wir haben natürlich beide abgelehnt."

Im NDR-Fernsehen verriet der ehemalige Schweizer Schiedsrichter Michel Falcone am Sonntagabend pikante Details bei der versuchten Bestechung von Referees. "Da gibt es die Linie Alkohol, die Linie Essen, die Linie Frauen - oder die Linie Geld. Je nachdem, wie empfänglich der Schiedsrichter für solche Geschenke oder zuvorkommende Behandlungen ist, hat man dann versucht, das auch zu realisieren", sagte der 49 Jahre alte Michel Falcone, der 2006 nach 26 Jahren seine Laufbahn beendet hatte.

Die Einflussnahme, so Falcone, beginne bereits zu Hause: "Ich habe Telefongespräche erhalten von Kollegen oder auch Funktionären eines Landes, wo ich gerade hinreisen sollte, die mir dann mitgeteilt haben, machen sie sich eine Liste, wir können gewisse Sachen für sie erledigen." Dies wurde nun durch Geipel und Helbig bestätigt.

Der Europäischen Handball-Federation wirft Falcone Tatenlosigkeit vor, da die EHF auf entsprechende Hinweise nicht reagiert habe. "Da hatten wir plötzlich das Gefühl, dass wir nach unseren Meldungen nicht mehr eingesetzt wurden. Das heißt, kein Einsatz ist für einen Schiedsrichter wie eine Strafe."

(aus den Kieler Nachrichten vom 24.03.2009)


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