Der Schlecker-Cup findet am Wochenende in Ehingen in der Längenfeldhalle statt.

Der THW Kiel ist gern gesehener Dauergast beim Schlecker-Cup in der Längenfeldhalle - und mit mittlerweile sieben Turniersiegen auch Rekordchampion. Nach 1994, 1998, 2000, 2004, 2006 und 2007 gewannen die Kieler auch im vergangenen Jahr bei der 23. Auflage des Wettbewerbs, als sie im Endspiel den kroatischen Serienmeister RK Zagreb mit 30:27 niederrangen (siehe Turnier-Bericht). Eine Neuauflage des Endspiels wird es in diesem Jahr nicht geben, denn die beiden Kontrahenten treffen diesmal bereits in der Vorrunde aufeinander. Wenn dieses Spitzenspiel, welches auch in der kommenden Spielzeit in der K.O.-Runde der Champions League möglich ist, am Samstagabend um 20.55 Uhr angepfiffen wird, haben aber beide Teams bereits je 60 Spielminuten gegen das spanische Spitzenteam von Ademar Leon in den Knochen. Der THW trifft auf die Kastilier um 17.15 Uhr, hat also danach gerade einmal zwei Stunden Zeit zur Regeneration - ein Hammerprogramm.

Dennoch werden die "Zebras" natürlich alles daran setzen, um sich mit Erfolgen gegen Leon (siehe auch die ausführliche Gegnervorstellung von Dr. Oliver Schulz) und das weiterhin von Superstar Ivano Balic angeführte Zagreb für das Endspiel zu qualifizieren. Dort würden sie dann auf den Gruppensieger der Gruppe A um den Bundesliga-Konkurrenten Füchse Berlin, Ungarns Abonnementmeister MKB Veszprem und Montpellier AHB mit den ehemaligen Kielern Nikola Karabatic und Vid Kavticnik treffen. Das Finale wird am Sonntag um 17.00 Uhr angepfiffen, die Platzierungsspiele um Platz 5 (13.00 Uhr) und Platz 3 (15.00 Uhr) stehen vorher an.

(Sascha Krokowski)

Hier alle Daten zum Turnier:

Gruppeneinteilung:

• Gruppe A: MKB Veszprem KC (HUN), Füchse Berlin, Montpellier AHB (FRA)
• Gruppe B: THW Kiel, Ademar Leon (ESP), RK Zagreb (CRO)

Spielmodus:

• Spielzeit: Gruppenspiele 2 x 30 Minuten; Endspiele 2 x 30 Minuten
• Gespielt wird mit 6 Mannschaften in 2 Dreiergruppen, innerhalb jeder Gruppe spielt jeder gegen jeden.
• Die Gruppensieger bestreiten das Endspiel, die Gruppenzweiten spielen um Platz 3, die Gruppendritten um Platz 5. Bei Punktgleichheit entscheidet die Tordifferenz. Bei gleicher Tordifferenz entscheidet die Anzahl der mehr erzielten Tore.
• Bei Unentschieden nach Ablauf der regulären Spielzeit gibt es eine Verlängerung von 2 x 5 Minuten. Steht danach noch kein Sieger fest, erfolgt ein Siebenmeterwerfen mit fünf Schützen je Mannschaft bis zur Entscheidung.
• Im Spiel dürfen beliebig viele Spieler und Torhüter eingesetzt werden. Rote Karten sind Matchstrafen.

Spielplan:

Samstag, 14.08.2010:

• 11.00: Gruppe A: MKB Veszprem KC (HUN) - Füchse Berlin
• 12.55: Gruppe B: Ademar Leon (ESP) - RK Zagreb (CRO)
• 14.50: Gruppe A: Montpellier AHB (FRA) - Füchse Berlin
• 17.15: Gruppe B: THW Kiel - Ademar Leon (ESP)
• 19.05: Gruppe A: MKB Veszprem KC (HUN) - Montpellier AHB (FRA)
• 20.40: Gruppe B: THW Kiel - RK Zagreb (CRO)

Sonntag, 15.08.2010:

• 13.00: Spiel um Platz 5: 3. Gruppe A - 3. Gruppe B
• 15.00: Spiel um Platz 3: 2. Gruppe A - 2. Gruppe B
• 17.00: Spiel um Platz 1: 1. Gruppe A - 1. Gruppe B
• anschließend: Siegerehrung

 

Von Dr. Oliver Schulz:

Leon nach Ehingen auch in der Königsklasse wieder Gegner des THW?

Beim diesjährigen Schlecker-Cup trifft der deutsche Rekordmeister THW Kiel zunächst auf Reale Ademar Leon und RK Croatia Osiguranje Zagreb. Die Spanier wollen sich jedoch nicht nur in Ehingen mit den Zebras messen, sondern haben die erneute Qualifikation zur Champions League über das Wildcard-Turnier der EHF zur Chefsache erklärt. Sollten sie es wie im Vorjahr gewinnen, träfen sie in der Gruppenphase erneut auf Kiel und Barcelona.

Sowohl der deutsche Rekordmeister als auch die Spanier müssen monatelang auf einen ihrer wichtigsten Protagonisten verzichten. Neuzugang Carlos Ruesga aus San Antonio, der im Pokalsiegerwettbewerb gegen BSV Bern Muri sage und schreibe 18/2 Tore erzielt hatte und als Lichtgestalt des ambitiösen Projekts in Leon gilt, wird seine Genialität wohl frühestens Anfang November einbringen können. Genau wie Daniel Narcisse auf Kieler Seite hatte sich der mit einem Dreijahresvertrag ausgestattete Regisseur einen Kreuzbandriss im linken Knie zugezogen.

Losert zurück in Spanien

Die drei Kroaten Alilovic (nach Celje), Bicanic (nach Chambery) und Prce (zu Aufsteiger Puerto Sagunto) haben den Verein ebenso verlassen wie Dalibor Doder Richtung Minden. Trainer Jordi Ribera, im vierten Jahr an der Seitenlinie der Kastilier, konnte zum Auftakt der fünfwöchigen Vorbereitung Ende Juli für diese vier Abgänge genauso viele Neuzugänge begrüßen.

Der 34-jährige Venio Losert ist nach einem Intermezzo bei Creteil zurück in der Liga Asobal, die er aus neunjähriger Tätigkeit bestens kennt. Er ersetzt Alilovic in den kommenden beiden Jahren. Durch den Vereinswechsel möchte er sich in der Ära nach Cervar wieder für die kroatische Nationalmannschaft empfehlen, in die er bereits 175 Mal berufen wurde. Mit Losert und Alamo verfügt Leon über eines der routiniertesten Gespanne zwischen den Pfosten in der Liga.

Infolge der Verpflichtung Loserts war Radivoje Ristanovic überzählig. Der ohnehin an San Antonio ausgeliehene Serbe löste daraufhin seinen noch zwei Jahre laufenden Vertrag mit Ademar auf und wechselte ganz zum Team aus der Provinz Navarra. Zukünftig wird er dort zusammen mit dem früheren Kieler Nothelfer Herdeiro Lucau das Tor hüten.

Ruesga und Cutura sollen Offensive ankurbeln

Routinier Dalibor Cutura (36) wird in den nächsten zwei Spielzeiten wohl nicht mehr soviel Verantwortung wie in den letzten sieben Jahren bei Arrate übernehmen müssen. 160 Treffer aus 30 Partien bescherten ihm in der abgelaufenen Saison Platz drei in der Torschützenliste der Liga. Sein Torriecher sowie das Zusammenspiel mit Kreisläufer Carou, den er aus gemeinsamen Tagen bei den Basken kennt, dürften für Leon bedeutsam sein. Seine Verpflichtung war die zeitlich letzte und wurde durch Ruesgas Verletzung begünstigt.

Kapitän Hector Castresana - seit 13 Jahren im Verein - schilderte der Tageszeitung "Diario de Leon", verglichen mit dem Vorjahr schätze er die Truppe im Angriff durch den Zuzug von Cutura und Ruesga nun als stärker ein. Durch die Verpflichtungen Loserts und Andreus werde gleichzeitig die Abwehr gestärkt. Die Mannschaft werde in der Liga Asobal um Platz vier oder fünf mitspielen.

Hoffnungen ruhen auf Andreu und B-Team

Aus Granollers stößt schließlich der 18-malige Nationalspieler Juan Andreu zum Team. Der 25-jährige Andalusier bringt bei 1,97 m Körpergröße 113 Kilo auf die Waage. Er zählt zu den Hoffnungsträgern Spaniens am Kreis und unterschrieb einen Vierjahresvertrag. Der 16 Mann umfassende Kader wird durch einige Jungspunde der Nachwuchsmannschaft, die in Liga zwei an den Start gehen wird, ergänzt. So soll der junge Angel Montoro im rechten Rückraum Alleinunterhalter Denis Buntic entlasten.

Stadt musste Unterstützung einschränken

Der Vorjahresetat Ademars soll 2,5 Millionen Euro betragen haben. Vor der in Kürze beginnenden Saison hat die Stadt ihre finanzielle Unterstützung allerdings gleich für mehrere Sportvereine deutlich eingeschränkt. Trainer Ribera bot spontan einen Gehaltsverzicht in Höhe von 10 % an. Sein Vertrag und der mehrerer Spieler laufen zum Saisonende aus. So scheint Mikel Aguirrezabalaga mit dem FC Barcelona über ein Engagement ab kommendem Sommer bereits einig zu sein.

Eine Ablöse für Mittelmann Raul Entrerrios, mit dem man sich bereits einig war, der dann aber einen Wechsel zu den "azulgrana" vorzog, hatte die finanzielle Situation der Kastilier etwas gemildert. Erst danach entschloss man sich, stattdessen Cutura und Ruesga unter Vertrag zu nehmen. Präsident Carlos Pollan ist auf der Suche nach neuen Sponsoren und Fans. Schon in der vergangenen Spielzeit war er in dieser Mission erfolgreich. Mehr als 2000 Dauerkarten wurden bereits verkauft, darunter gut 100 an Neukunden.

Erstes Testspiel gewonnen - Chernov kann spielen

Ursprünglich war geplant, das erste Spiel der Vorbereitung gegen den portugiesischen Meister Porto zu bestreiten, der sich ebenfalls für die Königsklasse qualifizieren will. Diese Idee wurde aber aufgrund unterschiedlicher finanzieller Auffassungen verworfen.

Ihr erstes Testmatch nach zweiwöchigem Training trugen die Kastilier daher wie schon mehrfach zuvor auch in diesem Jahr gegen das stets bissige Naturhouse La Rioja aus. Die Männer aus der Weinanbauregion, die am 11. September zum Saisonauftakt auch Ademars erster Gegner im heimischen Palacio de los Deportes sein werden, wurden mit 33:29 in die Schranken gewiesen. Bei dieser Gelegenheit wurden die Neuzugänge den Fans vorgestellt. Allerdings verletzte sich Danil Chernov am kleinen Finger der rechten Hand. Einem Einsatz des Russen in Ehingen steht aber nichts im Wege. Trainer Ribera zeigte sich mit den ersten zwei Trainingswochen und der Integration der Neuzugänge zufrieden.

Erneuter Sieg beim Wildcard-Turnier anvisiert

Das erste große Saisonziel der Spanier ist der Sieg beim Wildcard-Turnier Anfang September in der Karlsruher Europahalle. Rechtsaußen Denis Krivoschlykov stufte das Nadelöhr gegenüber der Nachrichtenagentur Efe als schwerer als im letzten Jahr ein und spielte dabei auf den deutschen Veranstaltungsort an. Gerade die Neuen hätten noch nie im Konzert der Großen mitgewirkt, und alle würden kämpfen, um die Eintrittskarte dafür zu lösen. Letztes Jahr gelang ihnen dies vor eigenem Publikum.

Das hochkarätig besetzte Turnier in Ehingen kommt Ademar im Hinblick auf die Qualifikation zur Königsklasse sehr gelegen. Direkt nach dem Schlecker-Cup tritt man zunächst in Gerona gegen Granollers und zwei Tage später bei einem Turnier auf Lanzarote gegen Dinamo Minsk bzw. Viborg an. Erst nach 9000 Reisekilometern wird der Tross endlich wieder zu Hause eintreffen. Alle Augen sind dann auf Karlsruhe gerichtet.

Sollte sich Ademar dort durchsetzen, träfe die Mannschaft in Gruppe A der Königsklasse erneut auf die Kieler. Die Zebras sähen sich mit ihnen und Barcelona denselben spanischen Großkalibern wie im Vorjahr gegenüber. Aus Sicht der Spanier gäbe es dann zudem ein Wiedersehen mit Bicanic und Alilovic.

(von Dr. Oliver Schulz)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 14.08.2010:

Einspielen beim besten Turnier der Welt

THW trifft in Ehingen auf Ademar Leon und RK Zagreb - Parallelgruppe mit Montpellier und Karabatic

Kiel. Es ist eine Liebe auf Gegenseitigkeit. Spieler und Umfeld von Handballmeister THW Kiel freuen sich jedes Jahr auf den "Schlecker-Cup" in Ehingen, Fans und Veranstalter aus der Gemeinde im Südwest-Zipfel der Republik haben die "Zebras" längst als "Heim-Team" für sich vereinnahmt. Das am besten besetzte Freundschaftsspiel-Turnier der Welt (Eigenwerbung) begann gestern mit einem "Meet&Greet" beim Golfclub Donau-Riß. Fast alle teilnehmenden Mannschaften waren dabei, Handball-Stars zum Anfassen. Die Gruppenspiele in der 1100 Fans fassenden Längenfeldhalle beginnen heute ab elf Uhr, das Finale steigt morgen um 17 Uhr.

Seit 1994 sind die "Zebras" Stammgäste in der Kleinstadt an der Donau. Sieben Turniersiege stehen in der Rekordliste des deutschen Meisters, auch 2009 gewannen Kapitän Marcus Ahlm und Co. das Finale gegen RK Zagreb (30:27), sind somit Titelverteidiger. Über die Jahre hinweg entwickelten sich viele private Freundschaften. So lernte THW-Physiotherapeut Dennis Missling in Ehingen seine jetzige Lebensgefährtin Martina Schön, eine Ärztin, kennen. Im September wollen die beiden heiraten.

Natürlich ist das Paar dabei, wenn der THW heute um 17.15 Uhr gegen Ademar Leon (Spanien) startet, mit der Spätschicht gegen RK Zagreb (20.55 Uhr) endet der erste Tag. In der Parallelgruppe streiten Montpellier HB (mit Nikola Karabatic und Vid Kavticnik), MKB Veszprem und die Füchse Berlin um den Sieg. Gespielt wird jeweils über die volle 60-Minuten-Handball-Distanz.

THW-Trainer Gislason muss in Ehingen auf den am Kreuzband operierten Daniel Narcisse verzichten, im Wartestand befindet sich weiterhin Rekonvaleszent Kim Andersson. Es wäre schön, wenn der Turniersieg gelänge, sagt Gislason, "wichtiger ist aber, dass sich die Mannschaft weiter einspielt, die Neuzugänge Daniel Kubes und Milutin Dragicevic ins Team hineinfinden." Allerdings reisen die "Zebras" mit schweren Beinen an. "Wir haben in der Woche sehr gut trainiert", sagt Gislason - und meint hart.

Die Fans erwartet Spitzenhandball, bunt ist das Rahmenprogramm. Ex-Boxprofi Axel Schulz gibt sich die Ehre, die Gewinnerin der TV-Staffel "Germany's next Topmodel", Alisar Ailabouni, tritt auf, außerdem ist Handball-Legende Jo Deckarm dabei, verteilt Autogramme und stellt sein Buch vor.

(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 14.08.2010)