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04.05.2012 DHB-Pokal

Zebra-Journal: SG Flensburg träumt wieder...

... vom vierten Pokalsieg in der ehemaligen Trutzburg - 2005 letzter Titelgewinn

Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 04.05.2012:

Das Team der SG Flensburg-Handewitt.
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Sören Stryger verwandelte den Siebenmeter sicher. Dann war es Lars Christiansen, der den Spielern des THW Kiel davonrannte, mit seinem Tor zum 33:31-Endstand den eigenen Anhang in Ekstase versetzte. Am 17. April 2005 feierte die SG Flensburg-Handewitt ihren dritten DHB-Pokalsieg in Folge. Die "Nordlichter" hatten die Hamburger Arena zu ihrer Trutzburg gemacht.
Kurzerhand wurde der Nordermarkt in Flensburg am Abend in eine Party-Meile umfunktioniert. Im Übermut äußerte Flensburgs dänischer Spielmacher Joachim Boldsen: "Wir nehmen in Zukunft nicht mehr am DHB-Pokal teil. Es ist zu einfach geworden, ihn zu holen."

Heute erinnert man sich an der deutsch-dänischen Grenze gerne an diese großspurigen Zeiten, die Erfolge in der Bundesliga und den Pokal-Dreierpack. Jener 17. April 2005 nahm allerdings auch eine andere Bedeutung an, als man vor sechs Jahren gedacht hätte. Die Frühlingssonne bestrahlte damals den bislang letzten Titel in der SG-Historie. Für das Final Four reichte es nur noch zweimal: 2007 war im Halbfinale Schluss (siehe Bericht), im vergangenen Jahr gab es immerhin die Final-Teilnahme - und die am Ende deutliche Niederlage (siehe Bericht) gegen einen THW, der sich nach verkorkster Saison am Pokal schadlos hielt. Auch auf europäischer Ebene ging für die SG nicht mehr viel, es fehlte häufig das nötige Quäntchen Glück, und in der Bundesliga fiel man in den vergangenen drei Jahren zwei Mal vom Treppchen.

Doch die Wende ist eingeleitet. In der Liga geht's wieder aufwärts, und im Pokal sind die Flensburger bereits zum achten Mal beim Hamburger Handball-Event dabei.

Die Vorfreude wächst. An dem Tag allerdings, als die Pokalendrunde sicher gebucht war, schwappte keine Begeisterung durch die heimische Campushalle. Die Leistung beim 28:22 über den Zweitligisten TV Neuhausen war vielen zu dürftig. SG-Geschäftsführer Holger Kaiser richtete nach dem Schlusspfiff in der Kabine sogar einen Appell an die Spieler. "Es muss ein Ruck durch die Mannschaft gehen", sagte er. "Wir alle wollen, dass die Spieler das SG-Emblem nicht nur auf dem Trikot, sondern auch im Herzen tragen." Und Trainer Ljubomir Vranjes schimpfte: "Das Ziel ist erreicht, aber teilweise haben wir den letzten Dreck gespielt - und ich habe in den Gesichtern sogar Angst gesehen."

Insgesamt ist sein Team trotzdem relativ entspannt durch die Pokalrunden marschiert. Nur einmal wurde es eng, als es zum einzigen Mal gegen einen Vertreter des Handball-Oberhauses ging. Die HSG Wetzlar kehrte Ende Oktober beim Flensburg-Besuch in die altehrwürdige Sporthalle Dutenhofen zurück. Die Zuschauer rückten dicht ans Spielfeld und brüllten die Hessen in die Verlängerung. Als SG-Rechtsaußen Lasse Svan Hansen mit der dritten Zeitstrafe ausschied, stand der Vorjahresfinalist am Abgrund. Doch der starke Linkshänder Holger Glandorf fasste sich zweimal ein Herz, warf die entscheidenden Tore. "Am Ende ist immer etwas Glück dabei", atmete Ljubomir Vranjes tief durch.

Die anderen beiden Gegner entstammten der Zweiten Liga. Aufsteiger GWD Minden hielt die Angelegenheit immerhin 35 Minuten lang offen. Die Flensburger hatten Respekt vor den westfälischen Rückraum-Assen Dalibor Doder, Evars Klesniks und Nenad Bilbija. Am Ende waren es aber die Flensburger Thomas Mogensen und Lars Kaufmann, die am besten aus der zweiten Reihe trafen. Im Achtelfinale hatte der VfL Bad Schwartau nur 20 Minuten seinen Spaß, dann machte der Gast Ernst. "Wir haben gegen einen Zweitligisten gespielt und ihm gezeigt, wie es in der Bundesliga zugeht", sagte ein zufriedener SG-Torwart Mattias Andersson.

Mit Fortuna waren die Nordlichter in dieser Pokal-Saison durchaus im Bunde. Der letzte Beweis: die Auslosung für das Final Four, ist der TuS N-Lübbecke doch ein schlagbarer Gegner. Die Flensburger sind Favorit und nehmen diese Bürde an. Auch in der Bundesliga sind sie drauf und dran, in die Medaillenränge vorzudringen. Die Champions League stößt unüberhörbare Lockrufe aus. Mit Mattias Andersson im Gehäuse hat die SG an Qualität zugelegt. Auch das Gefahrenpotenzial aus dem Rückraum hat sich erhöht - dank der beiden verpflichteten deutschen Nationalspieler Holger Glandorf und Lars Kaufmann sowie des immer stärker auftrumpfenden Petar Djordjic. Auf Glandorf muss Trainer Vranjes allerdings bis zum Saisonende verzichten. Der Linkshänder kehrte verletzt von der Nationalmannschaft zurück, wurde vermutlich falsch von der medizinischen Abteilung behandelt.

Und dann ist da auch noch die breitere Bank als vor Jahresfrist, als sich die Nordlichter mit einer unheimlichen Verletzungsmisere abplagten. Diesmal würden sie auch im Endspiel vielleicht mehr als nur der Sparringpartner eines THW Kiel sein. "Die Kieler sind so konstant und so stark in diesem Jahr, sie sind der eindeutige Favorit", wiegelt Ljubomir Vranjes ab. In Flensburg möchte keiner mehr an 2011 denken, alle träumen von 2005 - als das Final Four in ein Landesderby mit dem Triumphator Flensburg mündete.

(Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 04.05.2012)

Der Weg der SG in die Endrunde

2. Runde GWD Minden-SG Flensburg-Handewitt :28:38 (16:16)
3. Runde HSG Wetzlar-SG Flensburg-Handewitt :27:29 (25:25, 12:13) n.V.
Achtelfinale VfL Bad Schwartau-SG Flensburg-Handewitt :22:35 (8:16)
Viertelfinale SG Flensburg-Handewitt-TV Neuhausen :28:22 (15:10)


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