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01.04.2011 Super Globe

Kieler Nachrichten: Heißer Konflikt um Wüsten-WM

Löwen-Manager Storm nennt Vereins-Titelkämpfe in Katar "großen Schwachsinn" - 400 000 Euro für den THW

Aus den Kieler Nachrichten vom 01.04.2011:

Kiel. Katar ist weit weg und auch der Zeitpunkt, an dem die inoffizielle Vereins-Weltmeisterschaft ausgetragen wird. Doch weil der THW Kiel vom 14. bis 18. Mai in dem Wüstenstaat als Vertreter Europas teilnehmen wird, musste der Spielplan auf den Kopf gestellt werden. Das verärgerte vor allem die Rhein-Neckar Löwen.
"Dieses Turnier hat keinen sportlichen Wert und der Termin mitten in der Saison ist großer Schwachsinn", sagte Thorsten Storm, Manager des Bundesliga-Vierten. "Was passiert, wenn ich jetzt ein Freundschaftsspiel am Ende der Welt abmache? Muss dann auch der ganze Spielplan geändert werden?" Weil der THW bei diesem Turnier rund 400 000 Euro verdienen kann, hätte er zwar Verständnis für die Teilnahme. Schließlich hätte er sich das als Champions-League-Sieger auch redlich verdient. Aber es sei für die anderen Bundesligisten nicht zu akzeptieren, dass sie so kurzfristig ihren Terminplan darauf abstimmen müssten und die Kosten für die Umbuchung der Flüge selbst zu tragen hätten.

Erst Mitte Februar hatte der Weltverband (IHF) die Kieler eingeladen, einen genauen Zeitplan gab es auch dann noch nicht. Storm, der eigentlich am 15. Mai mit den Löwen in Kiel antreten sollte und nun bereits am 6. April zu Gast ist, kritisierte die Handball-Bundesliga (HBL), die sich klar für eine Teilnahme des THW als Vertreter Europas ausgesprochen hatte. "Wir sollten dort unsere Visitenkarte abgeben", sagte Geschäftsführer Frank Bohmann. "Das schmückt die Liga." Das sieht auch Uwe Stemberg so, als Spielleiter für die Terminfindung zuständig. "Es ist wichtig für uns, dort einen Fuß in die Tür zu bekommen." Ein Turnier in Katar, hält Storm dagegen, sei viel zu weit weg, um eine Werbewirksamkeit für die Liga zu haben.

Das sieht Uli Derad ganz anders. "Wir sind kein Verein, der von einem Mäzen geführt wird und müssen uns immer nach neuen Einnahmequellen umsehen", sagte der THW-Manager und meinte damit Jesper Nielsen (Löwen) und Andreas Rudolph (HSV Hamburg), die ihre Vereine kräftig subventionieren. "Dieses Turnier findet in einer handballinteressierten und finanzstarken Region statt. Ich sehe eine Chance, dass wir für uns dort neue Märkte erschließen."

Da der arabische Fernsehsender Al Jazeera die Spiele der Bundesliga und Champions League live übertragen würde, seien die deutschen Clubs dort sehr bekannt und beliebt. Das würde besonders für den THW Kiel gelten, der mit dem Welthandballer Filip Jicha zudem einen Spieler in seinen Reihen hätte, der 2003 und 2004 einige Monate in Katar gespielt hat. In Doha, der Spielstätte des fünften "Super Globe" mit illustren Teilnehmern wie den Southern Stars (Australien) und Al-Sadd aus dem Libanon, soll ein riesiges Poster von THW-Linksaußen Dominik Klein die Halle schmücken.

Derad, der immer wieder die Terminflut im Handball-Kalender anprangert, glaubt nicht, dass er mit der Teilnahme an Glaubwürdigkeit verliert. "Wir haben zwar zu viele Termine", sagt Derad. "Aber nicht genug für die Vereine. Wir brauchen weniger Qualifikationsspiele für die Nationalmannschaften und mehr Events wie diese für die Clubs." Schließlich würden die Vereine das Geld verdienen, mit dem die Stars bezahlt werden. Er fände es zudem "respektlos" ein solches Turnier "klein zu reden". Schließlich würden die Kontinental-Meister daran teilnehmen und in Katar finde im Jahr 2015 auch die Männer-Weltmeisterschaft statt. Die wirtschaftliche Notwendigkeit sieht auch Alfred Gislason ein. "Wir haben eben keinen Nielsen und keinen Rudolph." Aus sportlicher Sicht, so der THW-Trainer, sei ein Turnier in Katar unmittelbar vor der Champions-League-Endrunde in Köln (28/29. Mai) allerdings "wenig sinnvoll".

Bohmann räumte ein, dass die Terminfindung problematisch gewesen sei. "Wir werden darauf drängen, dass der Weltverband die Vereins-WM künftig zeitiger festlegt." Aber für das Gebrüll der Rhein-Neckar Löwen hat er wenig Verständnis. "Wer Champions League spielt, muss damit leben, dass sich Termine kurzfristig ändern."

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 01.04.2011)


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