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01./02.12.2010 - Letzte Aktualisierung: 02.12.2010 Bundesliga

Ersatzgeschwächter THW verliert in Mannheim

Bundesliga, 14. Spieltag: 01.12.2010, Mi., 20.45: Rhein-Neckar Löwen - THW Kiel: 29:26 (15:14)
Update #2 KN-Bericht, Spielbericht und Stimme ergänzt ...

Milutin Dragicevic erzielte acht Treffer gegen die Löwen.
Klicken Sie zum Vergrößern! Milutin Dragicevic erzielte acht Treffer gegen die Löwen.
Der THW Kiel musste am Mittwoch im Bundesliga-Spitzenspiel in Mannheim seine dritte Saison-Niederlage hinnehmen. Im letzten Teil der "Löwen-Trilogie" musste Alfred Gislason auch noch auf Christian Sprenger und Goalgetter Filip Jicha verzichten - ein zu großer Aderlass für die "Zebras", die beim 26:29 (14:15) eine Dreiviertelstunde lang mit den Gastgebern mithielten, durch vier Gegentore in Folge dann aber auf die Verliererstraße gerieten. Bester Torschütze beim THW war Milutin Dragicevic mit acht Treffern.
Die personellen Hiobsbotschaften rissen für Alfred Gislason nicht ab: Zwar meldete sich der noch immer angeschlagene Christian Zeitz für das Spiel in der SAP-Arena wieder einsatzbereit, doch zum Kieler Lazarett um Kim Andersson, Daniel Narcisse und Marcus Ahlm gesellte sich nun auch noch Top-Torschütze Filip Jicha hinzu. Der Tscheche konnte wegen eines Hexenschusses ebenso wenig eingreifen wie Christian Sprenger, der nach seiner am Freitag zugezogenen Weichteilquetschung im Fuß ebenfalls nur auf der Bank Platz nahm wie Blitz-Verpflichtung Robert Arrhenius. Die Mannschaft stellte sich also fast von alleine auf: Palmarsson, Ilic und Fernandez begannen im Rückraum, Dragicevic am Kreis, Klein und Reichmann auf den Außen sowie Thierry Omeyer im Tor.

Aron Palmarsson führte zunächst  glänzend Regie und erzielte vier Treffer.
Klicken Sie zum Vergrößern! Aron Palmarsson führte zunächst glänzend Regie und erzielte vier Treffer.
Vor nicht ganz 12.000 Zuschauern in der SAP-Arena begannen die Rhein-Neckar Löwen fulminant: Nach Treffern von Stefansson, Bielecki und Groetzki legte der Gastgeber ein schnelles 3:1 vor. Doch die Kieler fanden nach zwei tollen Dragicevic-Treffern und einer Parade Omeyers gegen Myrhol in die Partie und kamen zum 3:3-Ausgleich. Insgesamt dominierten die Angriffsreihen die Anfangsphase, während die beiden Welthandballer der vergangenen beiden Jahre zwischen den Pfosten, Slawomir Szmal und Thierry Omeyer, sich zunächst kaum auszeichnen konnten. Die Rhein-Neckar Löwen legten erst einmal weiter vor, besonders der überraschend auf der Spielmacherposition beginnende Schweizer Neuzugang Andi Schmid riss das Spiel an sich und begeisterte mit guten Anspielen und insgesamt fünf Treffern in der ersten Halbzeit. Doch auch bei den "Zebras" lief es im Angriff, besonders die Achse Palmarsson/Dragicevic sorgte immer wieder für Kieler Treffer. Nachdem Gensheimer das 7:5 für die Gastgeber erzielte, ging der THW durch einen abgefälschten Palmarsson-Wurf, einen Klein-Gegenstoß nach weitem Omeyer-Pass und einem weiteren Konter von Reichmann nach einem Block von Ilic gegen Bielecki nach 14 Minuten sogar mit 8:7 in Führung.

Andi Schmid kam zu fünf Treffern. Erst mit dem Halbzeitpfiff  scheiterte der Schweizer erstmals - sein direkter Freiwurf prallte an den Pfosten.
Klicken Sie zum Vergrößern! Andi Schmid kam zu fünf Treffern. Erst mit dem Halbzeitpfiff scheiterte der Schweizer erstmals - sein direkter Freiwurf prallte an den Pfosten.
Jedoch nutzten die Kieler in der weiteren Phase ihre Chancen nicht. Der unglücklich agierende Ilic scheiterte vom Siebenmeterpunkt am immer stärker werdenden Slawomir Szmal, der wenig später auch eine spektakuläre Doppelparade gegen die Kieler Außen zeigte. So gingen die Löwen trotz zweier "Fahrkarten" von Tkaczyk durch Groetzki und Schmid wieder mit 11:10 (19.) in Führung. Alfred Gislason reagierte nun, verschaffte Jerome Fernandez eine Ruhepause und brachte Christian Zeitz in die Partie. Die Glanzpunkte im Kieler Spiel setzte aber weiterhin Aron Palmarsson mit einem grandiosen Schlagwurf zum 12:13 und Anspielen auf Reichmann und den zumindest im Angriff großartig auftrumpfenden Milutin Dragicevic. So blieben die "Zebras" trotz nur drei Paraden von Omeyer in der ersten Halbzeit und einem Dusel-Treffer von Groetzki, als der bereits entschärfte Ball im hohen Bogen kurz vor der Torlinie ins Spielfeld zurückprallte und sich dann doch entschied, ins Netz zu trudeln, stets auf Tuchfühlung und gingen "nur" mit einem 14:15-Rückstand in die Kabinen.

Als nach Wiederanpfiff zunächst Reichmann in Überzahl den Ausgleich erzielte, dann Omeyer endlich einmal einen Rückraumwurf entschärfte und schließlich Dragicevic - wieder einmal nach Anspiel Palmarssons - den THW sogar in Führung warf, schien trotz der Personalsituation ein Sieg in Mannheim möglich. Doch nun schlichen sich zu viele Fehler ins Kieler Angriffsspiel ein. Der etwas übermotivierte Zeitz warf vorbei und kassierte wenig später eine Zeitstrafe, Palmarsson und Ilic scheiterten an Szmal, und Gensheimer brachte seine Farben mit einem Hattrick wieder nach vorne. Als dann auch noch Tkaczyk die Lücke in der Kieler Deckung fand, lagen die Rhein-Neckar Löwen beim 19:16 (37.) sogar erstmals mit drei Toren vorn.

Christian Zeitz kam zu seinem Comeback, konnte aber an seine starken Leistungen vor seiner Verletzung noch nicht anknüpfen.
Klicken Sie zum Vergrößern! Christian Zeitz kam zu seinem Comeback, konnte aber an seine starken Leistungen vor seiner Verletzung noch nicht anknüpfen.
Der deutsche Rekordmeister ließ sich aber noch nicht abschütteln: Mit Fernandez im linken Rückraum für Ilic versuchte Alfred Gislason eine neue Angriffsvariante, zudem lief auch Thierry Omeyer zwischen den Pfosten kurzzeitig warm. Der Franzose parierte freie Würfe von Groetzki und Myrhol und sorgte dafür, dass der THW durch je zwei Treffer von Dragicevic und Zeitz sowie eine feine Einzelleistung von Fernandez bis zum 21:23 (45.) an den Gastgebern dran blieb. Jedoch schienen bei den "Zebras" so langsam die Kräfte zu schwinden. Mehrere Fehlpässe erlaubten sich die Kieler nun im Angriff, hinzu kamen zwei Paraden von Szmal gegen Fernandez sowie zwei Lattentreffer von Dragicevic und Ilic. Während der THW acht Minuten lang nicht das Tor traf, zogen die Rhein-Neckar Löwen in dieser Phase vorentscheidend davon: Groetzki per Kempa, Stefansson, Tkaczyk und Bielecki sorgten binnen fünf Minuten für das 27:21. Die Kieler wollten mit aller Macht so schnell wie möglich verkürzen, besonders der lange Zeit starke Aron Palmarsson übernahm die Verantwortung, der Isländer scheiterte aber immer wieder.

Erst in der 53. Spielminute - mittlerweile musste Omeyer nach einem Gerangel mit Gensheimer für zwei Minuten auf die Bank - konnte Momir Ilic wieder für den THW treffen und leitete damit ein letztes Kieler Aufbäumen ein. Aber spätestens, als Palmarsson vier Minuten vor Schluss statt Dominik Klein einen Fotografen im weißen Shirt anspielte, war der letzte Funke Hoffnung auf einen Punktgewinn in Mannheim erloschen, die abschließenden Tore von Ilic und Reichmann zum Endstand waren nichts weiter als Ergebniskosmetik.

Trotz der dünnen Personaldecke kennt der Terminkalender keine Gnade mit dem THW: Bereits am kommenden Sonntag steht in der Champions League das "Duell der Giganten" beim FC Barcelona an. Christian Sprenger wird voraussichtlich wieder mitspielen können, aber ob Filip Jicha bis dahin wieder fit sein wird, entscheidet sich erst kurzfristig.

(Sascha Krokowski)

Lesen Sie bitte auch


Stimmen zum Spiel:

THW-Geschäftsführer Uli Derad gegenüber Sport1:
Unsere Verletztenliste tut schon weh. Aber wir haben in der ersten Halbzeit gesehen, dass hier dennoch mehr drin gewesen wäre. Wir konnten aber einige freie Chancen nicht nutzen, Szmal hat auch stark gehalten.

Wir konzentrieren uns jetzt auf das nächste Spiel am Sonntag in Barcelona. Wir schauen weiterhin von Spiel zu Spiel und erst am Ende der Saison, wo wir stehen.


14. Spieltag: 01.12.10, Mi., 20.45: Rhein-Neckar Löwen - THW Kiel: 29:26 (15:14)

Logo Rhein-Neckar Löwen:
Szmal (1.-60., 16/1 Paraden), Fritz (n.e.); Schmid (5), Gensheimer (5/1), Roggisch, Sesum, Tkaczyk (4), Bielecki (2), Lund, Gunnarsson (1), Stefansson (3), Myrhol (2), Sigurdsson, Groetzki (7); Trainer: Gudmundsson
Logo THW Kiel:
Omeyer (1.-44., 50.-52., 8 Paraden), Palicka (44.-50., 52.-60., 3 Paraden); Arrhenius (n.e.), Lundström, Dragicevic (8), Sprenger (n.e.), Kubes, Reichmann (4), Zeitz (2), Palmarsson (4), Ilic (5/2), Klein (1), Jicha (n.e.), Fernandez (2/1); Trainer: Gislason
Schiedsrichter:
Bernd Methe / Reiner Methe
Zeitstrafen:
RNL: 3 (Myrhol (30.), Lund (40.), Gensheimer (56.));
THW: 4 (Kubes (23.), Lundström (32.), Zeitz (35.), Omeyer (52.))
Siebenmeter:
RNL: 1/1;
THW: 5/3 (Szmal hält Ilic (15.), Fernandez übers Tor (51.))
Spielfilm:
1. Hz.: 2:0, 2:1, 3:1, 3:3 (6.), 5:3, 5:4, 6:4 (10.), 6:5, 7:5, 7:8 (14.), 9:8, 9:10 (18.), 11:10, 11:11, 13:11 (26.), 13:12, 14:12, 14:13, 15:13, 15:14;
2. Hz.: 15:16 (33.), 19:16 (37.), 19:17, 20:17, 20:19, 21:19, 22:19, 22:20 (45.), 23:20, 23:21, 27:21 (50.), 27:22, 28:22, 28:24, 29:24, 29:26.
Zuschauer:
11.744 (SAP-Arena, Mannheim)
Spielgrafik:
Spielgrafik

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 02.12.2010:

"Schrumpf-Team" des THW von den Löwen erwischt

Beim 26:29 in Mannheim fiel auch Jicha aus - "Zebras" jetzt vier Punkte hinter dem HSV
Mannheim. Es ist passiert, die Rhein-Neckar Löwen haben ihre Niederlagenserie gegen Meister THW Kiel beendet. Nach zwei vergeblichen Anläufen in der Champions League gewannen die Mannheimer das Bundesligaspiel mit 29:26 (15:14) Toren. Jubel dürfte dieser Sieg auch in Hamburg ausgelöst haben. HSV und THW trennen im Meisterrennen jetzt vier Zähler.

Am Dienstagabend hatte Robert Arrhenius erfahren, dass der THW ihn wolle, 24 Stunden später streifte sich der Schwede in den Katakomben der Mannheimer SAP-Arena das weiße Kieler Trikot über. Allerdings nahm der 31-Jährige zunächst Platz auf der Bank, setzte sich neben Landsmann Henrik Lundström. Kurz dahinter hatte sich Marcus Ahlm platziert, Kiels Kapitän, dessen Verletzung der Grund für den Blitztransfer aus dem spanischen Aragon gewesen war. "Eine gute Aktion von meinem Verein", erklärte Ahlm, "natürlich weiß ich, welche Qualitäten mein Landsmann besitzt. Er wird uns mit Sicherheit helfen, in der Abwehr und auch im Angriff."

Arrhenius sah einen THW, der ohne Filip Jicha (Hexenschuss) spielte, ohne den weiterhin angeschlagenen Rechtsaußen Christian Sprenger und zunächst auch ohne Christian Zeitz, der nach vierwöchiger Zwangspause sein Comeback feiern sollte und in der 14. Minute tatsächlich eingriff. "Wir sind heute einfach mal dran, den THW zu schlagen, es muss einfach klappen", hatte Löwen-Manager Thorsten Storm vor der Partie optimistische Töne angeschlagen - in Kenntnis der Kieler Personalprobleme.

Der THW ließ sich auch ohne seine verletzten oder angeschlagenen Stammkräfte nicht einschüchtern, war in den ersten 30 Minuten gleichwertig. Aron Palmarsson führte mit viel Inspiration Regie, fand mit Milutin Dragicevic am Kreis einen dankbaren Abnehmer seiner Anspiele, traute sich auch selbst. Viermal legte der zuletzt gescholtene Dragicevic den Ball an Löwen-Torhüter Slawomir Szmal vorbei, viermal traf auch Palmarsson in der ersten Halbzeit. Allerdings ließ der Serbe zwei "Riesen" gegen den vor der Partie von Welthandball-Präsident Hassan Mustafa als "Welthandballer 2009" geehrten polnischen Schlussmann ungenutzt.

Doch auch andere Kieler verfehlten: Reichmann, Klein, Ilic, Kubes. Leichtfertig ausgelassene Chancen, die eine mögliche Führung kosteten. Sie wäre verdient gewesen, das Kieler Schrumpf-Team war das bessere. Die Mannheimer spielten zunächst zwar engagiert, aber ohne große Linie. Auffälligster Spieler war Torhüter Szmal, der sich nach schwachem Start stetig steigerte.

15:14 stand's bei Halbzeit, gleich nach Wiederanpfiff brachten Reichmann und Dragicevic den Meister mit 16:15 in Front, Filip Jicha schmorte weiter auf der Bank, machte keine Anstalten, ins Spiel zu kommen. Einzige Aktion des sonstigen Kieler Leithammels war die Seitenwahl vor der Partie. Dann kippte die Partie in die von Storm erhoffte Richtung. Gensheimer traf dreimal in Folge, zwar verhinderte Omeyer mit drei Paraden am Stück einen höheren Rückstand, die Niederlage aber nahm ihren Lauf, die Halle kochte, die Löwen spielten sich in einen Rausch, unterstützt durch den überragenden Szmal. Auf der anderen Seite warfen die "Zebras" überhastet, verloren die Linie der ersten Halbzeit vollends. Die Last auf den wenigen gesunden Schultern wurde zu schwer. Vom 23:21 (47.) zogen die Löwen innerhalb von drei Minuten auf 27:21 davon - die Entscheidung.

(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 02.12.2010)


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