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13.12.2011 Mannschaft

Kieler Nachrichten: Jicha: "Wir sind weiter hungrig"

THW Kiel morgen im Pokal zu den Füchsen

Aus den Kieler Nachrichten vom 13.12.2011:

Kiel. Mittendrin in den grauesten Herbsttagen leuchtet Kiels Handball-Welt in schillernsten Farben. Der nicht schön herausgespielte, dafür mit Leidenschaft erkämpfte 30:25-Triumph vom Sonntag über den noch amtierenden Meister HSV Hamburg verbesserte den vereinsinternen Vereinsrekord auf 32:0 Zähler, rüttelt vor der EM-Pause mit den zu bewältigenden Aufgaben gegen Hildesheim (21. Dez.) und beim VfL Gummersbach (26. Dez.) an der Lemgoer Bundesliga-Bestmarke aus dem Jahr 2003 (34:0). Vor allem aber machte der THW früh in der Saison einen großen Schritt Richtung Meisterschaft.
Kein Wunder, dass die Weihnachtsfeier gestern Abend in der "Zigarre" der Sparkassen-Arena mit Mannschaft und Sponsoren überaus harmonisch verlief. Das Rahmenprogramm bildete eine spritzige Plauderrunde mit Trainer Alfred Gislason, TV-Moderator Gerhard Delling und Handball-Mehrzweckwaffe Stefan Kretzschmar.

Ein Thema war natürlich der mögliche 17. Titelgewinn. Nach sechs Schalen in Folge zwischen 2005 und 2010 sieht die Meisterschaft des HSV jetzt aus wie ein Betriebsunfall des THW. In der Bundesligatabelle haben die Kieler zwei Spieltage vor der Winterpause acht Punkte zwischen sich und Hamburg (22:8) gebracht, der Meister ist hinter Berlin (25:5) auf Rang drei abgerutscht, muss um seine Champions-League-Teilnahme in der der kommenden Saison fürchten.

Hamburgs Presse gibt die Titelverteidigung bereits verloren. "Die letzte Chance weggeworfen" oder "HSV vergibt die letzte Chance", titelten die Zeitungen gestern. Am Mittwoch müssen die Spieler von Trainer Per Carlen im Pokal-Achtelfinale bei den Rhein-Neckar Löwen ran. Rauscht diese letzte nationale Titeloption in Mannheim den Rhein hinunter, dürfte auch der Trainerstuhl wackeln. Präsident Martin Schwalb und sein Ex-Präsident Andreas Rudolph - weiterhin der mächtige HSV-Mann im Hintergrund - steckten noch in der Kieler Arena die Köpfe zusammen.

Zur gleichen Zeit quälte sich Alfred Gislason mit der von einem Journalisten gestellten Frage, ob er je eine bessere Handballmannschaft trainiert habe als diese aktuelle des THW Kiel. Der Isländer, ein schlauer Mann mit feinem Sinn für Humor und Ironie, wand sich, um schließlich mit kargen Worten zu antworten. "Ja, das macht schon Spaß." Das Schmunzeln in seinem Gesicht und die blitzenden Augen verrieten viel mehr. Gislason weiß sich momentan in der komfortablen Situation, nahezu die gesamte Hinrunde von ernsthaften Verletzungen im Team verschont geblieben zu sein. Auch ohne Neuzugänge - vielleicht aber auch deshalb - läuft die THW-Maschine wie geschmiert, die mentale Stärke der Mannschaft ist gewaltig, die Ausgeglichenheit auffällig, das Potenzial für eine Rotation ohne Leistungsabfall enorm.

Fachkundige Beobachter erklären diese Mannschaft zum besten THW aller Zeiten, sprechen vom vielleicht besten Team der Welt. Bob Hanning, Manager der Berliner Füchse, hatte den THW in prophetischer Weisheit bereits nach dem zweiten Spieltag zum kommenden Meister gekürt. "Die Kieler hatten nach der Vizemeisterschaft den festen Willen, von innen heraus etwas ändern zu wollen. Sie haben nicht nur geredet, sondern es auch gemacht." Morgen (19 Uhr, Sport1) trifft Hanning mit seinen Füchsen im Pokal-Achtelfinale auf Kiel (siehe Vorbericht). Der Respekt sei vorhanden, sagt der Füchse-Macher, "trotzdem wollen wir den THW schlagen und ins Viertelfinale einziehen. Etwas anderes zu sagen, wäre verkehrt." Mit einem Heimerfolg über Kiel wäre laut Hanning zugleich der dickste Brocken bei der möglichen Final-Four-Teilnahme aus dem Weg geräumt. "Dann dürfen wir vom ersten Titel träumen." Die Kiel-Hürde aber ist hoch, das betonte auch THW-Rückraum-Ass Filip Jicha: "Der Sieg gegen Hamburg war schön, aber er macht uns nicht satt. Wir sind weiter hungrig."

(Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 13.12.2011)


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