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12./14.11.2011 - Letzte Aktualisierung: 14.11.2011 Bundesliga

Start-Ziel-Sieg gegen Lemgo: THW baut Serie aus

Marcus Ahlm verletzt sich am Knie

Bundesliga, 10. Spieltag: 12.11.2011, Sa., 18.30: THW Kiel - TBV Lemgo: 35:26 (16:10)
Update #3 KN-Spielbericht, weitere Stimmen, Fotos und Spielbericht ergänzt ...

War nicht zu stoppen: Daniel Narcisse zeigte eine starke Partie.
Klicken Sie zum Vergrößern! War nicht zu stoppen: Daniel Narcisse zeigte eine starke Partie.
Der THW Kiel hat seine weiße Weste in der TOYOTA Handball-Bundesliga auch im zwölften Saisonspiel gewahrt: Gegen den TBV Lemgo gewannen die Kieler am Sonnabendabend vor 10285 Zuschauern in der ausverkauften Sparkassen-Arena klar mit 35:26 (16:10). Dabei hatten die Zebras lediglich in der ersten Hälfte Probleme mit den Ostwestfalen. Kim Andersson erzielte sieben Treffer, stark spielte auch Daniel Narcisse. Daniel Kubes stellte mit fünf Treffern eine persönliche Bestmarke auf: Noch nie hatte der Kreisläufer zuvor im THW-Trikot soviele Tore erzielt.
Den Sieg gegen den TBV musste Marcus Ahlm allerdings mit einer schweren Knieverletzung bezahlen. Der Kreisläufer war in der 13. Minute unglücklich mit Sebastian Preiß zusammengestoßen und humpelte vom Feld. Ein erster Verdacht auf einen Kreuzbandriss erhärtete sich nicht, die Schwere seiner Verletzung müssen nun weitere Untersuchungen zeigen. Der Schwede wird den Kielern auf jeden Fall längere Zeit nicht zur Verfügung stehen. Und auch Aron Palmarsson verließ das Feld vorzeitig: Der Isländer spürte kurz vor Schluss nach einer Sperre ein Knacken in der linken Schulter, auch bei dem Mittelmann stehen nun intensive Untersuchungen an.

Gedenken an Methe/Methe
Die Partie stand natürlich im Schatten des plötzlichen Unfalltodes von Bernd und Reiner Methe am Vorabend. Beide Mannschaften liefen mit Trauerflor auf, nach dem Anpfiff wurde die Partie für eine Schweigeminute unterbrochen. Das Schiedsrichter-Gespann Lars Geipel und Marcus Helbig stand Arm in Arm mit der Spielaufsicht Uwe Stemberg, alle Zuschauer erhoben sich von den Plätzen, und die Spieler verharrten mit gesenkten Köpfen auf der Platte. Das Schweigen von 10285 Zuschauern in der sonst so lauten Sparkassen-Arena war Ausdruck des Schocks und der Fassungslosigkeit über den plötzlichen Tod der Unparteiischen und ein Zeichen des Mitgefühls mit den Familien der Methe-Zwillinge.

Blitzstart des THW
Erzielte drei Tore: Christian Sprenger.
Klicken Sie zum Vergrößern! Erzielte drei Tore: Christian Sprenger.
Auch wenn beide Mannschaften nach dem Beginn des Spiels sichtlich bedrückt waren, so erwischten die Kieler doch den deutlich besseren Start: Christian Zeitz und Marcus Ahlm nach einem Traumpass von Filip Jicha brachten die 2:0-Führung, ehe Florian Kehrmann in der dritten Minute der erste Gäste-Treffer gelang. Doch die Kieler legten nach: Mit einer flinken, offensiven Abwehr, in der Daniel Narcisse steter Störenfried des TBV-Aufbauspiels war, setzte der THW die Ostwestfalen unter Druck. Erneut Ahlm und Jicha sowie Narcisse mit einem mit 103 km/h abgeschlossenen Gegenstoß erhöhten auf 5:1. Doch dann schlichen sich auch bei den Kielern Fehler ein. Im Angriff wurde zu früh abgeschlossen, was Lichtleins Paraden-Konto gut tat, und in der Abwehr ließ man nun einige gute Aktionen der Gäste zu. Nach 13 Minuten waren die durch einen Treffer von Sebasttian Preiß beim 6:7 wieder in Reichweite. Lichtlein parierte einen Ilic-Siebenmeter - es war erst der zweite vergebene Strafwurf des Serbens in dieser Saison -, dann folgte der Ahlm-Schock, gegen den vor allem Daniel Narcisse anarbeitete: Unrermüdlich rackerte dieser in der Abwehr, und im Angriff zog er alle Register seiner Flug-, Wurf- und Trickkünste. Er erzielte auch die erneute Kieler Drei-Tore-Führung zum 9:6, dann sprang Christian Zeitz nach einer unglücklichen Abwehraktion vor Schmerzen an der Bande hoch und musste sich an der Seitenlinie behandeln lassen.

Kurz den Faden verloren
Die Mannschaftsbetreuer hatten auf der Bank Schwerstarbeit zu verrichten, und offenbar ließen sich die spielenden Zebras allzu sehr vom Gesundheitszustand ihrer Mitspieler ablenken. Immer wieder ging der besorgte Blick in Richtung Bank, worunter die Konzentration litt. Lemgo verkürzte durch einen tollen Wackler von Patrail und einen Siebenmeter von Liniger auf 8:9 (16.). Trainer Alfred Gislason erkannte die Verunsicherung seiner Jungs und bat sie zur Auszeit. Offenbar war das das richtige Signal: Thierry Omeyer fischte sich nun ein paar Bälle hinter einer wieder aufmerksameren Deckung. Der Kieler Keeper entschärfte erst einen Patrail-Wurf und dann auch den Nachwurf von Kehrmann und setzte so ein Signal in Richtung Publikum und Mitspieler. Die gingen deutlich konzentrierter zur Sache. Narcisse und Kim Andersson hämmerten Gegenstöße in die Maschen, dann bediente der starke Franzose Andersson, der den Ball hinter dem Rücken weiter zu Sprenger spielte. Der Rechtsaußen, zuvor mit einem Gegenstoß an Lichtlein gescheitert, machte es jetzt besser und vollstreckte zum 12:8 (23.). Als Patrail zum 10:13 verkürzte (27.), war das das letzte Aufbäumen der TBV-Offensive: Ilic vom Siebenmeter-Strich, Andersson mit einer feinen Einzelleistung und erneut Sprenger erhöhten bis zum Pausenpfiff auf 16:10.

Klare Sache
Bester TBV-Werfer: Mait Patrail.
Klicken Sie zum Vergrößern! Bester TBV-Werfer: Mait Patrail.
Engagiert begannen die Kieler auch in der zweiten Hälfte. Kubes verwertete ein "Pfosten-Anspiel" von Andersson, der kurz darauf selbst vollstreckte. Dann passte Omeyer auf den freien Jicha, der eiskalt zum 19:12 vollstreckte (33.). Die Partie nahm nun an Rasanz zu, beide Teams agierten mit der Schnellen Mitte und suchten schnell den Abschluss. Für die Vorentscheidung sorgte Daniel Kubes: Erst drehte sich der Tscheche um seinen Gegenspieler herum und markierte mit einem Aufsetzer das 21:14, dann legte er kurz darauf mit einem Gegenstoß nach. Sein Torjubel riss auch die Fans mit, die fortan einen zum Teil zaubernden und mit viel Spielfreude agierenden THW zu sehen bekamen. Sprenger vollendete einen Gegenstoß aus elf Metern, Omeyer glänzte erneut mit einer Doppelparade, Andersson traf aus dem linken Rückraum in den Winkel, Palmarsson verwertete mit Wucht und Dynamik eine Schnelle Mitte, ehe Andersson sich hoch in die Luft schraubte und zum 29:20 (49.) traf. TBV-Trainer Dirk Beuchler reagierte und gab nun auch seinen jüngeren Spielern die Chance, sich in der Sparkassen-Arena zu beweisen.

Viele Wechsel
Auch Filip Jicha erwischte es: Er musste mit einer Platzwunde vom Platz.
Klicken Sie zum Vergrößern! Auch Filip Jicha erwischte es: Er musste mit einer Platzwunde vom Platz.
Auch Gislason ließ seine verbliebenen Akteure zum Teil rasant rotieren. Ilic machte nach seiner Fersen-Entzündung die ersten Abwehr-Schritte, Zeitz kehrte auf die Platte zurück, und auch der angeschlagene Lundström musste ran. Palicka löste Omeyer ab, Filip Jicha vertrat Kubes am Kreis: Trotz aller Wechsel litt der Spielfluss des THW nicht. Und auch die Stimmung kehrte zurück in den Handball-Tempel: Als der junge Julian Possehl Palicka zum vermeintlichen 23:31 überwunden hatte, der Ball aber wie von Zauberhand am Torwinkel kleben blieb, feierte Palicka spitzbübisch die "Parade". Im Angriff wollten die Zebras auch noch etwas für die Galerie spielen, dies schlug jedoch fehl: Mit drei Treffern in Folge betrieben die Ostwestfalen, bei denen Mait Patrail mit fünf Treffern erfolgreichster Werfer war, Ergebniskosmetik. Reichmann und Jicha zelebrierten einen Rückraum-Kempa, Kubes drosch einen Gegenstoß mit 104 km/h in die Maschen, und Zeitz und Reichmann setzten den Deckel auf eine Partie, die im Schatten der schlimmen Ereignisse des Vortages stand.

Für die Kieler gilt es nach der Verletzung von Marcus Ahlm, noch enger zusammenzurücken. Denn der Spielplan der kommenden Wochen hat es in sich. Am Mittwoch fordert die HSG Wetzlar die Zebras, bevor Partizan Belgrad am Sonntag in der Sparkassen-Arena und dann am Mittwoch in Serbien gleich zwei Mal die volle Konzentration des THW erfordert.

(Christian Robohm)

Lesen Sie bitte auch den Spielbericht der Kieler Nachrichten.

Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Alfred Gislason:
Es war ein sehr eigenartiges Spiel. Stimmung wollte angesichts der Ereignisse gestern nicht aufkommen. Ich bin sehr traurig über das Unglück, es zeigt wieder einmal, dass es Wichtigeres gibt als den Sport und unseren Alltag.

Unsere Abwehr stand zu Beginn des Spiels ordentlich, vorne waren wir aber etwas zu zaghaft, so dass wir uns erst mit einem Endspurt zur Pause absetzen konnten. Der Ausfall von Marcus trifft uns hart, er wird uns fehlen. Wenn er uns länger fehlen sollte, wären wir darauf nicht vorbereitet. Aber unser Mannschaftsarzt hat zumindest einen Kreuzbandriss ausschließen können. Auch die Schulter von Aron Palmarsson wirft Fragen auf, er hat bei einer Sperre von hinten ein Knacken in seiner linken Schulter gespürt. Sollten beide ausfallen, war das ein teurer Spieltag.

Loben muss ich Daniel Kubes als Vertretung von Marcus. Vor allem gegen Ende hin wurde Daniel immer besser. Es war ein schwieriges Spiel, auch wenn das Ergebnis etwas anderes aussagt. Ich bin froh, dass wir die Partie mit einem Sieg hinter uns gebracht haben.

Natürlich wird Milutin Dragicevic in den nächsten Spielen seine Chance bekommen. Ich hoffe, dass er diese Chancen nutzen wird. Heute habe ich mich vielleicht zu früh für Henrik Lundström als "Nachrücker" entschieden, sodass wir zeitweilig mit Filip Jicha am Kreis spielen mussten.

TBV-Trainer Dirk Beuchler:
Es war uns vorher klar, dass es hier beim Tabellenführer super schwer werden würde. Für uns war das ein besonderes Spiel. Vorher habe ich meinen Jungs gesagt, dass sie mit Freude und Selbstbewusstsein diese Partie genießen sollen. Denn die Stimmung in der Sparkassen-Arena ist das Beste, was es in Handball-Deutschland gibt. Leider haben wir zu Beginn viele technische Fehler gemacht und lagen schnell 1:5 hinten. Dann haben wir uns besser organisiert, sind auf ein Tor heran gekommen. Leider lagen wir dann zur Pause wieder mit sechs Toren hinten.

Mit der zweiten Halbzeit bin ich einigermaßen zufrieden. Der THW ist eine Top-Mannschaft, die jeden Fehler bestraft. Davon hatten wir heute leider ein paar zuviel. Ich habe dann früh durchgewechselt, damit alle das hier genießen können.

TBV-Manager Fynn Holpert:
Das Kieler Publikum hat ein feines Gespür für die Situation. Ich kenne die Sparkassen-Arena normalerweise als Tollhaus. Aber heute lag ein Schatten auf dem Handball, der allen sehr nahe gegangen ist. Die Reaktion des Kieler Publikums war imposant.

Wir haben als TBV hier die Rolle gespielt, die uns zugedacht war. Aber wir haben die richtigen Leute, um wieder etwas aufzubauen, dafür werden wir aber einige Jahre brauchen. Unser Ziel ist es, dann wieder den europäischen Wettbewerb zu erreichen. Für uns ist dieses Jahr keine leichte Situation, wenn man erstmals seit 15 Jahren nicht international spielt.

THW-Geschäftsführer Klaus Elwardt:
Heute war es für alle schwierig, sich auf das Spiel einzustellen. Alle waren sehr bedrückt, wir hatten uns auch Gedanken gemacht, den kompletten Spieltag abzusagen, letztlich hat sich die HBL dann anders entschieden. Unser Mitgefühl gilt jetzt den Familien von Bernd un Reiner Methe. Sollten sie Hilfe benötigen, steht der THW mit seiner Mannschaft dafür natürlich zur Verfügung.
THW-Linkshänder Kim Andersson gegenüber den KN:
Die Sache mit den Schiedsrichtern war ein totaler Schock. Nach der Schweigeminute kam niemand richtig ins Spiel. Es war sehr komisch, wichtig ist, dass man solche Spiele am Ende gewinnt.
THW-Spielmacher Aron Palmarsson gegenüber den KN:
Ich habe die Methes auf einer langen gemeinsamen Busfahrt zu einem Länderspiel in Island näher kennengelernt. Das waren gute Jungs, außerhalb und auf dem Spielfeld. Es tut mir sehr, sehr leid.

10. Spieltag: 12.11.11, Sa., 18.30: THW Kiel - TBV Lemgo: 35:26 (16:10)

Logo THW Kiel:
Omeyer (1.-49., 13 Paraden), Palicka (49.-60., 2 Paraden); Andersson (7), Lundström, Sprenger (4), Ahlm (2), Kubes (5), Reichmann (1), Zeitz (4), Palmarsson (1), Narcisse (4), Ilic (2/2), Klein (1), Jicha (5); Trainer: Gislason
Logo TBV Lemgo:
Lichtlein (1.-49., 9 Paraden), Dresrüsse (49.-60., 3 Paraden); Johanson, Preiß (3), Bechtloff (1), Patrail (5/2), Kehrmann (4), Strobel (3), Possehl, Liniger (4/2), Dietrich (1), Niemeyer (2), Schneider (3); Trainer: Beuchler
Schiedsrichter:
Lars Geipel / Marcus Helbig
Zeitstrafen:
THW: 2 (Zeitz (17.), Kubes (29.));
TBV: 2 (Preiß (21.), Dietrich (60.))
Siebenmeter:
THW: 3/2 (Lichtlein hält Ilic (15.));
TBV: 5/4 (Liniger gegen Omeyer an den Pfosten (18.))
Spielfilm:
1. Hz.: 2:0 (2.), 2:1, 5:1 (6.), 5:3 (9.), 6:4 (11.), 7:4, 7:6 (12.), 9:6, 9:8 (16.), 12:8 (23.), 13:9, 13:10 (27.), 16:10;
2. Hz.: 16:11, 17:12 (33.), 19:12 (35.), 20:13, 21:14 (37.), 22:15, 23:16 (40.), 25:18 (44.), 26:19, 27:20 (47.), 29:20 (49.), 31:22 (51.), 32:25 (58.), 35:26.
Zuschauer:
10285 (ausverkauft) (Sparkassen-Arena-Kiel, Kiel)
Spielgrafik:
Spielgrafik

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 14.11.2011:

Ein Spiel im Schatten

Methe-Drama überlagerte THW-Sieg über Lemgo - Ahlm erlitt schwere Knieverletzung
Kiel. Deutschlands Handball trägt Trauer nach dem tragischen Unfalltod der Methe-Zwillinge. Auch auf dem THW-Heimspiel am Sonnabend gegen TBV Lemgo lag ein lähmender Schatten. Spieler, Betreuerstäbe und Zuschauer ehrten die Verunglückten vor der Partie mit einer beeindruckenden Gedenkminute. Anschließend benötigten die Aktiven eine lange Anlaufzeit, um sich freizuspielen. Letztlich gewannen die "Zebras" diese einseitige Partie mit 35:26 (16:10) Toren, errangen den zwölften Sieg im zwölften Spiel.

Hallensprecher Rolf Körting bat in der ausverkauften Sparkassen-Arena mit andächtigen Worten um das Gedenken für die Verunglückten, Spielausschuss-Vorsitzender Uwe Stemberg, Lars Geipel und Marcus Helbig, die angesetzten Unparteiischen, rückten ganz nah zusammen, ergriffen gegenseitig ihre Schultern. Diese Gedenkminute war wirklich eine, in der Arena lag greifbare Stille. "Wir haben die beiden sehr gut gekannt, dann gibt es auch eine sehr emotionale Beziehung zum Gedenken", beschrieb THW-Kapitän Marcus Ahlm seine Gefühle. Richtig abschütteln können, so Ahlm, habe aber niemand die schrecklichen Ereignisse. "Verdrängen kann am so etwas nicht."

Für Ahlm war die Partie nach zwölf Minuten beendet. Bei einem unspektakulären Zusammenstoß wurde das Knie des THW-Kreisläufers überdehnt, Ahlm humpelte zur Auswechselbank. Zunächst habe er das Schlimmste, einen Kreuzbandriss, nicht ausschließen können, erklärte Mannschaftsarzt Dr. Detlev Brandecker. Die Nachuntersuchung brachte Erleichterung. "Wir gehen von einem Innenbandschaden aus, eine Überdehnung oder ein Anriss." Endgültige Klarheit soll heute die MRT-Untersuchung erbringen.

Verletzungspech beklagten auch Christian Zeitz und Aron Palmarsson. Zeitz erlitt eine schmerzhafte Knieprellung, konnte später allerdings wieder mitwirken, Palmarsson schied kurz vor dem Abpfiff mit einer Schulterverletzung aus, erntete sorgenvolle Blicke seines Trainers. Doch auch Palmarsson gab Entwarnung. "Halb so schlimm", beruhigte der junge Isländer später.

Die Verletzung seines Kapitäns und Kreisläufers traf Gislason dagegen schwer. "Egal, wie die Diagnose ausfallen wird. Fest steht, dass Marcus mindestens einige Wochen ausfallen wird", erklärte Kiels Trainer. Damit ist eingetreten, was schon vor der Saison ein Thema war. Fällt Marcus Ahlm aus, fehlt dem Rekordmeister die Alternative. "Darauf sind wir nicht vorbereitet", erklärte auch Gislason, "das wird uns treffen." Milutin Dragicevic, in den vergangenen Wochen so gut wie ohne Spielpraxis, und Abwehrrecke Daniel Kubes müssen jetzt die Lücke schließen. "Die beiden sind gefordert", sagt Gislason.

Gegen Lemgo zeigte Daniel Kubes, dass er mehr sein kann als nur ein Spezialist fürs Tore verhindern. Fünfmal traf der kantige Tscheche in der zweiten Halbzeit, trug mit seinen Toren dazu bei, dass die Gäste nach dem Halbzeit-10:16 auch in den zweiten 30 Minuten nie ernsthaft am Sieg der Kieler rütteln durften. Den "Zebras" genügte eine grundsolide Abwehrleistung und die individuelle Klasse Einzelner im Angriff. Linkshänder Kim Andersson war mit sieben Treffern erfolgreichster Torschütze, wurde zum "Spieler des Tages" gekürt und mit einer Riesenflasche Schampus belohnt. Eine Augenweide in Angriff und Abwehr war erneut der elegante und gewohnt spritzige Daniel Narcisse, der Franzose brachte es auf vier Tore. Einen durchwachsenen Tag erwischte Filip Jicha, dennoch half Kiels Rückraum-Ass seinem Team mit fünf Treffern. Rechtsaußen Christian Sprenger ist nach seiner Verletzungsserie hungrig zurück, traf viermal, zum Teil spektakulär.

Er sei von seiner Mannschaft enttäuscht gewesen, beschwerte sich später TBV-Manager Fynn Holpert. "Wenn du als junger Spieler in solch' einer Halle, gegen solch' eine Weltklasse-Mannschaft spielst, dann musst dich zerreißen. Das hat mir heute gefehlt." Trainer Dirk Beutler hatte das Spiel bereits 15 Minuten vor dem Ende verloren gegeben, wechselte im Block drei Nachwuchsspieler ein. Der 18-jährige A-Jugendliche Marcel Niemeyer bedankte sich mit Engagement und zwei Toren, was ihm prompt die Schampusflasche als bester TBV-Akteur einbrachte. Weltstar Kim Andersson stiftete dem jungen Mann dazu anerkennenden Beifall. Ein Abend, den Niemeyer so schnell nicht vergessen, vor allem aber beflügeln dürfte.

Beim THW hätte man sich Gedanken gemacht, die Partie wegen des Methe-Dramas ausfallen zu lassen, erklärte THW-Manager Klaus Elwardt in der Pressekonferenz. "Letztlich haben wir uns aber dem Willen der Handball-Bundesliga beugen müssen. Leicht ist das niemandem gefallen."

(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 14.11.2011)


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