Gegner des THW am Mittwoch: Frisch Auf Göppingen. © FAG

Eine Woche hatten die Zebras Zeit, ihre Blessuren nach dem hart erkämpften 31:25-Sieg beim TBV Lemgo zu kurieren. "Das war das bisher schwerste Spiel der Saison", schnaufte Alfred Gislason nach der Partie im Gerry-Weber-Stadion durch. Gleichzeitig blickte der THW-Trainer aber auch schon auf das am Mittwoch anstehende Spiel: "In Göppingen wird es nicht leichter."

Auf und Ab bei den Schwaben

Felix Lobedank erzielte bisher 74 Tore. © FAG

Mit dieser Prognose könnte Alfred Gislason Recht behalten. Denn Frisch auf Göppingen wird nach einer bisher durchwachsenen Saison alles daran setzen, dem THW das Leben schwer zu machen. Mit einem Erfolg gegen die Kieler könnte man die eigenen Fans einschwören auf den Endspurt in der Punktrunde. In die Saison waren die Göppinger mit vier Niederlagen aus den ersten fünf Spielen gestartet - eine Negativ-Bilanz, die den Altmeister zwischenzeitlich sogar auf einen Abstiegsplatz führte. Doch nach und nach kämpfte sich die Mannschaft von Velimir Petkovic zurück zum Erfolg - vor allem in der EWS-Arena. Dort verloren bereits die Füchse Berlin (26:24), und auch die SG Flensburg-Handewitt (25:23) und die Rhein-Neckar Löwen (30:29) mussten sich mächtig strecken, um nicht auf dem Parkett des Hexenkessels zu stolpern. Optionen auf eine bessere Platzierung in der TOYOTA Handball-Bundesliga verspielten die Göppinger allerdings kurz vor und nach der EM-Pause: Vier Niederlagen in Serie, darunter zwei besonders ärgerliche doppelte Punktverluste in Großwallstadt (21:23) und Wetzlar (25:26), sorgten für Unruhe in Baden-Württemberg. Und auch das deutliche 30:38 gegen den VfL Gummersbach am vergangenen Mittwoch schmeckte den Fans und Verantwortlichen nicht. Allerdings: Mit dem 31:27 im Landes-Derby bei HBW Balingen-Weilstetten holten sich die Göppinger zuletzt wieder Selbstbewusstsein für das Duell mit dem THW Kiel (siehe auch Gegnerkurve Frisch Auf Göppingen).

Fokus auf dem EHF-Pokal

Velimir Petkovic. © Sascha Klahn

Doch unzufrieden ist man bei den Schwaben trotz des achten Tabellenplatzes und bereits fünf Punkten Rückstand auf Platz sieben (siehe auch Tabelle der TOYOTA Handball-Bundesliga) nicht, was vor allem mit den guten Auftritten im EHF-Pokal zu tun hat. Dort steht Frisch Auf, das im vergangenen Jahr mit dem Sieg im EHF-Pokal nach langer Titel-Abstinenz wieder ein internationales Ausrufezeichen setzte, im Halbfinale. Am Wochenende steht das Hinspiel bei den Rhein-Neckar Löwen auf dem Programm. "Im Europapokal dabei zu sein, muss für jeden Handballer eine große Herausforderung sein", sagt Velimir Petkovic. "Das ist noch einmal eine Stufe höher als die Bundesliga." Ganz klar: In Göppingen richtet man den Fokus längst auf den europäischen Wettbewerb, ein Sieg im EHF-Pokal wäre für die Baden-Württemberger die wohl letzte Gelegenheit, auch im kommenden Jahr international zu spielen - und so weiter auf sich aufmerksam zu machen. "Im EHF-Pokal hat sich viel getan, die Qualität ist im Vergleich zu den vergangenen Jahren erheblich gestiegen", hat Petkovic festgestellt. Es sei kein Spaziergang mehr, diesen Wettbewerb zu gewinnen. Und dass die Göppinger das wollen, macht Petkovic unmissverständlich klar: "Wir werden alles daran setzen, unseren Titel zu verteidigen.

Torgefährlicher Rückraum

Erfolgreichster Torschütze: Momir Rnic. © FAG

Da kommt der THW Kiel als Prüfstein vor dem Halbfinale gerade recht. Im Jahr eins nach dem Weggang von Lars Kaufmann, den es zur SG Flensburg-Handewitt zog, haben sich die Göppinger gefangen. Zwar beutelten zahlreiche Verletzungen das Team von Frisch Auf Göppingen, das wir Ihnen bereits im Vorbericht zum Hinspiel ausführlich vorgestellt hatten, doch im Endspurt wollen sich die Göppinger weder auf europäischer Ebene noch in der TOYOTA Handball-Bundesliga die sprichwörtliche Butter vom Brot nehmen lassen. Eine tragende Rolle kommt dabei Neuzugang Momir Rnic zu: Mit 128 Treffern führt er die interne Torschützenliste vor Pavel Horak (126 Tore) an - rund ein viertel der bisher erzielten 757 Göppinger Treffer geht auf das Konto der beiden Rückraumspieler. Im Landesderby in Balingen machte auch der Kreisläufer Manuel Späth auf sich aufmerksam: Neun Treffer steuerte er zum 31:27-Sieg bei der Generalprobe vor dem Duell mit dem THW Kiel bei. Mit 77 Toren folgt er auf Platz drei der internen Liste.

16 THW-Siege in Folge

Die Kieler wollen am Mittwoch nicht nur ihre unglaubliche Erfolgs-Serie in der TOYOTA Handball-Bundesliga ausbauen und ihren 28. Sieg im 28. Saisonspiel feiern. Die Zebras möchten unbedingt auch ihrer persönlichen Göppingen-Serie einen weiteren Erfolg hinzufügen: Die letzten 16 Duelle gegen den Altmeister gewannen die Kieler, der letzte Punktgewinn der Schwaben datiert vom 2. März 2005, als man sich 33:33 unentschieden in der Sparkassen-Arena trennte. Das Hinspiel war eine deutliche Angelegenheit: Mit 28:20 gewann die THW Kiel die Partie gegen Frisch Auf und stürmte nach drei Spielen erstmals an die Spitze der TOYOTA Handball-Bundesliga. Ein Platz, den die Kieler bis zum Saisonende nicht mehr hergeben möchten. Zwei weitere Punkte auf dem Weg zur Meisterschaft stehen am Mittwoch auf dem Spiel.

Die Schiedsrichter am Mittwoch sind wie bereits beim Hinspiel Colin Hartmann und Stefan Schneider.

(Christian Robohm)

Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...

Lesen Sie bitte auch

• den KN-Vorbericht,
• den Spielbericht zum Hinspiel und
• den Vorbericht zum Hinspiel mit ausführlicher Gegnervorstellung

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 18.04.2012:

Greift sich der THW heute die Schale?

Ein Sieg in Göppingen ist Voraussetzung

Kiel. Die Frage lautet nicht mehr ob, sondern wann. Wann hat der THW Kiel die Schale sicher, darf zum 17. Mal in der Vereinsgeschichte die deutsche Meisterschaft feiern? Theoretisch wäre die Krönung bereits heute Abend möglich. Dafür müsste Kiel sein Auswärtsspiel bei FrischAuf Göppingen (20.15 Uhr, Sport1) gewinnen, die SG Flensburg-Handewitt in Gummersbach verlieren und gleichzeitig Berlin einen Punkt gegen den Bergischen HC abgeben. Passiert's, dürfen die Korken heute Abend knallen.

Der Rahmen würde stimmen, seit gestern ist die EWS-Arena, die "Hölle Süd", ausverkauft. Rund 100 Fans aus Kiel wollen in der schwäbischen Kreisstadt dafür sorgen, dass neben Grün auch die Farben Schwarz und Weiß leuchten. Kapitän Marcus Ahlm ist allerdings nicht vorbereitet. Dass der Titelgewinn schon in Göppingen möglich werden könnte - das habe er wirklich nicht auf der Rechnung gehabt, sagte der Schwede mit ehrlich klingendem Erstaunen in der Stimme. "Aber wir sind gut aufs Spiel vorbereitet, wollen gute Arbeit abliefern." Alles andere, so Ahlm, käme dann von selbst.

Ob in den anderen Hallen pro vorzeitiges Meisterfest gespielt wird, liegt nicht in Kieler Händen. Die Voraussetzungen für einen eigenen Sieg sind dagegen gut. Abgesehen davon, dass die "Zebras" bei jetzt 54:0 Zählern dabei sind, einen grandiosen Bundesliga-Rekord in die Geschichtsbücher zu schreiben, abgesehen davon, kann sich auch die bisherige Bilanz gegen FA Göppingen sehen lassen. 16-mal in Folge gewann der THW gegen die Mannschaft von Trainer Velimir Petkovic, der letzte Punktverlust liegt sieben Jahre zurück, im März 2005 trennte man sich in Kiel 33:33.

Respekt ist dennoch angebracht. So bekamen die Füchse Berlin (24:26) und Flensburg (23:25) Göppingens Heimstärke zu spüren, ließen wichtige Punkte liegen.

"Uns erwartet ein schweres Spiel", folgert Alfred Gislason. Kiels Trainer reiste gestern mit seinem Team an, musste den jungen Aron Palmarsson aber zu Hause lassen. Knieprobleme. "Ich hoffe, dass Aron schnell fit wird", sagt der Isländer. Sein 21-jähriger Mittelmann arbeitet in der Reha verbissen an der Rückkehr. "Vielleicht habe ich ihn schon am Sonnabend beim Champions-League-Viertelfinale bei RK Zagreb wieder im Kader."

2010/2011 spielte Altmeister Göppingen eine überragende Runde, wurde Fünfter und ließ die Herzen der Fans vor allem mit dem Gewinn des EHF-Pokals höher schlagen. In diese Saison startete der elffache deutsche Meister holprig, begann mit vier Niederlagen und müht sich als Tabellenachter (26:30) immer noch, die Negativpunktbilanz zu drehen. "Wir hatten von Beginn an viel Verletzungspech, hatten zudem den Abgang von Lars Kaufmann nach Flensburg zu verkraften", erklärt Göppingens Trainer Velimir Petkovic. Seit der EM in Serbien muss der geborene Bosnier, der längst die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt, außerdem seinen Spielmacher ersetzen. Michael Haaß brach sich im Spiel gegen Polen das Sprunggelenk, der Nationalspieler fällt für den Rest der Saison aus. Haaß sei die Seele seines Team, "ihn zu ersetzen, ist nicht möglich", betont Petkovic. Verzichten wird der FAG-Coach zudem auf Horak, Lobedank und Schneider. "Sie sind angeschlagen, am Sonnabend haben wir sie aber wieder dabei."

Dann treffen die Schwaben im EHF-Pokalhalbfinale in Mannheim auf die Rhein-Neckar Löwen. Verzichtet Göppingens Trainer also auf wichtige Spieler, um Reserven für den Europacup zu schaffen? Eine Überraschung gegen den THW schließt Petkovic jedenfalls aus: "Im Moment ist Kiel unschlagbar, die spielen eine Saison, über die man noch lange reden wird."

(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 18.04.2012)

 

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Frisch Auf Göppingen - THW Kiel:
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TV-, Radio- und Internet-Tipps:

• TV: Sport1:
  Mi., ab 20.15 Uhr: Frisch Auf Göppingen - THW Kiel
  live aus der EWS-Arena, Göppingen

• Radio: NDR 1 Welle Nord:
  Mi., ab 20.15 Uhr: Konferenz-Liveeinblendungen Frisch Auf Göppingen - THW Kiel und VfL Gummersbach - SG Flensburg-Handewitt
  (geplante Einblendungen aus Göppingen um 20.30 Uhr, 21.00 Uhr, 21.30 Uhr und in der Schlussphase gegen 21.45 Uhr; Nachbericht um 22 Uhr; am nächsten Morgen Berichte und Stimmen der Beteiligten in den Frühnachrichten und in "Guten Morgen Schleswig-Holstein" mit Jan Malte Andresen; Reporter in Göppingen ist Norman Nawe)
  Tip: Welle Nord kann man auch im Internet live hören!

• Internet:
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