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09.11.2009 Champions League

Kieler Nachrichten: Amicitia vor dem Konkurs?

Verantwortliche des Schweizer Handballmeisters geben heute bekannt, ob sie ihre "Bücher deponieren" müssen

Aus den Kieler Nachrichten vom 09.11.2009:

Kiel/Zürich - Der Terminplan für die Gruppenphase der Champions League ist eindeutig. Am Sonntag kommt die SG GC Amicitia Zürich, Handballmeister der Schweiz, nach Kiel. Nur eine Naturkatastrophe könnte das verhindern, oder eine Insolvenz. Da die Amicitia AG, Inhaber der Spiellizenz für die Swiss Handball League (SHL), massive Geldsorgen hat, ist Letzteres möglich.
Heute wollen die Offiziellen von Amicitia, die mit dem abgestiegenen Rekordmeister Grasshopper Zürich eine Spielgemeinschaft gegründet haben, die Karten auf den Tisch legen. Bereits am Donnerstag hatten sie angekündigt,ndass die Amicitia Handball AG (AHAG) "auf Grund großer Liquiditätsprobleme und einer akuten Insolvenz die Eröffnung eines Konkursverfahrens beantragen". Tags darauf ruderte der Tabellenzweite der SHL zurück. "Die Bilanz ist noch nicht deponiert", meinte Verwaltungsratspräsident Bruno Oetterli gegenüber der Nachrichtenagentur "Sportinformation", die Insolvenz also noch nicht beantragt.

Die Spieler, darunter die ehemaligen deutschen Nationalspieler Jan-Henrik Behrends und Heiko Grimm, wurden bereits über die Notlage informiert. "Bis Oktober sind alle Löhne bezahlt", meinte Oetterli gegenüber der "Neuen Zürcher Zeitung" (NZZ). Es ginge primär um ausstehende Prämien. In der vergangenen Saison feierte Amicitia mit 61:3 Punkten den fünften Meistertitel und erreichte im europäischen Pokalsieger-Cup das Halbfinale. Für Oetterli ist klar, dass auch die Spieler ihren Beitrag leisten müssen. "Wir werden über einen Lohnverzicht verhandeln." Mit Abgängen rechne er nicht, schließlich spiele Amicitia in der Champions League.

Erstaunlich, dass dem Vorletzten der Gruppe D am Sonnabend trotzdem ein 22:22 in Skopje gelang. Torhüter Arunas Vaskevicius hatte mit einer Quote von 51 Prozent (23 Paraden) maßgeblichen Anteil daran, dass die Schweizer noch von Platz vier und dem Achtelfinale träumen können. Vorausgesetzt, der Club meldet sich nicht vorzeitig ab. Ob die AHAG ihre "Bücher deponiert", wird erst heute bekannt gegeben. Zuletzt gaben sich die Führungsgremien von Amicitia und den Grashoppers noch zuversichtlich, die Finanzierung in jedem Fall für die laufende Saison gewährleisten zu können.

Für Beat Wernli, Präsident der SHL, kam die Schieflage nicht überraschend. "Ich war über die Schulden der vergangenen Saison informiert", sagte er der "NZZ". Wenn sich die GC Amicitia durch den Konkurs der AG von Altlasten befreien könne, sei sogar ein Neuanfang unter besseren Voraussetzungen möglich. Nur wann, das ist noch unklar.

(Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 09.11.2009)


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