THW-Logo
27./28.01.2011 - Letzte Aktualisierung: 28.01.2011 WM 2011

Deutschland nach zweimaliger Verlängerung auf Platz elf

Heiner Brand wird am Montag über seine Zukunft reden.
Klicken Sie zum Vergrößern! Heiner Brand wird am Montag über seine Zukunft reden.
Die deutsche Handball-Nationalmannschaft hat sich mit einem Mini-Drama von der Handball-Weltmeisterschaft in Schweden verabschiedet: Gegen Argentinien musste die Mannschaft von Trainer Heiner Brand ohne den wegen muskulärer Probleme geschonten Christian Sprenger zweimal in die Verlängerung, um am Ende mit dem 40:35 (13:12, 27:27, 31:31)-Erfolg gegen die Südamerikaner erfolgreich zu sein. So platzierten sich die Deutschen nach einem enttäuschenden Turnier auf Rang elf. Das schlechteste Abschneiden einer deutschen Nationalmannschaft bei einer WM in der Geschichte des Hallen-Handballs.
Vor der Geisterkulisse von nicht einmal 1000 Zuschauern in Kristianstad machte es die deutsche Mannschaft zum Abschluss noch einmal richtig spannend. Weil man nach zum Teil hohen Führungen einmal mehr die Konstanz vermissen ließ, kamen die Südamerikaner immer wieder zum Ausgleich. Daran ihren Anteil hatten auch die schwedischen Unparteiischen, die Zeitstrafen am Fließband verteilten, so für drei Rote Karten zeitweise ein 3-3-Duell auf der Platte sorgten. Zwölf Sekunden vor dem Ende der regulären Spielzeit sorgte Diego Simonet für die Verlängerung, deren Erreichen die Argentinier ausgelassen bejubelten.

In der ersten Verlängerung lagen die Deutschen schon mit zwei Toren zurück, ehe Holger Glandorf aufdrehte und mit seinen Treffern das Brand-Team in die zweite Verlängerung rettete. Gegen zunehmend müder werdenden Argentinier konnte die deutsche Mannschaft nach 80 Minuten dann doch noch gewinnen. Beste Werfer auf Seiten Deutschlands waren Uwe Gensheimer und Holger Glandorf mit je neun Treffern.

(Christian Robohm)

 

Lesen Sie auch den ausführlichen Spielbericht der Kieler Nachrichten.

Spiel um PLatz elf: 27.01.11, Do., 18.00: Deutschland - Argentinien: 40:35 (13:12, 27:27, 31:31)

Flagge GER Deutschland:
Bitter, Heinevetter; Gensheimer (9/2), Glandorf (9), Groetzki (6), Heinl (3), Kraus (3), Hens (2), Haaß (2), Preiß (2), Pfahl (2), Christophersen (1), Kaufmann (1), Klein, Roggisch; Trainer: Brand
Argentinien:
Schulz, Garcia; D. Simonet (8), F. Fernandez (6), Vieyra (5), S. Simonet (4), Carou (3), Pizarro (2/2), Kogovsek (2), Vidal (2), Querin (1), Ferro (1), Canepa (1), Migueles, Portela, J. Fernandez.
Schiedsrichter:
Canbro/Claesson (Schweden)
Zeitstrafen:
Deutschland: 13 ;
Argentinien: 9
Rote Karte:
Deutschland: Haaß (60.), Roggisch (72, beide wegen dritter Zeitstrafe);
Argentinien: Querin (73., dritte Zeitstrafe)
Siebenmeter:
Deutschland: 5/2;
Argentinien: 2/2
Zuschauer:
1000 (Kristianstad Arena, Kristianstad (SWE))

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 28.01.2011:

Abschied mit zweimaliger Verlängerung

Brand bespricht am Montag seine Zukunft
Kristianstad. Wäre es ein Finale gewesen, hätte es ein historisches Spiel werden können. Weil es aber nur um den elften Platz bei dieser Weltmeisterschaft ging, war der 40:35 (31:31/27:27)-Sieg gegen Argentinien nach zweimaliger Verlängerung eher ein lustiger, als ein dramatischer.

Die Südamerikaner boten gute Unterhaltung, spielten mit viel Witz und zeigten Kombinationen, die sie aus dem Billardsport entliehen hatten. Sie wollten den Sieg, gaben nicht auf und glichen zwölf Sekunden vor dem Abpfiff der regulären Spielzeit zum verdienten 27:27 aus. Sie hatten den starken Torhüter Matias Schulz durch einen Feldspieler ersetzt. Die Deutschen mussten dagegen endgültig auf Michael Haaß verzichten, der seine dritte Zeitstrafe kassierte. Fünf gegen sieben - diese Überzahl nutzte Diego Simonet. Jubelnd versammelte sich das ganze Team auf dem Feld. Der Außenseiter hatte die Verlängerung gezwungen, das wurde bereits wie ein Sieg gefeiert.

Dem Team von Heiner Brand fehlte zu diesem Zeitpunkt Kapitän Pascal Hens, der nach einer harten Attacke des nicht ganz austrainiert wirkenden Leonardo Querin das Feld humpelnd verlassen hatte. Es fehlte der Kieler Christian Sprenger, der wegen muskulärer Probleme im Oberschenkel geschont wurde. Und es sollte bald Routinier Oliver Roggisch fehlen, der sich ebenfalls eine Rote Karte einhandelte.

Auch die schwachen Unparteiischen Canbro/Claesson aus Schweden hatten ihren Anteil an der Kurzweiligkeit, schickten sie die Spieler doch reihenweise vom Feld. Nicht immer waren ihre Beweggründe nachvollziehbar. Teilweise hatten beide Mannschaften nur noch die Stärke einer Skatrunde. Kurios auch die Zeitstrafe gegen die deutsche Bank zu Beginn der ersten Verlängerung. Das Kampfgericht hatte kein Interesse an Emotionen, Dramen sollen geräuschlos verlaufen.

Dauerhaft in Unterzahl lagen die Deutschen schnell mit 27:29 zurück, den Handballern aus Argentinien schien zu gelingen, was die Fußballer im WM-Viertelfinale (0:4) verpasst hatten. Doch letztlich war es Holger Glandorf zu verdanken, der mit seinen Toren die Kollegen in die zweite Verlängerung und dann ins Ziel rettete. Was in Erinnerung bleiben wird? "Eine WM mit Höhen und Tiefen", sagte Sprenger, der auf ein gutes Turnier zurückblicken kann. "Jeder sollte sich Gedanken machen, es muss sich auf jeden Fall eine Menge ändern." Torhüter Johannes Bitter gab zu: "Wir haben derzeit nicht die Qualität, um ganz oben dabei zu sein."

Ob sich auf dem Trainerposten etwas ändert, könnte sich am Montag entscheiden. Dann wollen sich Brand, DHB-Präsident Uli Strombach und "Hotti" Bredemeier, der für den Leistungssport zuständige Vizepräsident, in Gummersbach treffen, um eine enttäuschende WM zu besprechen. "Dieses Turnier war sehr hart für mich", sagte Brand, der bereits Anfang Dezember gewusst haben will, wie schwierig die Tage in Schweden werden würden.

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 28.01.2011)


(27./28.01.2011) Ihre Meinung im Fan-Forum? Zur Newsübersicht Zur Hauptseite