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08.04.2009 Verein

Kieler Nachrichten: "Hoeneß des Handballs" ist abgestürzt

Aus den Kieler Nachrichten vom 08.04.2009:

Gespräche mit Uwe Schwenker verlaufen oft in etwa so: Im Stil eines hanseatischen Kaufmannes strotzt der 50-Jährige vor Selbstbewusstsein, scheint zu sagen: "Ich bin allen einen Schritt voraus." Stimmt meistens auch. Viele halten ihn für zu selbstsicher, andere sagen: Der hält sich für unfehlbar.
Auf Professionalität legt er in jeder Hinsicht großen Wert. Die unglaublichen Erfolge, seine Verdienste für den Handball-Sport, sprechen für sich. Noch in der vergangenen Woche stellt Schwenker klar: "Ich mache mir Gedanken, aber keine Sorgen." Das dürfte seit gestern anders sein.

Der Mensch: Uwe Schwenker wird am 24. März 1959 in Bremen als Sohn des ehemaligen Nationalspielers Hinrich Schwenker (Feldhandball-Weltmeister 1959; gestorben 2005) geboren. Der Versicherungskaufmann, der 1988 eine Agentur in Kiel übernahm und Bezirks-Kommissar bei der Provinzial wurde, lebt getrennt von seiner Frau Karin und hat eine Tochter.

Der Spieler: Der 1,86 große Linksaußen, der in seiner aktiven Zeit den Spitznamen "Mister Gegenstoß" trug, wechselte nach zwei Jahren beim TV Grambke Bremen zum THW Kiel. Nach seinem offiziellen Karriereende 1992 absolvierte Schwenker in der Saison 1993/94 noch einmal zwei Spiele für die "Zebras". Er wurde vier Mal mit dem THW deutscher Vizemeister, trug von 1987 bis 1992 die Kapitänsbinde und kam auf insgesamt 72 Länderspiele (164 Tore) für Deutschland. Er gewann 1984 bei den Olympischen Spielen in Los Angeles die Silbermedaille. In 366 Bundesliga-Spielen für den THW warf sich Schwenker mit 1346 Treffern auf Platz 18 der ewigen Torschützenliste.

Der Manager: Bevor Schwenker 1993 den Posten des THW-Managers von Ligaobmann Heinz Jacobsen übernahm, gab er am Ende der Saison 1992/93 ein kurzes Intermezzo als Interimstrainer, nachdem Holger Oertel zurückgetreten war. Im Sommer 1993 traten dann Schwenker und der neue Trainer Noka Serdarusic zeitgleich ihr Amt an. Es folgte prompt die erste Meisterschaft nach 31 Jahren. Insgesamt blickt der Manager Uwe Schwenker heute auf elf Meistertitel, fünf Pokalsiege und den Champions-League-Triumph 2007 zurück, gewann dreimal den EHF-Cup und fünfmal den Supercup. Die "Ehe" mit seinem Meistertrainer Serdarusic hielt schließlich bis 2008. Eine Zeit, in der der "Uli Hoeneß des Handballs" den Kieler Etat von jährlich 1,7 Millionen Mark auf jüngst 7,8 Millionen Euro schraubte. Im Jahr 2001 wurde ihm - gewählt vom Magazin "Sport 2001" - die Ehre des "mächtigsten Mannes im deutschen Handball" zuteil. Die Zeitschrift "Horizont Sportbusiness" wählte Schwenker im vergangenen Jahr zum "Sportmanager des Jahres". Er habe, so die Jury, eine "leistungsstarke Wohlfühlfamilie für internationale Sportler" geschaffen.

Der Funktionär: Obwohl beim Fußball groß geworden, ist Uwe Schwenker ein Junge des Handballs. Er war ein Verfechter der Sache. Nicht nur in Kiel. Über seinen Posten als THW-Manager hinaus, kämpfte er als Vizepräsident der Handball-Bundesliga unter anderem in der HBL-Fernsehkommission für lukrative TV-Verträge, ohne dabei die Selbstkritik aus den Augen zu verlieren. "Um höhere Quoten zu haben, müsste der Handball seine Hausaufgaben machen. Mit einem Spielplan, der weder zuschauer- noch mediengerecht ist, stehen wir uns selbst im Weg", monierte er einst. Darüber hinaus fungierte Schwenker als Vizepräsident der G-14 des Handballs, der "Group Club Handball", und wehrte sich dort erfolgreich gegen ein Final-Four-Turnier in der Champions League. Bei der EHF vertrat er als Vorsitzender der Marketing-Kommission die Interessen der CL-Klubs. Einen weiteren Höhepunkt in seiner Funktionärskarriere erlebte Schwenker als Chef des lokalen WM-Organisationskomitees 2007 in Kiel.

(von Tamo Schwarz und Frank Molter, aus den Kieler Nachrichten vom 08.04.2009)


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