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07./08.10.2009 - Letzte Aktualisierung: 08.10.2009 Bundesliga

THW lässt gegen Lemgo einen Punkt liegen

Bundesliga, 6. Spieltag: 07.10.2009, Mi., 20.15: THW Kiel - TBV Lemgo: 27:27 (13:12)
Update #2 KN-Spielbericht und weitere Stimmen ergänzt ...

Nicht nur für Alfred Gislason war es zum Haareraufen:  Der THW Kiel verlor gegen den TBV Lemgo seine bisher weiße Weste.
Klicken Sie zum Vergrößern! Nicht nur für Alfred Gislason war es zum Haareraufen: Der THW Kiel verlor gegen den TBV Lemgo seine bisher weiße Weste.
Den Heimnimbus gewahrt, das 31. Spiel in Folge in der Sparkassen-Arena nicht verloren - und trotzdem jubelte am Mittwochabend im Kieler Handball-Tempel nur der Gast: Der THW Kiel ließ trotz einer zwischenzeitlichen Sechs-Tore-Führung gegen den TBV Lemgo einen Punkt liegen. Gegen den Tabellenvierten aus dem Lipperland und seinen elffachen Torschützen Michael Kraus fanden die Kieler zu wenig Mittel, um mehr als ein 27:27 (13:12) zustande zu bringen. Bester Torschütze für die Kieler war Filip Jicha, der nach seiner Einwechslung in der 17. Minute gegen seinen Ex-Club mit sieben Treffern erfolgreich war.
Gegen den TBV Lemgo setzte Alfred Gislason zu Beginn auf Kim Andersson, Börge Lund und Momir Ilic im Rückraum, Jicha blieb zunäcts auf der Bank, wo er neben Marcus Ahlm Platz nahm. Erneut nicht im Team stand der am Oberschenkel verletzte Daniel Narcisse, für den Kieler Kapitän rückte Igor Anic in die Startformation. Beim TBV Lemgo wurden dem etatmäßigen Rechtsaußen Florian Kehrmann gleich zwei Sonderaufgaben zugewiesen: Zum einen sollte er den linken THW-Rückraum als Spitze einer 5-1-Deckung einengen, zum anderen ersetzte er im Angriff die beiden verletzt fehlenden Kreisläufer Sebastian Preiß und Vignir Svavarsson ersetzen.

Aron Palmarsson brachte Schwung ins Spiel und erzielte drei Tore.
Klicken Sie zum Vergrößern! Aron Palmarsson brachte Schwung ins Spiel und erzielte drei Tore.
Den ersten Treffer der Partie erzielte mit Michael Kraus der Mann, der vor allem in der ersten Halbzeit die Kieler Abwehr vor größte Probleme stellte. Kraus und Kehrmann waren es auch, die den TBV beim 5:3 (10.) erstmals mit zwei Toren in Führung warfen. Bis dahin hatten die 10250 Zuschauer in der wie immer bei Bundesliga-Spielen ausverkauften Sparkassen-Arena ein wahres Fehlerfestival ihrer Mannschaft im Angriff erlebt. Als Lund einen Pass unbedrängt ins Aus warf, Galia einige feine Paraden zeigen durfte und Lemgo erneut durch das Duo Kehrmann/Kraus mit 9:6 in Führung ging (18.), reagierte Gislason: Er brachte Jicha für den glücklosen Ilic, ersetzte Andersson durch Zeitz und beorderte auch den Kapitän aufs Feld. Der junge Aron Palmarsson durfte auf die Mittelposition - und obwohl der THW Kiel in dieser Phase nahezu komplett durchgetauscht wurde, klappte einiges mehr im Angriff. Vor allem kehrte mit den Einwechslungen das gefürchtete Kieler Tempo-Spiel zurück in die Arena, die Einwechslungen brachten Schwung in das bis dato viel zu statische Angriffsspiel. Und obwohl nicht alles rund lief, kamen die Zebras nun erstmals richtig ins Spiel. Angetrieben von einem wie entfesselt auftretenden Jicha kämpfte sich der THW zurück in die Partie. Vier Tore erzielte der Tscheche in Folge für seine Farben, drehte einen 7:9-Rückstand binnen vier Minuten in eine 11:10-Führung. Als Palmarsson dann ein Doppelschlag gelang, lagen die Kieler beim 13:11 sogar erstmals mit zwei Toren in Front. Doch Kraus verkürzte mit seinem siebten Treffer noch auf 12:13 aus Sicht der Ostwestfalen, die offensichtlich zufrieden in die Pause gingen.

Filip Jicha war siebenmal gegen seinen alten Verein erfolgreich.
Klicken Sie zum Vergrößern! Filip Jicha war siebenmal gegen seinen alten Verein erfolgreich.
Das konnten sie umso mehr sein, weil ihnen auch in der zweiten Hälfte der bessere Start gelang. Erneut schlug Kraus zweimal zu, verwandelte einen Siebenmeter und ließ Andersson einmal mehr schlecht auf seiner Deckungsseite aussehen. Doch urplötzlich war der THW da, Jicha drosch nach einer schnellen Mitte den Ball mit 103 km/h in die Maschen, Ilic traf aus dem Feld, Klein verwandelte einen Abpraller und Jicha setzte mit einem 106-km/h-Geschoss noch einen drauf: Beim 18:14 kam erstmals richtig Stimmung in die Bude. Spätestens als Kim Andersson seine Scheu vor der gegnerischen Abwehr abgelegt hatte und Jicha nach einem unfreiwilligen Doppelpass mit Kubes einnetzen konnte, schien sich das Blatt einmal mehr in der zweiten Hälfte zugunsten der Kieler zu wenden. Das 21:16 (40.) ließ auch Gislason einen Moment lang ruhiger an der Seitenlinie stehen - zumal Sprenger in "Air"-Manier aus dem Rückraum und Klein per Tempogegenstoß beim 23:17 die Führung sogar noch ausbauen konnten.

Kim Andersson drehte in der Schlussphase auf.
Klicken Sie zum Vergrößern! Kim Andersson drehte in der Schlussphase auf.
Nun reagierte Mudrow, brachte Carsten Lichtlein ins Tor und gönnte Kraus eine Pause. Mit Tamas Mocsai brachte er einen weiteren Linkshänder auf die Platte - zu diesem Zeitpunkt spielten bei Lemgo nur zwei Rechtshänder. Dies schien die Kieler Abwehr zu verwirren, die viel zu defensiv zuschauen musste, wie Mocsai viermal in sechs Minuten relativ unbedrängt treffen konnte. Und auch Palmarssons abgefälschter Wurf zum 24:19 konnte nicht verhindern, dass Lemgo beim 22:25 durch Mocsais Hüftwurf wieder in Schlagdistanz war. Im Angriff häuften sich nun auch wieder die Fehler, zudem nutzte Lichtlein die Gunst der Stunde und konnte dem THW einige freie Bälle wie Sprengers übermotivierten Heber abkaufen - kurzum: Der THW brachte den Gegner wieder zurück ins Spiel. Das konnte auch Gentzel trotz starker Paraden nicht vollends verhindern, zumal das Schiedsrichtergespann es nicht nur in dieser Phase gut mit den die Angriffe elendig lang vortragenden Lemgoern meinte. Vielleicht fehlte der THW-Abwehr aber auch der letzte Kick, um die Tore bei angezeigtem "Passivem Spiel" zu verhindern. Ilyes traf zum 23:25 (51.), Gislasons Auszeit und Lunds Rückkehr auf die Platte brachten auch nicht mehr Ruhe ins Zebra-Spiel. Kehrmann setzte sich einmal mehr am Kreis durch, der 24:25-Anschluss wirkte für Lemgo
Freude bei TBV-Trainer Volker Mudrow und seinem "Matchwinner" Michael Kraus.
Klicken Sie zum Vergrößern! Freude bei TBV-Trainer Volker Mudrow und seinem "Matchwinner" Michael Kraus.
genauso wie eine Initialzündung wie der von Lichtlein parierte Siebenmeter von Ilic (53.). Binder verwandelte fünf Minuten vor dem Ende einen Tempogegenstoß zum Ausgleich, der einen offenen Schlagabtausch zur Folge hatte. Andersson brachte den THW in Führung, Ahlm hätte sie freistehend ausbauen können. Doch Lichtlein entschärfte auch diese Großchance, Binder traf bei angezeigtem "Zeitspiel" zum erneuten Ausgleich, Andersson mit 110 km/h zur THW-Führung. Kraus besorgte eine Minute vor dem Ende mit seinem elften Tor erneut das Remis, das die Kieler in fünfzig Sekunden Restspielzeit doch noch in einen Sieg hätten ummünzen können. Doch Ilics finaler Wurf wurde geblockt, an der Seitenlinie fielen sich die Lipperländer in die Arme - auch wenn Hermann einen letzten Freiwurf in die Kieler Mauer warf. Ausgelassen feierten die Lemgoer ihre Wiederauferstehung nach turbulenten Wochen, während die Kieler sich die große Chance noch aus den Händen nehmen ließen, die weiße Weste in der Bundesliga länger als bis zum sechsten Spieltag wahren zu können.

Lange Zeit, dem Punktverlust hinterher zu trauern, haben die Zebras allerdings nicht: Bereits am Sonntag wartet mit dem FC Barcelona ein ganz harter Brocken auf das Team von Alfred Gislason, ehe drei Tage später das ewigjunge Derby bei der SG Flensburg-Handewitt auf dem Programm steht. Zwei gute Gelegenheiten also, sich den Frust vom Lemgo-Spiel von der Seele zu werfen.

(Christian Robohm)

Lesen Sie auch den Spielbericht der Kieler Nachrichten.

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Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Alfred Gislason:
Alfred Gislason versuchte bei den Schiedsrichtern eine Erklärung für einige Pfiffe zu bekommen.
Klicken Sie zum Vergrößern! Alfred Gislason versuchte bei den Schiedsrichtern eine Erklärung für einige Pfiffe zu bekommen.
Ich bin mit dem Unentschieden nicht zufrieden. Wir hatten heute aber teilweise selber schuld. Wir haben zu viele Fehler gemacht und haben uns zu ungeduldig in der Abwehr gezeigt. Hinzu kam eine nicht gewohnte Torhüterleistung und ein paar merkwürdige Entscheidungen. Wirklich schade, doch wir werden nun anhand des Videos analysieren, wo unsere Fehler genau lagen. Wir haben alles andere als großartig gespielt.

Marcus Ahlm habe ich heute anfangs geschont, weil ich ihn in der Endphase fit haben wollte. Igor hat seine Sache gut gemacht.

Frage: Welche Schiedsrichter-Entscheidungen meinen Sie?:
Mir war nicht bewusst, dass bei Meckern des Trainers und einer Gelben Karte dafür ein Ballverlust folgt.

Zum Spiel in Barcelona:
Der FC Barcelona hat eine starke Mannschaft, und wir fahren am Wochenende da nicht nur hin, um Sightseeing zu machen. Wir wollen und werden besser spielen als heute.

TBV-Trainer Volker Mudrow:
Eine Pressekonferenz ist immer angenehm, wenn man ein gutes Spiel hinter sich hat und zufrieden ist. Wir hatten uns vorgenommen, eine gute Leistung zu bieten und zu versuchen, Kiel ein bisschen zu ärgern. In den letzten Spielen lief beim THW Kiel auch noch nicht alles nach Maß - also haben wir heute unser Bestes gegeben.

Ich bin zufrieden mit meiner Mannschaft, und beim THW Kiel ohne 30 Gegentore rauszukommen, ist doch schon was.

Wir wollten in der zweiten Halbzeit die gute Leistung aus den ersten dreißig Minuten wiederholen, kamen dann aus dem Tritt und beim 23:17 (45.) ein wenig auf die Verliererstraße. Ich bin glücklich, ein Unentschieden geschafft zu haben.

TBV-Geschäftsführer Volker Zerbe:
Ich bin sehr zufrieden, dass wir uns dieses Unentschieden erkämpft haben. Mir hat die Mannschaftsleistung imponiert. Wir haben all unser Potential abrufen können und haben die richtigen Signale gegeben. Auf der Rückfahrt heute können sich unsere Spieler noch einmal freuen, dann wird sich auf das kommende Spiel gegen den HSV Hamburg konzentriert.
THW-Geschäftsführer Uli Derad:
Für uns ist es ein bitterer Punktverlust, schade, dass es zu keinem Sieg gereicht hat. Ich möchte mich aber für die tolle Unterstützung der Zuschauer bedanken.
TBV-Spieler Florian Kehrmann gegenüber dem DSF:
Klar freue ich mich, Punkte in Kiel holt man ja nicht alle Tage, und auch wenn es nur einer ist, freut man sich.

Heute haben wir ein sehr gutes Spiel gezeigt, bis zum Ende gekämpft, obwohl wir schon mit fünf Toren hinten waren. Wir haben sehr gut gedeckt, Lichtlein hat das Tor zugenagelt, vorne haben wir geduldig gespielt. Am Ende sind wir belohnt worden.

THW-Spieler Filip Jicha gegenüber dem DSF:
Mit hängenden Köpfen verließen die Zebras die Platte.
Klicken Sie zum Vergrößern! Mit hängenden Köpfen verließen die Zebras die Platte.
In der zweiten Halbzeit hatten wir eigentlich sehr gut gespielt und lagen mit fünf Toren vorn. Aber Lemgo hat am Ende sehr geduldig gespielt, wir haben unseren Einfluss auf das Spiel verloren und den Sack nicht zugemacht. Nein, da war keine Überheblichkeit bei uns. Wir wussten, dass Lemgo eine ganz starke Mannschaft hat. Es ist immer noch der Anfang der Saison, wir haben unser Spiel noch nicht gefunden, das hat Lemgo ausgenutzt. Aber wir machen jeden Tag einen Schritt nach vorn, müssen weiter an uns glauben, unseren Tempo-Handball spielen und mit Druck und Mut aufs gegnerische Tor gehen. Hinten hapert es auch noch ein bisschen.

Wir haben sieben Neuzugänge zu integrieren, aber unser größter Fehler wäre, wenn wir nicht an uns glauben. Wir haben einen Punkt verloren, aber die Deutsche Meisterschaft ist damit noch nicht entschieden. Das wird eine ganz spannende Saison.

[Zum Spiel beim FC Barcelona:]
Jetzt kommen die Spiele im Rhythmus Mittwoch - Wochenende, wir brauchen das auch, wir sind das gewohnt. Wir fahren nach Barcelona um zu gewinnen. [Zum Abgang von Stefan Lövgren:]
Klar ist das ein großer Verlust. Er hat uns immer einen Rat geben können, aber wir haben immer noch die Qualität in der Mannschaft. Wir brauchen nur ein wenig Zeit.

THW-Kapitän Marcus Ahlm gegenüber den KN:
Wir spielen vorne noch nicht stabil genug, hinten geht es schon ganz gut. Wir müssen noch viel üben.
THW-Spieler Kim Andersson gegenüber den KN:
In der zweiten Halbzeit haben wir erst sehr guten Handball gespielt, dann nicht. In Barcelona müssen wir 1000 Mal besser spielen.

6. Spieltag: 07.10.09, Mi., 20.15: THW Kiel - TBV Lemgo: 27:27 (13:12)

Logo THW Kiel:
Omeyer (1.-49., 57.-60., 8 Paraden), Gentzel (49.-57. und 1 Siebenmeter, 3 Paraden); Lund (1), Wessig (n.e.), Andersson (3), Lundström (1), Anic (1), Sprenger (2), Ahlm (2), Zeitz, Palmarsson (3), Ilic (5/3), Klein (2), Jicha (7); Trainer: Gislason
Logo TBV Lemgo:
Lichtlein (42.-60., 5 Paraden), Galia (1.-42., 8 Paraden); Kraus (11/3), Ilyes (1), Glandorf, Schmetz (2/1), Kehrmann (6), Binder (3), Mocsai (4), Strobel (1), Hermann (), Kubes; Trainer: Mudrow
Schiedsrichter:
Bernd Methe / Reiner Methe (beide Vellmar)
Zeitstrafen:
THW: 3 (Anic (13.), Andersson (16.), Zeitz (30.));
TBV: 3 (Ilyes (19.), Glandorf (22.), Kubes (60.))
Siebenmeter:
THW: 5/3 (Galia hält Lundström, der den Nachwurf verwandelt (4.), Lichtlein hält Ilic (53.));
TBV: 4/4
Spielfilm:
1. Hz.: 0:1 (3.), 1:2 (6.), 3:4 (9.), 4:5 (12.), 5:7 (15.), 6:8 (18.), 8:9 (21.), 11:10 (24.), 12:11 (27.), 13:12;
2. Hz.: 17:14 (36.), 20:16 (39.), 21:17 (42.), 25:21 (45.), 25:23 (48.), 25:24 (52.), 25:24 (54.), 26:26 (58.), 27:27.
Zuschauer:
10250 (ausverkauft) (Sparkassen-Arena-Kiel, Kiel)
Spielgrafik:
Spielgrafik

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 08.10.2009

Die lange Suche nach der meisterlichen Form

THW Kiel gelingt trotz Sechs-Tore-Führung nur ein 27:27 (13:12) gegen den TBV Lemgo
Kiel - Es war ein Unentschieden, das sich gestern Abend in der ausverkauften Sparkassen-Arena anfühlte wie eine Niederlage. Der deutsche Handballmeister THW Kiel musste beim 27:27 (13:12) gegen den TBV Lemgo den ersten Punktverlust der Saison hinnehmen, hatte in der zweiten Halbzeit jedoch den Sieg deutlich vor Augen.

Die "Zebras" bekamen die Zentrifugalkräfte der personellen Rotation mit voller Wucht zu spüren. Mit Börge Lund, Kim Andersson und dem anfänglichen "Fehlerteufel" Momir Ilic lief zunächst nicht viel im Rückraum des THW, in dem die Bälle reihenweise purzelten oder wahlweise ins Leere flogen. THW-Trainer Alfred Gislason reagierte prompt und ersetzte in seinem Gefüge Andersson durch Christian Zeitz und in der Mitte erstaunlich früh Lund durch den jungen Aron Palmarsson, der kurzfristig Tempo in das zähe Geschehen injizierte. Dass der Gastgeber unter den Anfeuerungsrufen der 10 250 Zuschauer das 6:9 (19.) in ein 13:12 zur Pause drehte, lag jedoch hauptsächlich an der "One-Man-Show" von Filip Jicha und seinen vier Treffern innerhalb von nur vier Minuten.

Lemgo machte viel aus seinen Möglichkeiten. Kurios, dass Florian Kehrmann als Interims-Kreisläufer sechs Treffer erzielte. Furios, wie "Mimi" Kraus aus seinem Wurfrepertoire elf Tore zauberte. Beachtlich, wie sehr der TBV nie aufhörte, an sich zu glauben. Auch nicht beim 23:17 (43.) für den THW. Mit der Einwechslung von Tamas Mocsai in der Rückraum-Mitte gelang TBV-Coach Volker Mudrow ein Glücksgriff. Seine vier Treffer bis zum 25:22 49.) ließen Lemgo hoffen. Der THW hatte nach der Pause erneut mit Ilic, Jicha und Andersson im Rückraum gespielt, ehe der Faden riss und die Rotation wieder einsetzte. Lund blieb sitzen, Gislason schenkte erneut Palmarsson das Vertrauen (46.), der jedoch sichtlich Mühe hatte, dem Spiel der "Zebras" Struktur zu geben. Palmarsson ging, Lund kam (52.). Lund ging, Jicha kam (56.).

Derweil holte Lemgo weiter auf. Der spät eingewechselte Carsten Lichtlein (42.) parierte zunächst einen Siebenmeter des glücklosen Ilic (53.), dann einen freien Wurf von Marcus Ahlm (57.). Plötzlich trat der bis dahin unauffällige Lemgo-Linksaußen Michael Binder beim 25:25 (55.) und 26:26 (58.) zweimal in Erscheinung. Das Schiedsrichtergespann verlor genauso seine Linie. Kraus behielt beim 27:27 (59.) die Nerven, und schließlich wuchtete Momir Ilic seinen letzten, vergeblichen Wurf in den Block der Ostwestfalen.

"Normalerweise hätte der THW das Spiel gewinnen müssen", gestand "Kreisläufer wider Willen" Florian Kehrmann anschließend ehrlich ein. "Das war ein super Erlebnis, hier einen Punkt zu holen. Der THW findet sich gerade, wird aber seinen Weg auch mit dieser Mannschaft machen." Der an der Seitenlinie sichtlich aufgewühlte und nach Spielende enttäuschte Alfred Gislason rechtfertigte seine Personal-Rochaden: "Das Rotieren hat uns zuletzt zu Siegen gebracht", sagte der Isländer. "Lemgo wollte das Tempo rausnehmen, die Schiedsrichter haben das zugelassen. Das war bei uns der Bruch." Nach 399 Tagen hat der THW Kiel wieder einen Punkt in eigener Halle verloren und ist weiter auf der Suche - nach seiner Form.

(von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 08.10.2009)


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