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21./22.04.2010 - Letzte Aktualisierung: 22.04.2010 Bundesliga

Auf und Ab: Zebras besiegen die Füchse letztlich deutlich

Bundesliga, 27. Spieltag: 21.04.2010, Mi., 20.15: THW Kiel - Füchse Berlin: 35:26 (20:10)
Update #3 KN-Spielbericht, weitere Stimmen ergänzt...

Christian Zeitz machte bis zu seiner unberechtigten Roten Karte in der 36. Minute ein gutes Spiel.
Klicken Sie zum Vergrößern! Christian Zeitz machte bis zu seiner unberechtigten Roten Karte in der 36. Minute ein gutes Spiel.
Der THW Kiel hat auch die dritte Partie der Saison gegen die Füchse Berlin gewonnen. Am Mittwochabend setzten sich die Kieler nach einem Auf und Ab letztlich noch deutlich mit 35:26 (20:10) durch. Nach einer sehr guten ersten Halbzeit gerieten die Kieler in der zweiten Hälfte nach einer unberechtigten Roten Karte gegen den starken Christian Zeitz noch in Bedrängnis. Erst als Gislason zehn Minuten vor dem Ende beim Stand von 27:25 für den THW Thierry Omeyer, Filip Jicha und Daniel Narcisse wieder auf die Platte beorderte, wurde das Spiel zu der letztlich verdient klaren Angelegenheit. Bester Torschütze war der angeschlagene Filip Jicha mit 9/3 Treffern, wovon der Tscheche sechs in den letzten elf Minuten erzielte.
Der THW Kiel, der in diesem wie auch in den restlichen Spielen auf Kim Andersson verzichten musste (siehe Extra-Bericht), begann gegen ebenfalls dezimierte Berliner, bei denen unter anderem Nationaltorhüter Silvio Heinevetter und Kreisläufer Torsten Laen sowie Stian Vatne fehlten, mit der bewährten Anfangsformation der vergangenen Spiele. Die Akteure, die von ihren Nationalmannschaftsreisen auf zum Teil abenteuerlichen Wegen wieder nach Kiel zurück gefunden hatten, begannen stark. Omeyer knöpfte sich bald einige Bälle, Daniel Narcisse sorgte mit einem Doppelschlag nach sechs Minuten für die erste Drei-Tore-Führung des Spiels, die Christian Sprenger nach einer tollen Ballstaffette des gesamten Kieler Rückraums und wenig später mit einem Tempogegenstoß nach eigenem Steal sogar auf vier Tore ausbaute.

Börge Lund erzielte per Tempogegenstoß das 16:9.
Klicken Sie zum Vergrößern! Börge Lund erzielte per Tempogegenstoß das 16:9.
Die Gäste trafen vor allem durch Nincevic, doch nach dessen 9:12 (17.) regierten nur noch die Hausherren: Omeyer schwang sich wieder zur bekannten Weltklasse-Form auf, und vorne ließen sich die Kieler auch durch eine offensivere Abwehr der Gäste nicht wirklich aus dem Konzept bringen. Ilic verwandelte die Siebenmeter-Flut der ersten Hälfte bis auf einen Fehlwurf sicher, zwei Strafwürfe und ein Tempogegenstoß von Börge Lund brachten den THW mit 16:9 in Führung. Füchse-Coach Dagur Sigurdsson reagierte mit einer Auszeit, fortan trugen die Berliner ihre Angriffe quälend lange vor und nutzen jede Gelegenheit, um durch lange Behandlungspausen auf der Platte den Spielfluss des THW zu unterbrechen. Omeyer mit einer Weltklasse-Parade und Sprenger mit einem Tempogegenstoß zum 17:9 antworteten darauf. Als Anic dann mitten im Torwurf wegen eines im Kreis liegenden Berliners zurück gepfiffen wurde, resultierte daraus das erste Füchse-Tor nach langen neun Minuten ohne Hauptstadt-Jubel. Doch Zeitz und zweimal Jicha mit einem Siebenmeter schraubten das Halbzeit-Ergebnis auf 20:10 - ein beruhigender Vorsprung.

Christian Sprenger verletzte sich an der Hüfte.
Klicken Sie zum Vergrößern! Christian Sprenger verletzte sich an der Hüfte.
Zur zweiten Halbzeit wurde auf Seiten der Kieler kräftig durchgewechselt: Andreas Palicka löste den mit 14 Paraden in der ersten Hälfte überragenden Omeyer ab, Ilic kam für den angeschlagenen Jicha, Reichmann ersetzte Sprenger, und Daniel Narcisse machte Platz für Aron Palmarsson. Doch die Wechsel sorgten für ein wenig Unruhe im Kieler Spiel: Die Abwehr fasste nicht mehr so energisch zu, im Angriff scheiterten die Zebras ein ums andere Mal an Stochl. Als Zeitz nach einem Allerweltfoul für zwei Minuten auf die "Sünderbank" geschickt wurde, nutzten die Gäste dies durch Nincevic, den immer stärker werdenden Göde und Richwien zu drei schnellen Toren. Zurück von der Strafbank beendete Zeitz die fünfminütige Kieler Torflaute nach Wiederanpiff mit einem 102-km/h-Geschoss.

Fassungslos: Christian Zeitz nach der unberechtigten Roten Karte.
Klicken Sie zum Vergrößern! Fassungslos: Christian Zeitz nach der unberechtigten Roten Karte.
Urplötzlich war dann die Partie für den starken Kieler Halbrechten zu Ende. Zeitz wollte einem am Boden liegenden Berliner Spieler aufhelfen, als Kubisztal heran lief, und Zeitz mit Wucht wegstieß. Als dieser dann mit einem kleinen Schubser antwortete und Kubisztal wie vom Blitz getroffen zu Boden fiel, zeigte das bis dato schon schwache Schiedsrichtergespann Schulze/Tönnies (Magdeburg) dem verdutzten Kieler die Rote Karte. Eine völlig überzogene Reaktion, zumal der für die anschließende Rudelbildung verantwortliche Kubsztal mit einer Zwei-Minuten-Strafe davon kam. Die Fanseele kochte, Rechtshänder Börge Lund besetzte nun die rechte Angriffsseite. Dann durfte Ilic noch zwei Minuten zusehen, doch der THW Kiel behielt trotz der offensichtlichen Fehlentscheidungen gegen die Zebras zunächst die Ruhe, kassierte nur einen Strand-Treffer und erzielte durch Anic in Unterzahl sogar das 22:15 (39.). Doch der Spielfluss war ein wenig dahin, auch weil Ilic nicht wie gewohnt aus dem Rückraum Druck aufbauen konnte. Insgesamt produzierte der Kieler Angriff nun viele Fehler, und auch die Abwehr bot den Gästen die Gelegenheit zu einfachen Toren. Die bedankten sich und verkürzten nach einer 5-1-Serie auf 23:26 (49.) - Gislason musste die Grüne Karte ziehen.

Momir Ilic traf mit fünf Siebenmetern.
Klicken Sie zum Vergrößern! Momir Ilic traf mit fünf Siebenmetern.
Thierry Omeyer, Filip Jicha und Daniel Narcisse kehrten nach dieser Auszeit zurück auf die Platte, wofür sich Jicha mit viel Wut im Bauch mit dem 108-km/h-Tor zum 27:23 bedankte. Doch der THW brauchte nach den Wechseln einige Zeit, um wieder auf Betriebstemperatur zu kommen. Als Kubisztal und Nincevic per Siebenmeter auf 25:27 (52.) verkürzt hatten und Stochl einen Siebenmeter von Ilic entschärfen konnte, drohte die bis dato sichere Partie entgültig zu kippen. Gut nur, wer in solchen Situationen einen Omeyer im Tor stehen hat: Der Franzose parierte gegen den frei vor ihm auftauchenden Richwien, auf der anderen Seite verwandelte Jicha, der zuvor in der eigenen Deckung übel von Göde angegangen worden war, einen Siebenmeter mit einem fantastischen Dreher. Überhaupt drehte der Tscheche nun noch einmal richtig auf: Es folgten die Tore sieben und acht, während Omeyer und die Kieler Deckung wieder zur Wand wurden. Als Lundström einen Tempogegenstoß zum 31:25 (56.) verwandelt hatte, war aus einer bedrohlichen Situation innerhalb von vier Minuten wieder eine komfortable Sechs-Tore-Führung geworden. Diese bauten Jicha mit einem 114-km/h-Hammer und einem mit einem per Dreher verwandelten Tempogegenstoß weiter aus, ehe es Daniel Narcisse vorbehalten war, mit zwei Treffern den letztlich klaren 35:26 (20:10)-Erfolg unter Dach und Fach zu bringen.

Igor Anic erzielte drei Tore.
Klicken Sie zum Vergrößern! Igor Anic erzielte drei Tore.
Nun bleibt den Kielern wenig Zeit, um sich für das Champions-League-Hinspiel in Mannheim am kommenden Sonntag wieder fit zu bekommen. Neben Kim Andersson und dem unter Rückenbeschwerden leidenden Ahlm droht den Zebras dort mit Aron Palmarsson ein weiterer Ausfall, der Isländer laboriert an einer Oberschenkelverletzung. Sprenger zog sich gegen die Füchse eine schmerzhafte Hüft-Prellung zu, und Filip Jicha hat noch immer mit den Nachwirkungen der Rückreise von der Nationalmannschaft zu kämpfen: Wegen des Flugverbotes hatte er sich um einen Leihwagen bemüht, es stand aber nur noch ein Kleinwagen zur Verfügung. Die mehreren hundert Kilometer in diesem Wagen führten zu einer Blockade in der Brustwirbelsäule - das Lazarett in Kiel füllt sich also pünktlich zum Saisonendspurt.

(Christian Robohm)

Hier geht's zu weiteren Fotos vom Spiel...

Lesen Sie bitte auch den ausführlichen KN-Spielbericht.

Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Alfred Gislason:
Ich bin sehr zufrieden mit der ersten Halbzeit und den letzten zehn Minuten. Wir haben sehr gut in der Deckung gestanden, Titi hat zudem super gehalten. Dadurch konnten wir über den Gegenstoß Druck ausüben. Zeitzi hat sehr diszipliniert gespielt, er war bis zur Roten Karte, die keine war, wirklich gut, was mich gefreut hat.

In der zweiten Halbzeit habe ich dann viel gewechselt. Da waren die Berliner etwas abgezockter und schlauer, sie haben unsere Schwächen in der Abwehr konsequent genutzt. Wir haben hingegen ein wenig die Linie verloren, darum musste ich später alle noch einmal bringen, die in der ersten Halbzeit so gut gespielt hatten. Das wollte ich im Hinblick auf die kommenden Aufgaben unbedingt vermeiden, aber das wiederum konnte ich mir nicht erlauben. Trotzdem überwiegt heute das Positive, wir schauen jetzt nach vorn.

Füchse-Trainer Dagur Sigurdsson:
Der THW Kiel hat verdient gewonnen. Er ist viel besser ins Spiel gekommen, uns fehlte angesichts unserer Personalsituation am Anfang ein bisschen die Routine. In der zweiten Halbzeit sind wir mit Absicht vom Gas gegangen und waren beim 25:27 urplötzlich wieder im Spiel. Da war es spannend, bis die Routine von Kiel wieder deutlich zugeschlagen hat.
THW-Geschäftsführer Uli Derad:
Wir haben einen klasse Auftritt hingelegt, bis in der zweiten Halbzeit diese unverständliche Entscheidung kam. Aber es verfolgt uns und vor allem Christian Zeitz schon die ganze Saison, dass Dinge von uns und ihm härter als bei anderen geahndet werden. Das darf einfach nicht sein, da müssen sich einige mal hinterfragen.
Füchse-Geschäftsführer Bob Hanning:
In den ersten 20 Minuten war der THW überragend. Aus einer soliden Abwehr heraus haben sie solch einen klasse Gegenstoß gelaufen, dass man hätte applaudieren mögen, wenn man nicht Geschäftsführer des Gegners gewesen wäre. Das war großes Kino. In der zweiten Hälfte waren wir ein wenig konzentrierter - aber man kennt das: Du führst hoch, es wird gewechselt. Und dann kommt der Gegner Tor um Tor heran, und Stochl steigert sich auf ein anderes Niveau als in der ersten Hälfte. Und plötzlich wechselt der THW Kiel wieder zurück und alles läuft normal (lacht).
THW-Mannschaftsarzt Dr. Detlev Brandecker:
Nach diesem Spiel und dem langfristigen Ausfall von Kim Andersson (siehe Extra-Bericht) haben wir einige Sorgenkinder, von denen Aron Palmarsson wohl das größte ist. Er hat wahrscheinlich eine Oberschenkelzerrung, sein Einsatz am Sonntag ist sehr fraglich. Christian Sprenger ist auf die Hüfte gefallen und hat sich dabei eine schmerzhafte Prellung zugezogen. Filip Jicha hatte eine Blockade der Brustwirbelsäule, die wir in der Halbzeit durch eine schmerzstillende Spritze zu lindern versucht haben. Die Blockade hat er sich zugezogen, als er wegen des Flugverbotes mehrere hundert Kilometer mit einem geliehenen Kleinwagen nach Kiel fahren musste. Schon während der Fahrt hatte er die Probleme bemerkt.
THW-Top-Torschütze Filip Jicha:
Die Füchse haben in der zweiten Halbzeit sehr guten Handball geboten. Für uns war es ohne Linkshänder im Rückraum sehr schwer, aber dann haben wir nochmal Gas gegeben und das Spiel gewonnen.
Füchse-Spieler Markus Richwien:
Als ich den Gegenstoß gegen Omeyer lief, wollte ich einfach nur das Tor machen, aber das ist mir nicht geglückt. Sonst hätten wir noch eine Chance gehabt, es spannend zu machen. Vor dem Spiel waren wir alle heiß, wir hatten keinen Druck. Wir wollten einfach unser Spiel spielen, aber das ist uns in der ersten Halbzeit nicht gelungen, Kiel hat einfache Tore gemacht. In der zweiten Halbzeit haben wir uns verbessert, waren aggressiver und kamen dann unsererseits endlich zu einfachen Toren.
THW-Linksaußen Henrik Lundström gegenüber den KN:
Wir waren alle heiß, haben wir nach einer Länderspielpause doch noch keinen Sieg feiern können. In der ersten Halbzeit lief es sehr gut, dann haben die Schiedsrichter das Spiel hektisch gemacht und wir uns zu sehr auf sie konzentriert. Die Berliner haben so viel Druck auf sie gemacht, dass sie irgendwann Rot gegen Zeitz geben mussten.
THW-Kapitän Marcus Ahlm gegenüber den KN:
Für die Spieler ist es sehr schwierig, wenn das Niveau, auf dem die Schiedsrichter pfeifen, in einem Spiel sehr unterschiedlich ist. Eine Rote Karte war das nicht.
Füchse-Torhüter Petr Stochl gegenüber den KN:
Uns fehlten viele Leute, das hatten wir in der ersten Halbzeit im Hinterkopf. Ich habe auch ganz schlecht angefangen. Nach der Pause haben wir uns gewehrt, an einen Sieg haben wir aber auch bei 25:27 nicht geglaubt. Es war klar, dass Kiel wieder kommen würde.

27. Spieltag: 21.04.10, Mi., 20.15: THW Kiel - Füchse Berlin: 35:26 (20:10)

Logo THW Kiel:
Omeyer (1.-30., 48.-60., 19 Paraden), Palicka (30.-48., 2 Paraden); Lund (2), Lundström (1), Anic (3), Sprenger (3), Ahlm (n.e.), Zeitz (3), Palmarsson (2), Narcisse (4), Ilic (5/5), Klein (2), Jicha (9/3); Trainer: Gislason
Logo Füchse Berlin:
Ziebert (bei 2 Siebenmetern, 57.-60., 1 Parade), Stochl (1.-57., 7 Paraden); Löffler (1) Strand (2), Karason (1), Göde (5), Kubisztal (5), Richwien (3), Wilczynski, Bult, Sellin, Jaszka (2), Nincevic (7/4); Trainer: Sigurdsson
Schiedsrichter:
Schulze/Tönnies (Magdeburg)
Zeitstrafen:
THW: 2 (Zeitz (33.), Ilic (37.));
Berlin: 4 (Göde (27.), 2x Kubisztal (30., 36.), Richwien (54.))
Rote Karte:
THW: Zeitz (36., grobes Foulspiel)
Siebenmeter:
THW: 10/8 Ilic überweg (14.), Stochl hält Ilic (51.));
Berlin: 4/4
Spielfilm:
1. Hz.: 2:1 (3.), 5:2 (6.), 7:5 (9.), 9:6 (12.), 11:7 (15.), 13:9 (18.), 14:9 (21.), 16:9 (24.), 17:10 (27.), 20:10;
2. Hz.: 20:10 (33.), 21:13 (36.), 22:16 (39.), 24:18 (42.), 26:20 (45.), 26:22 (48.), 27:24 (51.), 29:25 (54.), 31:25 (57.), 35:26.
Zuschauer:
10250 (ausverkauft) (Sparkassen-Arena-Kiel, Kiel)
Spielgrafik:
Spielgrafik

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 22.04.2010:

"Zebras" zittern zum Sieg

Rot gegen Zeitz brachte THW gegen Berlin aus dem Rhythmus - Andersson wird operiert
Kiel. Spät kamen viele Zuschauer in der Sparkassen-Arena nach der Halbzeitpause zurück, zwängten sich bei laufendem Spiel auf ihre Plätze. Der THW Kiel hatte gegen ein von Verletzungen dezimiertes Team der Berliner Füchse ein klares 20:10 vorgelegt. Es konnte nur noch um die Höhe des zu erwartenden Sieges gehen. Am Ende leuchtete auch das 35:26-Schlussresultat auf der Anzeige. Der Weg dorthin aber war farbig, turbulent, auf alle Fälle unterhaltsam.

Die Füchse hatten ihre Bundesliga-Reise nach Kiel ohne die Verletzten Laen, Vatne, Bult und Heinevetter angetreten. Manager Bob Hanning stufte die Aufgabe beim Rekordmeister im Vorfeld gar demütig als Lernspiel herab. Und so starteten seine Spieler auch in die Begegnung. Wenig Biss in der Abwehr, im Angriff oft hilflos. Die "Zebras", bei denen Kapitän Marcus Ahlm (Wadenverletzung) erneut nur Zuschauer war, nutzten die Lücken in der Berliner Abwehr gnadenlos. Auch weil der sonst so zuverlässige Petr Stochl im Tor kaum eine Hand an den Ball bekam. So fielen Kieler Tore fast im Minutentakt. Der starke Rückraum mit Narcisse, Zeitz und Jicha machte Druck, Tempogegenstöße und die zweite Welle liefen wie geölt, Dominik Klein und Christian Sprenger trafen sicher von Außen und Momir Ilic brachte von sechs Siebenmetern bis zur Pause fünf an den Berliner Torhütern vorbei. Die Folge war das klare 20:10 - auch weil Thierry Omeyer wieder ein sicherer Rückhalt war und bis zum Halbzeitpfiff exakt jene zehn Bälle hielt, die den Unterschied ausmachten.

Mit Blick auf den klaren Vorsprung und das am Sonntag in Mannheim bei den Löwen anstehende Viertelfinalspiel in der Champions League beorderte Trainer Alfred Gislason seine Leistungsträger Narcisse, Jicha, Sprenger und Omeyer auf die Bank, gab seiner zweiten Reihe eine Chance. Erste Sandkörner knirschten gleich nach Wiederbeginn im THW-Getriebe. Nincevic, Göde und Richwien brachten Berlin auf 13:20 heran.

Dann folgte die 36. Minute, die alles veränderte, die drohende Langeweile aus der Halle katapultierte. Jaszka wälzte sich am Boden, Spieler liefen aufgeregt durcheinander und zur Überraschung aller Zuschauer zog das Schiedsrichtergespann Schulze/Tönnies aus Magdeburg Rot gegen THW-Linkshänder Christian Zeitz. Es wurde geschubst, gemeckert, für wenige Sekunden geriet die Partie aus den Fugen. Nichts habe er gemacht, beteuerte der "Sünder" später, "gestoßen hat Tobias Reichmann, eine Rote Karte war das nicht. Die Schiedsrichter haben mich doch seit drei Jahren auf Kieker". Die Gäste beurteilten es anders. So dürfe man nicht Handball spielen, schimpfte Ivan Nincevic, "ein Einzelner hat für Hektik gesorgt", bemerkte Bob Hanning.

Drunter und drüber ging in der Folge im Spiel der Kieler, der Vorsprung schrumpfte, und als Kubisztal in der 48. Minute zum 26:23 traf, der Kieler Sieg in Gefahr geriet, reagierte Gislson und brachte seine erste Sieben aufs Parkett zurück. Für die Initialzündung zur abermaligen Wende im Spiel sorgte Omeyer mit dem abgewehrten Tempogegenstoß gegen Richwien, vorne nahm Filip Jicha das Heft die Hand, wuchtete fünf seiner insgesamt neun Treffer in den abschließenden sieben Minuten in die Berliner Maschen und stellte die Weichen auf Sieg.

Wermutstropfen perlten am Ende dennoch in den Siegerkelch. Aron Palmarsson fällt mit Verdacht auf eine Oberschenkelzerrung wohl länger aus. Aber schlimmer noch: Für Kim Andersson ist die Saison beendet. Kiels Linkshänder hat einen Knorpelschaden im rechten Knie. "Es geht nicht mehr, am Freitag werde ich Schweden operiert", erklärte der 27-Jährige.

(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 22.04.2010)


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