Die DHB-Auswahl startete vor 7000 Zuschauern konzentriert in die Partie in Innsbruck und ließ sich dabei auch von der schon in der ersten Hälfte überharten Gangart der Gastgeber nicht irritieren. Über 4:2 (8.), 8:6 (16.) und 12:8 (23.) baute die Mannschaft von Bundestrainer Heiner Brand die Führung bis zur Pause kontinuierlich auf fünf Tore aus. Garant der klaren Halbzeitführung war ein guter Silvio Heinevetter im Tor des deutschen Teams, der hinter einer gut gestaffelten Abwehr den insgesamt neun in der TOYOTA Handball-Bundesliga spielenden Österreichern und deren Mannschafttskollegen das Leben schwer machte. Im Angriff überzeugten neben dem sicheren Rückraumschützen Holger Glandorf vor allem die Außen: Uwe Gensheimer und der Kieler Christian Sprenger spielten eine tolle Partie. Nicht richtig zum Zug kam bis auf Glandorf der deutsche Rückraum: Über weite Strecken der Partie lief das Spiel an Haupttorschütze Michael Kraus (11/8) komplett vorbei, auch Kaufmann und Christophersen konnten dem deutschen Spiel kaum Impulse verleihen.

Nach dem Wechsel schien die gute Form der ersten Halbzeit bei den deutschen Akteuren wie weggeblasen: Die österreichische Defensive agierte nun aggressiver und griff die DHB-Offensive früher an. Das Resultat waren viele Gegenstöße des in Berlin spielenden Konrad Wilczynski - beim 19:20 (40.) waren die Gastgeber wieder in Schlagdistanz - und nahmen diese Metapher in der Folgezeit leider viel zu wörtlich. Nach Wilczynskis Ausgleich zum 23:23 (43.) hätten sowohl Vitas Ziura, der Lars Kaufmann ins Gesicht schlug, als auch Patrick Fölsers grobes Foul an Holger Glandorf, der mit beiden Händen von Fölser ins Gesicht geschlagen wurde, mit der roten Karte geahndet werden müssen.

Trotz der überharten Gangart behielt die DHB-Auswahl in einer zerfahrenen und hektischen Schlussphase letztlich die Übersicht. Dominik Klein war es dann, der dreißig Sekunden vor dem Ende das 30:29 erzielte, sich kurz darauf einen Steal sicherte und damit der deutschen Mannschaft einen siegreichen Start in die heiße Phase der EM-Vorbereitung bescherte, in der am Wochenende in Nürnberg und Regensburg noch zwei Partien gegen den Olympia-Zweiten Island anstehen, ehe am 13. Januar in Mannheim gegen Brasilien die EM-Generalprobe steigt.

(Christian Robohm)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 06.01.2010:

Müder Aufgalopp der DHB-Handballer

Bundestrainer Brand sah "wenig Perfektes" beim 30:29 im EM-Test in Österreich

Innsbruck - Die deutschen Handballer sind mit einem glücklichen Sieg in die letzte Phase der EM-Vorbereitung gestartet. Zwei Wochen vor dem Start der Europameisterschaft in Österreich setzte sich die Nationalmannschaft von Bundestrainer Heiner Brand gestern Abend in einem Testspiel gegen den EM-Gastgeber mit 30:29 (17:12) durch.

In der Innsbrucker Olympiahalle, in der die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) vom 19. Januar an seine drei EM-Vorrundenspiele bestreiten wird, zeigte das DHB-Team im ersten Länderspiel des Jahres 2010 aber eine nur mäßige Leistung. Vor 7000 Zuschauern, darunter Bob-Olympiasieger Andre Lange (Oberhof) und Österreichs Schlagerstar DJ Ötzi, war der Lemgoer Michael Kraus (11/8) erfolgreichster deutscher Torschütze. Bei den Österreichern traf Robert Weber (7/3) vom SC Magdeburg am besten. Die deutsche Mannschaft bestreitet am Wochenende in Nürnberg und Regensburg noch zwei Partien gegen den Olympia-Zweiten Island, ehe am 13. Januar in Mannheim gegen Brasilien die EM-Generalprobe steigt.

Brand hatte erst am Sonntag seine Spieler in Hersching am Ammersee zum Vorbereitungslehrgang zusammengerufen. Die harten konditionellen Einheiten waren den Deutschen anzumerken. "Ich habe wenig Perfektes gesehen, das habe ich aber auch nicht erwartet", sagte Brand. "In der ersten Halbzeit haben wir im Rahmen unserer Möglichkeiten ganz gut gespielt. Aber dann haben wir unser System verloren und zu viele Fehler gemacht."

Die Österreicher agierten ohne großen Respekt. Im ersten Durchgang konnten aus deutscher Sicht Keeper Silvio Heinevetter (Füchse Berlin) und Holger Glandorf überzeugen. Der Lemgoer markierte beim 13:9 (26.) seinen 400. Treffer im DHB-Dress. Im Rückraum lief hingegen das Spiel an Lars Kaufmann (Göppingen), Michael Müller (RN Löwen), Sven-Sören Christophersen (Wetzlar) und Michael Haaß (Göppingen) fast völlig vorbei. Auch Spielmacher Michael Kraus (Lemgo) wusste nur als sicherer Siebenmeterschütze zu gefallen.

Die Außen und der Kreis wurden selten eingebunden. Auch in der zweiten Halbzeit wechselte Brand munter durch. Doch prägten über weite Strecken zu viele Einzelaktionen und fehlende Abstimmungen das DHB-Spiel. Beim 23:23 (44.) glichen die Österreicher wieder aus und lieferten Deutschland bis zum Schluss einen packenden Kampf. Für die Entscheidung sorgte der Kieler Dominik Klein. 30 Sekunden vor Schluss traf er zum Endstand, anschließend unterband er in der Abwehr den letzten Angriffsversuch der Gastgeber.

(Aus den Kieler Nachrichten vom 06.01.2010)