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08./10.09.2011 - Letzte Aktualisierung: 10.09.2011 Bundesliga

Wiedersehen in Gießen: Hüttenberg empfängt den THW Kiel

Update #3 KN-Vorbericht ergänzt ...

Der TV Hüttenberg  empfängt in Gießen den THW Kiel.
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Am Sonnabend kommt es in der Sporthalle Gießen-Ost zu einem Wiedersehen alter Bekannter: Am 16. Februar 1985 spielten der THW Kiel und der TV Hüttenberg zum letzten Mal in der Bundesliga gegeneinander. Die Zebras gewannen klar mit 23:17. Dann stiegen die Mittelhessen - Gründungsmitglied der Liga - ab, und der THW startete langsam, aber stetig seinen Aufstieg an die Spitze. Jetzt, 26 Jahre später, fordert der Aufsteiger aus Hüttenberg den deutschen Rekordmeister aus Kiel zum erneuten Bundesliga-Duell: Anpfiff ist um 20.15 Uhr, Sport1 überträgt die Partie kostenpflichtig im Internet.www.kiel-liveticker.de liefert zeitnah alle Informationen aus der Sporthalle Gießen-Ost.
Eigentlich, so erzählt man sich in Mittelhessen, wollte der TV Hüttenberg in der vergangenen Saison nur die Qualifikation für die eingleisige 2. Liga schaffen. Doch dann schnupperten die Spieler von Trainer Jan Gorr, mit 33 Jahren jetzt jüngster Trainer der TOYOTA handball-Bundesliga, vor dem letzten Spieltag an der Sensation. Indes: Eine 35:36-Niederlage der Hüttenberger beim Abstiegskandidaten Saarlouis ließ den Bergischen HC direkt aufsteigen, der TVH musste in die Relegation gegen die schier übermächtig erscheinenden Mindener um ihren Weltstar Dalibor Doder. Doch schon nach dem Hinspiel in der engen, hitzigen Atmosphäre der Sporthalle Hüttenberg war klar, dass sich die Mittelhessen den Aufstieg nicht mehr nehmen lassen würden: Das Hinspiel gewann man deutlich mit 30:19, das Rückspiel in Minden verlor man zwar mit 25:29 (12:16), geriet aber dabei nie in Gefahr, den Elf-Tore-Vorsprung noch aus der Hand zu geben.

Tagelang wurde in der Kleinstadt der Aufstieg nach 26 Jahren Bundesliga-Abstinenz gefeiert. Denn der bedeutet auch ein Wiedersehen mit dem THW Kiel, der in den bisher 16 Bundesliga-Duellen sechs Mal gegen den TV Hüttenberg verloren hat. Einmal gab es ein Unentschieden, neun Spiele gewannen die Zebras (siehe auch Gegnerdaten TV Hüttenberg).

Gemeinsame Geschichte: Staffan Olsson
Ex-Zebra Staffan Olsson spielte unter anderem auch beim TV Hüttenberg.
Klicken Sie für weitere Infos! Ex-Zebra Staffan Olsson spielte unter anderem auch beim TV Hüttenberg.
Doch nicht nur Spiele sind gemeinsame Geschichte beider Teams: Staffan Olsson spielte von 1989 bis 1991 für die Mittelhessen - als Weltmeister. Den erhofften Aufstieg brachte Olsson der Mannschaft allerdings nicht: Zwei Mal scheiterte die Mannschaft knapp an diesem hohen Ziel. Der Rest der Geschichte ist bekannter: Olsson wechselte über den TV Niederwürzbach an die Kieler Förde und wurde hier zu einem der größten Stars des vergangenen Handball-Jahrzehnts. Heute verdient Olsson als schwedischer Nationaltrainer sein Geld.

Die Zeiten haben sich geändert: Jetzt will der TV Hüttenberg die Liga mit dem Mini-Etat von nur einer Million Euro aufmischen. Das ist nur möglich, weil in Hüttenberg beinahe jeder Spieler neben dem Handball einen weiteren Beruf ausübt - nur der vom TuS N-Lübbecke gekommene Torwart Milos Putera ist ein Handball-Profi. Spielmacher Florian Laudt, mit 114 Toren in der vergangenen Spielzeit maßgeblich am Aufstieg beteiligt, verdient sein Geld als Lehrer für Sport und Mathematik. Laudt gehörte zum Junioren-Europameister-Team 2004, erzielte im Finale das entscheidende Tor. Heute ist auch er angekommen in der besten Liga der Welt.

Spieler aus der Region
Einziger Profi unter Handball-Amateuren: Neuzugang Milos Putera.
Einziger Profi unter Handball-Amateuren: Neuzugang Milos Putera.
Laudt ist einer der vielen Spieler aus der Region, mit denen der TV Hüttenberg in der TOYOTA Handball-Bundesliga bestehen will. "Wir sind ein verschworener Haufen", sagt Jan Gorr, der trotz seiner jungen Jahre schon auf eine sechsjährige Erfahrung als Cheftrainer des Aufsteigers zurück blickt. "Unsere große Stärke ist das Kollektiv." Zudem setzt der TVH auf junge, erfolgshungrige Spieler. Kein Akteur im kader des Aufsteigers ist vor 1982 geboren. "Es ist seit Jahren unsere Philosophie, junge Spieler weiterzuentwickeln. Mit dieser Art von Personalpolitik sind wir schließlich in die Bundesliga aufgestiegen", will Gorr auch in der Beletage vom grundsätzlichen Kurs nicht abweichen. Deshalb verpflichtete der TV Hüttenberg auch - bis auf Putera - keine Stars, sondern Akteure, die in Hessen verwurzelt sind. Mit Rückraumspieler Timm Schneider und Kreisläufer Sebastian Weber wechselten zu dieser Saison zwei weitere Spieler von der HSG Wetzlar nach Hüttenberg, insgesamt stehen damit fünf ehemalige Wetzlarer im Kader (siehe auch Gegnerkader TV Hüttenberg). Keine zehn Kilometer trennen die beiden Vereine auf der Landkarte, in den gemeinsamen Zweitligazeiten standen sie sich in legendären Derbys gegenüber. In dieser Saison stehen diese Duelle nun also endlich erstmals in der TOYOTA Handball-Bundesliga an.

Laudt fällt lange aus
Verletzt: Florian Laudt.
Verletzt: Florian Laudt.
Das erste Hessen-Derby zum Auftakt der neuen Saison hat der TV Hüttenberg allerdings verloren: In Melsungen setzte es zum Debüt eine 21:28-Niederlage. "Für uns war das nach der langen Zeit Abstinenz von der ersten Liga ein ganz besonderes Spiel", erklärte Gorr nach dem missglückten Auftakt. Man habe die eigenen Qualitäten wie das schnelle Umschalten von Abwehr auf Angriff aber nicht einbringen können."Trotzdem haben wir in Teilen eine ordentliche Leistung abgeliefert und können so durchaus noch etwas Positives aus der Niederlage ziehen." Schlimmer noch als die Niederlage war aber die Nachricht, dass Florian Laudt dem Aufsteiger eventuell mehrere Monate fehlen wird. Ein Muskelriss in der Rotatorenmanschette in der Schulter zwingt den 27-Jährigen zunächst einmal zu einer dreiwöchigen Reha-Pause. Sollte die keine Besserung bringen, droht Laudt eine Operation. Deshalb legte der Aufsteiger auf dem Transfer-Markt noch einmal nach und verpflichtete mit Sebastian Roth von Eintracht Hildesheim einen weiteren Neuzugang für den Rückraum. Und auch Rückraumspieler Tomasz Jezewski wird dem Aufsteiger wegen einer chronischen Reizung der Patellasehne, die operiert werden musste, voraussichtlich lange fehlen.

Spiel findet in Gießen statt
Jüngster Trainer der Liga: Jan Gorr.
Jüngster Trainer der Liga: Jan Gorr.
Das erste Heimspiel in der TOYOTA Handball-Bundesliga nach dem Wiederaufstieg bestreiten die Hüttenberger allerdings nicht in der gefürchteten Sporthalle der Gemeinde. Diese muss für das Abenteuer Bundesliga aufwändig umgebaut werden - ein Unterfangen, das vor der Saison für Aufsehen gesorgt hatte. Der Bund der Steuerzahler hatte moniert, dass die Gemeinde die Hälfte der rund 210.000 Euro für die Baumaßnahmen trägt, und dies als "Finanzierung von Profisport mit Steuergeldern" angeprangert.

Weil der Umbau noch nicht abgeschlossen ist, ziehen die Hüttenberger ins benachbarte Gießen um. Die dortige Sporthalle Ost war Heimstätte des ehemaligen Frauenbundesligisten TV Lützellinden und bietet 3.500 Zuschauern Platz. Die Verantwortlichen hoffen gegen den Rekordmeister auf eine ausverkaufte Halle: "Mit dem ersten Heimspiel erwartet die heimischen Fans gleich ein echtes Highlight", freut sich Martin Volk von der Marketing Gesellschaft Hüttenberg mbH auf eine volle Halle und eine tolle Kulisse.

Kim Andersson warnt vor Übermut
Der deutsche Rekordmeister reist nach dem furiosen 35:21-Sieg im Derby gegen die SG Flensburg-Handewitt mit viel Selbstbewusstsein nach Hessen. Dennoch warnt Rückraumspieler Kim Andersson vor Übermut: "Das wird ein ganz anderes Spiel als gegen Flensburg. Die Hüttenberger werden richtig heiß auf ihre Heimpremiere sein und uns bestimmt gerne ein Bein stellen wollen." Trotzdem gehe der THW natürlich als Favorit in die Partie. "Wir wollen den eingeschlagenen Weg weiter beschreiten und konzentrieren uns voll und ganz auf die erste Auswärtsaufgabe der Saison", so Andersson.

Das Spiel in Gießen wird von den Unparteiischen Robert Schulze und Tobias Tönnies geleitet.

(Christian Robohm)

Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...

Aktualisierung vom 8. September

Zum ersten Duell mit dem TV Hüttenberg seit über 26 Jahren reist der THW-Tross auch mit den beliebtesten und aktuellsten Fanartikeln nach Gießen. Handballfans, die Karten für das Spiel der Bundesliga-Gründungsmitglieder ergattern konnten, können sich damit vor Ort vom Sortiment des THW überzeugen und das eine oder andere Schnäppchen ergattern.

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Aus dem Zebra Journal der Kieler Nachrichten vom 02.09.2011:

Der Bundesliga-Check von Adrian Wagner

TV Hüttenberg:
Das Team des TV Hüttenberg.
Klicken Sie für weitere Infos! Das Team des TV Hüttenberg.
Wir haben mit Gummersbach in der vergangenen Saison ein Testspiel in Hüttenberg absolviert und ein Team erlebt, dass einen erfrischenden, schönen und schnellen Handball spielt. Der wird zwar nicht sehr viele Punkte einbringen, aber Sympathien und Platz 16. Diese Platzierung bedeutet immerhin die Relegation. In eigener Halle wird die Mannschaft ohne Stars ihre Punkte holen müssen. Hüttenberg geht 60 Minuten lang hohes Tempo, über Gegenstöße gelingen viele leichte Tore, das spart viel Kraft. Druck hat der Aufsteiger überhaupt nicht, auch das hilft.

(aus dem Zebra Journal der Kieler Nachrichten vom 02.09.2011)

 

Aus dem Zebra Journal der Kieler Nachrichten vom 02.09.2011:

"Alles nette Schwiegersöhne"

Horst Spengler, Weltmeister 1978 und "Mr. Hüttenberg", erklärt den Aufsteiger

Der Aufstieg war eine Sensation: Im Trikot des TV Hüttenberg stecken ausschließlich Feierabend-Handballer, einziger Profi ist der Trainer. Nun will der Neuling, 26 Jahre nach dem Abstieg, in Liga eins wieder für Furore sorgen. Das Zebra-Journal sprach mit Horst Spengler, Weltmeister 1978 und Urgestein des Vereins.

Zebra-Journal:
Warum können Sie sich noch gut an den 5. Juni erinnern?
Horst Spengler:
Weil es ein unvergesslicher Tag war. Am Sonntagmorgen haben wir eine Städtereise nach Amsterdam unternommen. Abends sind wir zum Relegations- Rückspiel GWD Minden gegen unseren TV Hüttenberg gefahren. Wir verloren zwar 25:29. Aber es war die schönste Niederlage der Saison. Denn nach dem grandiosen 30:19-Heimsieg sind wir wieder in die Eliteklasse aufgestiegen. Die Stimmung war phantastisch, der helle Wahnsinn. Die über 500 mitgereisten Fans waren schier aus dem Häuschen.
Zebra-Journal:
Nach der Rückkehr nach Hüttenberg wurde der Triumph ausgiebig gefeiert...
Horst Spengler:
Da ging richtig die Post ab. Mit dem Traktor fuhren Mannschaft und Trainer Jan Gorr am nächsten Tag durch die 11.000-Einwohner-Gemeinde zwischen Wetzlar und Gießen und wurden frenetisch für die Rückkehr nach 26 Jahren in die Bundesliga gefeiert. Das Bier floss in Strömen. Es war ein würdiger Rahmen für den großen Coup.
Zebra-Journal:
Wie war denn der Aufstieg mit einem Mini-Etat von nur rund 600.000 Euro und mit dieser jungen Mannschaft möglich?
Horst Spengler:
Vor der Saison lautete die Zielsetzung Qualifikation für die eingleisige 2. Liga. Jetzt sind wir oben, das ist der Hammer. Zumal alle Feierabend- Handballer sind, - die einem Beruf nachgehen oder studieren. Das sind alles prima Kumpels, die auch nach den Spielen etwas zusammen unternehmen. Unser kleiner Verein aus einem handballverrückten Dorf ist für seine beispiellose Jugend-Arbeit belohnt worden.
Zebra-Journal:
Welchen Anteil hat Jan Gorr?
Horst Spengler:
Seitdem er 2005 das Amt übernommen hat, geht es aufwärts. Er ist 33 Jahre alt, der jüngste Trainer in der Liga, einen besseren Coach hätte der TVH nicht finden können. Gorr ist der einzige Vollprofi, er lebt Handball. Von 24 Stunden am Tag ist er zwölf Stunden in der Halle.
Zebra-Journal:
Was zeichnet die Aufstiegs-Mannschaft aus?
Horst Spengler:
Die Kontinuität und der jugendliche Elan. Fast die Hälfte der Spieler sind seit der C-Jugend in Hüttenberg zusammen. Es passt einfach alles, sportlich, charakterlich. In der Truppe gibt es keine Quertreiber, das sind eigentlich alles nette Schwiegersöhne. Sportlich ist die offensive 3-2-1-Abwehr das Prunkstück. Unser Manko ist, dass wir aus dem Rückraum kaum Tore werfen, weil wir keinen Shooter haben.
Zebra-Journal:
Glauben Sie an das Wunder Klassenerhalt für Hüttenberg?
Horst Spengler:
Das wird mit einem Etat von nur rund einer Million Euro und so vielen unerfahrenen Talenten verdammt schwer. Der Klassenerhalt wäre für mich eine noch größere Sensation als der Aufstieg. Aber die Jungs haben nichts zu verlieren, sie können nur gewinnen. Wir werden voraussichtlich mit Mannschaften wie Burgdorf, Balingen, Wetzlar sowie den anderen Aufsteigern gegen den Abstieg kämpfen. Aber ich halte es nicht für ausgeschlossen, dass ein Verein während der Saison pleite geht. Ich hoffe es zwar nicht wegen des Images des Handballs, aber Beispiele für unseriöse Finanzpolitik der Clubs gab es ja genug.
Zebra-Journal:
Hüttenberg startet in die Saison mit dem Gastspiel in Melsungen, der Heimpremiere gegen den THW Kiel und dem Derby in Wetzlar. Was sagen Sie zum Auftaktprogramm?
Horst Spengler:
Da droht ein Fehlstart mit 0:6 Punkten. Melsungen hat eine zusammengekaufte "Legionärstruppe". Wenn es bei ihr nicht läuft, haben wir eine Chance von zehn Prozent. Aber gegen den THW haben wir null Chancen. Dass der Rekordmeister mit seinen zahlreichen Weltstars bei uns überhaupt antritt, bedeutet für die Region und den Verein ein Fest, auch wenn wir klar verlieren. Im Derby gegen Wetzlar sind wir Außenseiter. Aber man weiß ja, Derbys haben ihre eigenen Gesetze.
Zebra-Journal:
Sie sind ein Hüttenberger Urgestein, hielten ihrem Verein die Treue, obwohl sie als Weltmeister umworben waren. Warum?
Horst Spengler:
Ich spielte hier zwölf Jahre als Kreisläufer, später war ich Spielertrainer. 1975 hatte ich ein lukratives Angebot vom TuS Nettelstedt. Ich hatte mir schon eine Wohnung in Münster ausgesucht. Aber ich bin wegen meines Vaters Rudolf geblieben, der mein Trainer in Hüttenberg war. Nach der WM 1978 war ich beim VfL Gummersbach bzw. dem TV Großwallstadt im Gespräch. Aber ich sagte ab. Die Gemeinde stellte mir für die Vereinstreue einen Bauplatz zur Verfügung. Der war mir mehr wert als Bargeld. Und als Dank, dass ich geblieben bin, wurde eine Straße nach mir benannt der Horst-Spengler-Ring im Ortsteil Hochelheim. Das ist ungewöhnlich, denn so eine Ehrung wird einem eigentlich dann erst zuteil, wenn man das Zeitliche gesegnet hat.
Zebra-Journal:
Zurück zum Thema Bundesliga. Wer wird Meister?
Horst Spengler:
Wenn sich keiner verletzt und Daniel Narcisse wieder fit ist, dann holt der THW den Titel vor dem HSV. Aber: Die Kieler müssen sich spielerisch weiterentwickeln. Barca hat ihnen in der Champions League vorgemacht, wie man im Angriff effektiv, attraktiv und erfolgreich spielt. Aber das hat ein Trainer-Fuchs wie Alfred Gislason gesehen...
(aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 02.09.2011)

Horst Spengler

Geboren am 10. Februar 1950 in Gießen-Lützellinden, verheiratet mit Heidrun, Vater von zwei Töchtern, Alexandra (27) und Kira (24).
147 Länderspiele (293 Tore), Weltmeister 1978 in Dänemark mit der Nationalmannschaft, deren Kapitän er war.
Olympia-Vierter 1976 in Montreal, zwölf Jahre Spieler, danach Spielertrainer beim TV Hüttenberg. Mit ihm stand er zweimal im Halbfinale zur deutschen Meisterschaft und zweimal im Finale um den DHB-Pokal, scheiterte stets am damaligen Rekordmeister VfL Gummersbach. Als Trainer führte er die SG Wallau- Massenheim und die HSG Dutenhofen-Münchholzhausen in die Bundesliga, beim DHB war er einst Coach der Junioren-Nationalmannschaft. Nach dem Ende seiner Handball-Karriere ist Spengler als Lehrer für Sport, Mathematik und Physik am Johanneum-Gymnasium in Herborn tätig. Der 61-Jährige ist Oberstudienrat.

(aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 02.09.2011)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 10.09.2011:

Dorfverein dreht die Uhren zurück

Ein Profi, ein Mini-Etat: THW-Gegner Hüttenberg ist ganz anders
Hüttenberg. Heute erwartet der TV Hüttenberg den THW Kiel (20.15 Uhr). Das hört sich an wie ein ganz normales Punktspiel in der Handball-Bundesliga, tatsächlich ist es ein Märchen. Eines, das im Sommer 2005 seinen Anfang nahm, als die Hüttenberger als Tabellenletzter aus der 2. Liga Süd abgestiegen waren, und der 27-jährige Jan Gorr ihr Trainer wurde.

"Ich bin im Glauben nach Hüttenberg gegangen, einen Regionalligisten zu übernehmen", sagt Gorr heute. Doch die Lizenzentzüge anderer Vereine verhinderten den Abstieg. Gleich im ersten Jahr führte Gorr die Hessen auf den achten Platz und legte mit Spielern aus der Region den Grundstein für den Aufstieg in die Bundesliga. Das Gesicht der Mannschaft ist Florian Laudt, der vor sieben Jahren mit Silvio Heinevetter und Sven-Sören Christophersen (beide Berlin) Gold bei einer Junioren-EM gewann. Laudt, mit der Tochter des Hüttenberger Urgesteins Horst Spengler liiert, arbeitet tagsüber als Mathe- und Sportlehrer an einer Gesamtschule, abends trainiert er mit den Kollegen, die er als Mittelmann führt. Sollte der Verein, der mit Torhüter Milos Putera nur einen Profi besitzt, den Schlüsselspieler benennen müssen, wäre es der 27-jährige Laudt. Ausgerechnet er, der Kapitän, wird nun wegen einer komplizierten Schulterverletzung monatelang fehlen. Genau wie Abwehrspezialist Tomasz Jezewski (Operation an der Patellasehne). "Diese kurzfristigen Ausfälle sind für uns sehr schwer zu kompensieren", sagt Gorr, der kurzfristige Neuverpflichtungen ausschließt. Einerseits muss der Aufsteiger mit einem Mini-Etat von einer Million Euro haushalten, einem Zehntel dessen, was dem Gegner aus Kiel zur Verfügung steht. Außerdem, so Gorr, wäre die Stärke seiner Mannschaft das gebundene Spiel, die automatisierten Abläufe. Da muss ein Neuer einen langen Anlauf nehmen, um eine echte Hilfe zu werden.

Bis zum vorletzten Spieltag waren die Hüttenberger Zweitliga-Tabellenführer, dann verloren sie bei der abstiegsbedrohten HG Saarlouis mit 35:36 und wurden auf der Ziellinie noch vom Bergischen HC überholt. In einem denkwürdigen Relegationsspiel gegen den Nord-Zweiten aus Minden legten sie im zweiten Anlauf den Grundstein für den Aufstieg. 30:19 siegte der TV in eigener Halle, die 25:29-Niederlage im Rückspiel war bedeutungslos. Es passte zu dem sympathischen Club, dass die Spieler sich anschließend mit einem Traktor durch ihre 10 000-Einwohner-Gemeinde kutschieren ließen.

Sie hätten keine fünf Minuten darüber nachgedacht, die zahlreichen Eigengewächse aus dem Kader zu fegen und auf Profis zu setzen, sagt Gorr. Objektiv betrachtet seien die Chancen zwar nicht groß, in der Liga zu bleiben. "Aber wir haben uns trotzdem zum Ziel gesetzt, länger als ein Jahr zu bleiben." Prunkstück ist die offensive 3:2:1-Deckung, in der ein direkter Kontakt mit dem Gegner ausdrücklich erwünscht ist. Eine mannbezogene Spielweise, die den Kielern nicht liegt. Gorr rechnet dennoch nicht damit, den THW-Express stoppen zu können. Zumal die kultige Heimspielstätte, in deren hitziger Atmosphäre kürzlich Minden unterging, derzeit umgebaut wird, um den Bundesliga-Anforderungen gerecht zu werden. Typisch für diesen etwas anderen Verein, dass Freiwillige den alten Bodenbelag entfernten, um Geld zu sparen. Das Kiel-Spiel wird deshalb in der deutlich größeren Gießener Osthalle stattfinden. "Ein echtes Heimspiel ist das nicht", sagt Gorr, dessen Vater Reinhold einst Vorsitzender des TV Hüttenberg gewesen ist. "Aber es ist das Spiel eins nach den jüngsten Hiobsbotschaften und schon deshalb ein spannender Vergleich."

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 10.09.2011)

 


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