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02.02.2012 EM 2012

Kieler Nachrichten: "Keiner kümmert sich"

Handball-Nationaltorwart Heinevetter fordert Rücktritt von DHB-Chef Strombach

Aus den Kieler Nachrichten vom 02.02.2012:

Berlin. Silvio Heinevetter bläst erneut zur Attacke gegen Ulrich Strombach. Nach dem folgenschweren Aus bei der EM in Serbien fordert der Nationaltorhüter nun sogar offen den Rücktritt des Präsidenten des Deutschen Handball-Bundes (DHB).
"Es gibt andere Leute, die das besser können, weil sie mehr Ausstrahlung und Charisma haben", sagte Heinevetter und ergänzte: "Ich stehe zu dem, was ich sage und hoffe, dass ich den Stein ein bisschen ins Rollen gebracht habe. Ich werde mich nicht entschuldigen." DHB-"Vize" Horst Bredemeier nahm den neuerlichen Verbalangriff des Weltklassekeepers gelassen und appellierte an die Vernunft der Beteiligten: "Ich hoffe und glaube, dass sie Manns genug sind, die Angelegenheit am Wochenende in Leipzig unter vier Augen zu klären." Mit einem Schneeballeffekt und womöglich einem Ende der Amtszeit von Strombach rechnet Bredemeier nicht: "Das kann ich mir nicht vorstellen."

Heinevetter, Keeper der Füchse Berlin, hatte Strombach bereits vor dem Abflug aus Belgrad verbal angegriffen ("Ahnung vom Handball hat der nicht, wenn wir ganz ehrlich sind"), nachdem die deutsche Mannschaft mit der Niederlage gegen Polen (32:33) im letzten Hauptrundenspiel die noch mögliche Qualifikation für die Olympischen Spiele in London verspielt hatte. Strombach hatte die erste Kritik des 27-jährigen als "spontane Aussagen eines jungen, unerfahrenen Spielers" abgetan und noch nicht einmal eine Entschuldigung verlangt.

Nach den neuerlichen Angriffen auf seine Person dürfte der 68-jährige nun wohl nicht mehr so generös sein. Für eine Stellungnahme war der Chef des größten Handball-Verbandes der Welt gestern nicht zu erreichen. "Wenn die Leute in den entscheidenden Positionen über Jahrzehnte so zusammensitzen und sich vor niemandem rechtfertigen müssen, dann ist das echt ein geiler und sicherer Job", lautete eine weitere kühne Aussage von Heinevetter.

Der Thüringer prangert vor allem die verheerenden Zustände innerhalb des Verbandes an. "Es ging doch schon vor dem Turnier los. Ohne dass die Spieler etwas erfahren haben, wurden unsere Tagesgelder gestrichen. Und da geht es nicht um die Kohle, sondern um das Signal", so Heinevetter. Und einmal in Wallung, wütete der Füchse-Star weiter gegen den DHB: "Die Wahrheit ist, dass sich selbst nach dem Turnier keiner um uns Spieler gekümmert hat. Kein Offizieller hat sich blicken lassen. Mit einem wie Strombach wird das auch nicht passieren."

Heinevetter fordert nach dem Olympia-Aus endlich ein Umdenken im Verband. "Genau jetzt, nach so einer EM muss etwas passieren", sagte der Nationalspieler und hofft auf personelle und strukturelle Veränderungen. Angst, dass seine Verbal-Attacken Konsequenzen haben könnten, hat der 27-jährige nicht. "Ich habe für meine Äußerungen sehr viel Zuspruch und Respektsbekundungen bekommen, nicht nur aus der Mannschaft. Es muss ja einen geben, der so eine Kritik auch mal öffentlich vorbringt", so Heinevetter.

(aus den Kieler Nachrichten vom 02.02.2012)


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