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04.05.2012 DHB-Pokal

Zebra-Journal: HSV-Spieler wollen die letzte Titelchance nutzen

Halbfinale gegen THW für Kapitän Guillaume Gille "eine Riesenherausforderung"

Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 04.05.2012:

Das Team des HSV Hamburg ist Gegner des THW im Halbfinale des Lufthansa-Final-Fours.
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"So einen Schlusspunkt kann man sich nicht aussuchen, den muss man sich erarbeiten", sagt Guillaume Gille vom HSV Hamburg und lächelt. Der französische Mittelmann, der im Sommer zusammen mit seinem Bruder Bertrand nach Chambery zurückkehren wird, freut sich ganz besonders auf dieses Final Four. "Der THW Kiel im Halbfinale ist eine Riesenherausforderung", betont Gille. "Und es gibt nichts Schöneres, als eine solche Partie vor dieser großen Kulisse zu absolvieren."
Und falls die "Zebras" stolpern und die Hanseaten auch im Finale siegreich sein sollten, würde vieles, was in den letzten Monaten zu Bruch gegangen ist, repariert werden. Guillaume Gille: "Fakt ist: Wir haben nur noch eine Chance auf einen Titel."

Wer weiß: Vielleicht erscheint die zuletzt düstere Hamburger Handball-Welt nach dem Pokal-Event wieder in einem helleren Licht. Zwar fehlte der HSV bei der letztjährigen Auflage, insgesamt aber überwiegen die positiven Erinnerungen ans Final Four. 2006 und 2010 waren die Lokalmatadoren sogar zum Sieg gestürmt.

Gerade der erste Coup ist Guillaume Gille bestens im Gedächtnis geblieben. "Der erste Titel war für den Verein enorm wichtig", erklärt der 35-Jährige. "Damit hatten wir ein Zeichen gesetzt, dass das Hamburger Handball-Projekt am Leben ist." Er und seine Mannschaftskollegen waren damals vor der Siegerehrung in Matrosen-Klamotten geschlüpft und hatten den Pott siegestrunken entgegengenommen.

Schöne Erinnerungen, die den Frust der letzten Monate zumindest für einige Minuten zur Seite schieben. Schon zur Hälfte der Saison musste der noch amtierende deutsche Meister die Mission "Titelverteidigung" abblasen. "Kiel ist sehr weit von uns weg", erkannte nicht nur Meister-Coach Martin Schwalb, der als Präsident und Geschäftsführer in die Saison gestartet war, inzwischen aber wieder auf der Bank sitzt. Aber auch er konnte das bittere Aus auf der europäischen Bühne gegen den Liga-Rivalen Füchse Berlin nicht verhindern. Und in der Bundesliga geht es "nur" noch um die Qualifikation für die nächste europäische Champions League.

Es gab mehrere Gründe für den Absturz. Besonders schwerwiegend war das enorme Verletzungsmalheur, das die Hamburger seit Monaten ereilt. Der größte Pechvogel ist "Jahrhundert-Talent" Oscar Carlen, dem gleich zweimal das Kreuzband riss. Da phasenweise auch Positionskollege Marcin Lijewski Verletzungspech beklagte, wurde der HSV kurzfristig auf dem Transfermarkt tätig. Mit Renato Vugrinec heuerte ein slowenischer Alt-Star an. Doch im März verletzte sich auch dieser: das Knie. Dann wuchs sich das Pech zur Seuche aus. So erlitt auch Torhüter Johannes Bitter einen Kreuzbandriss und wird monatelang ausfallen. Gar nicht mehr mit der Raute auf der Brust auflaufen wird Bertrand Gille. Der französische Kreisläufer musste wegen eines Sehnenanrisses in der rechten Schulter operiert werden. "Einfach nur tragisch", so Martin Schwalb.

Allerdings hat dieser HSV-Kader auch seinen Zenit überschritten. Bis auf Domagoj Duvnjak steht derzeit niemand auf dem Spielfeld, der jünger als 28 Jahre alt ist. Zudem hatte Mäzen Andreas Rudolph ein unglückliches Händchen bei der Trainer-Wahl. Der Schwede Per Carlen wurde bereits nach einer Halbserie beurlaubt. Seine baldige Demission kündigte sich ausgerechnet am Rande des einzigen Pokalspiels an, bei dem der HSV um das Weiterkommen zittern musste. Im Dezember, im Achtelfinale bei den Rhein-Neckar Löwen. In der Halbzeit sollen Andreas Rudolph und Martin Schwalb gemeinsam in der Kabine aufgetaucht sein, um mit der Truppe Klartext zu reden. In der Schlussphase gestikulierten sie immer wieder am Seitenrand. Sogar Spielzüge wurden auf diese Weise angesagt. Der offizielle Coach war zum Gespött der Handball-Szene freigegeben.

Der HSV überstand die knifflige Aufgabe in Mannheim nach Verlängerung und hauchdünn mit 33:32. Per Carlen hatte danach nur wenige Tage Schonfrist. Co-Trainer Jens Häusler übernahm das Zepter und führte die hochbezahlten Profis mit einem glanzlosen Erfolg beim Drittligisten Aue ins Final Four. Im März setzte sich Schwalb selbst den "Hut" auf, als der überforderte Häusler um Hilfe bat. "Ich bin kein Heilsbringer", sagte Schwalb zum Comeback. "Aber wir müssen wieder eine Gemeinsamkeit in die Truppe kriegen."

(Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 04.05.2012)

Der Weg des HSV in die Endrunde

2. Runde HSG Gütersloh-HSV Hamburg :25:42 (12:24)
3. Runde HSG Balingen/Weilstetten-HSV Hamburg :20:32 (8:16)
Achtelfinale Rhein-Neckar Löwen-HSV Hamburg :32:33 (28:28, 14:12) n.V.
Viertelfinale EHV Aue-HSV Hamburg :27:36 (14:18)


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