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30.03.2012 Mannschaft / Bundesliga

Kieler Nachrichten: "Dieser THW ist einmalig"

Füchse-Kapitän Torsten Laen zog nach der 28:36-Niederlage den Hut vor den Kielern

Aus den Kieler Nachrichten vom 30.03.2012:

Kiel. Der Tag danach: Die Spieler des THW Kiel trafen sich nach dem grandiosen 36:28 (21:15)-Sieg gegen die Füchse Berlin zum Auslaufen, anschließend zerstreute sich der Kader des Tabellenführers der Handball-Bundesliga in alle Richtungen - die Nationalteams riefen.
"Jetzt beginnt wieder die Phase, in der ich mich um die Gesundheit der Spieler sorge und nicht weiß, in welchem Zustand sie zurückkommen werden", sagte THW-Trainer Alfred Gislason. Am Ostersonntag treffen jene "Zebras" wieder in Kiel ein, die sich in den nächsten Tagen um ein Ticket für die Olympischen Sommerspiele in London bemühen. Am 11. April beginnt mit dem Punktspiel beim TBV Lemgo der Endspurt der Saison. Eine Woche später werden die Kieler in der "Hölle Süd" des Tabellen-Achten FA Göppingen erwartet. Schwere Auswärtsspiele, die im Normalfall großes Potenzial gehabt hätten, auf dem Weg zur Meisterschaft ernsthafte Hürden zu werden.

In dieser Saison ist vieles normal, nur der THW nicht. Nach der Gala gegen die Füchse hat der Rekordmeister zehn Punkte und 148 Tore Vorsprung auf die Berliner. Bei Punktgleichheit würde das bessere Torverhältnis zu Gunsten der Kieler entscheiden. Aber an eine solche Zielfoto-Entscheidung glaubt keiner mehr. Zu eindeutig haben die "Zebras" den Füchsen das Fell über die Ohren gezogen.

"Diese Mannschaft ist gigantisch", sagte Berlins Kapitän Torsten Laen, der in seiner langen Karriere schon vieles erlebt hat. So gewann der 152-malige dänische Nationalspieler mit Ciudad Real zweimal die Champions League, jeweils im Endspiel gegen den THW. "Die Kieler hatten schon Antworten, bevor wir überhaupt Fragen hatten." Sie wären gut vorbereitet gewesen, fühlten sich für alle Eventualitäten gerüstet. Aber dann hätte die Realität ganz anders ausgesehen. "Überragende Individualisten bilden in Kiel auch ein überragendes Kollektiv. Das macht diesen THW so einmalig."

Die Gastgeber spielten wie aus einem Guss und hatten mit Kim Andersson (9 Tore) und Filip Jicha (10) zwei Werfer, die den Berlinern auch den letzten Zahn zogen. Allen voran Silvio Heinevetter, einer der Väter des Berliner Höhenfluges. Am Mittwoch erlebte der Nationaltorhüter, der in Phasen des Misserfolges stets eine sehr tragische Ausstrahlung hat, einen ganz düsteren Abend.

Ganz anders Marcus Ahlm. Der Kapitän erlebt derzeit seinen dritten Frühling im THW-Trikot. Er kämpfte mit großer Leidenschaft, riss Lücken für seinen Rückraum und warf selbst fünf herrliche Tore - der Schwede, der als Kapitän einst in die großen Fußspuren von Stefan Lövgren getreten war, füllt sie längst aus. "Wir schauen nie auf die Tabelle", sagte Ahlm auch nach dem 52:0-Punkte-Start. "Wir messen uns nur an der Leistung, die wir im letzten Spiel gezeigt haben." Demnach kann Ahlm mit einem guten Gefühl die bevorstehenden freien Tage im Kreis seiner Familie genießen.

Am 2. Juni wird der THW Kiel auf dem Rathausplatz die 17. Meisterschaft feiern. So viel steht seit der Berlin-Sause endgültig fest. Aber wann ist dem THW der Titel auch theoretisch nicht mehr zu nehmen? Sollten die Berliner alle Spiele gewinnen, würden die "Zebras" noch drei Siege benötigen, um die Schale aus ihrer Vitrine in Hamburg zu befreien. Das würde bedeuten, sie könnten alle vier Auswärtsspiele und eines ihr vier Heimspiele verlieren. Das erscheint nur möglich, wenn in den Hallen fünfmal das Licht ausfällt und mit einem beleuchteten Ball gespielt werden muss.

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 30.03.2012)


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