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30.09./01.10.2012 - Letzte Aktualisierung: 01.10.2012 Champions League

VELUX EHF Champions League: THW holt zum Auftakt zwei "Big Points" in Madrid

CL, Gruppe B, 1. Spieltag: 30.09.2012, So., 18.00: Atletico Madrid - THW Kiel: 27:32 (15:17)
Update #2 KN-Berichte, Stimmen und Fotos ergänzt ...

Filip Jicha war mit sieben Treffern bester Torschütze in Madrid.
Klicken Sie zum Vergrößern! Filip Jicha war mit sieben Treffern bester Torschütze in Madrid.
Der THW Kiel hat gleich zum Auftakt der Gruppenphase in der "VELUX EHF Champions League" ein Zeichen gesetzt: In der Neuauflage des letztjährigen Endspiels gewannen die "Zebras" am frühen Sonntagabend bei BM Atletico Madrid mit 32:27 (17:15). In einer intensiven Partie legten die Kieler stets vor, die Gastgeber ließen sich aber auch dank der Paraden von Torhüter Magnus Dahl lange Zeit nicht abschütteln. Doch mit einem stark Regie führenden Aron Palmarsson sowie der Kaltschnäuzigkeit von Filip Jicha und Momir Ilic setzte sich der THW letztlich verdient durch.
Obwohl der riesige Palacio Vistalegre, eine ehemalige Stierkampfarena, in Madrids Hauptstadt nur zu rund zwei Dritteln gefüllt war, entfachten fast 9.000 enthusiastische Spanier schon vor dem Anpfiff einen Höllenlärm. Alle waren heiß auf die erhoffte Revanche Atleticos für die 21:26-Niederlage im Champions-League-Endspiel vor vier Monaten in Köln.
Toft Hansen, Klein und Ekberg von Beginn an
Alfred Gislason, der im Vorfeld der Partie betonte, dass er jeden seinen Spieler brauchen würde, überraschte mit einigen Änderungen in der Startformation: Auf den Außenpositionen begannen Dominik Klein und Niclas Ekberg, am Kreis erhielt Rene Toft Hansen den Vorzug gegenüber Marcus Ahlm. Im Rückraum wirbelten zunächst Aron Palmarsson, Filip Jicha und Marko Vujin. In der Abwehr vertraute Gislason auf eine 6:0-Deckung mit Toft Hansen und Ilic im Mittelblock sowie Thierry Omeyer zwischen den Pfosten.
THW mit Traumstart
60 starke Minuten lieferte Dominik Klein ab.
Klicken Sie zum Vergrößern! 60 starke Minuten lieferte Dominik Klein ab.
Und es entwickelte sich sofort eine schnelle Partie: Durch zwei Lazarov-Treffer ging Atletico Madrid in Führung, Jicha und Klein per Nachwurf nach einer Parade Dahls gegen Jicha besorgten den Ausgleich. Und Kiels Tscheche drückte der Anfangsphase weiter seinen Stempel auf: Nach einem technischen Fehler der Madrilenen erhöhte Kiels Nummer 39 erst auf 3:2, und nach einer Parade Omeyers gegen Davis erhöhte Jicha mit einem spektakulären Dreher nach schönem Doppelpass mit Toft Hansen auf 4:2. Rechtsaußen Parrondo gelang zwar nach einem Durchbruch der Anschluss, doch als Toft Hansen ein Jicha-Anspiel zum 5:3 verwertete, Vujin einen Sprungwurf zum 6:3 in die Maschen wuchtete und die Kieler nach einem Fehlwurf Ferrers rasant über die zweite Welle und die Stationen Omeyer, Jicha und Toft Hansen gar auf 7:3 erhöhten, nahm Talant Dujshebaev nach noch nicht einmal neun gespielten Minuten seine erste Auszeit.
Atletico kämpft sich heran
Der Kieler Vorsprung blieb aber auch nach Wiederanpfiff und trotz einer Zeitstrafe gegen Toft Hansen zunächst bestehen. Dafür sorgte Klein mit einem tollen Unterzahltreffer nach Palmarsson-Anspiel zum 8:4 und Jicha, der sich nach feiner Einzelleistung auf der linken Seite durchtankte und zum 9:5 vollendete. Mittlerweile waren bei den Madrilenen aber Joan Canellas und Ivano Balic ins Spiel gekommen, und besonders Canellas riss die Partie nun an sich. So traf der Spielmacher zunächst selbst per Sprungwurf zum 6:9, ehe er eine Zeitstrafe gegen Vujin provozierte. Zwar gelang Palmarsson in Unterzahl ein toller Treffer aus dem rechten Rückraum zum 10:7, doch nach einem Gegenstoß Barachets und einem weiteren Treffer Lazarovs war Atletico wieder bis auf 9:10 dran und die kurzzeitig stille Arena wieder laut geworden. Ahlm verwertete zwar im Anschluss ein Jicha-Anspiel zum 11:9, als jedoch Balic Aguinagalde bediente, der sich langsam steigernde Dahl parierte und sich Xavier Barachet zum 11:11-Ausgleich durchtankte, nahm Alfred Gislason seine Auszeit.
Narcisse ermöglicht Halbzeitführung
Daniel Narcisse erzielte drei Treffer und zeigte tolle Kreisanspiele.
Klicken Sie zum Vergrößern! Daniel Narcisse erzielte drei Treffer und zeigte tolle Kreisanspiele.
Der Kieler Trainer beorderte Toft Hansen zurück in die Abwehr und brachte zudem Narcisse für Filip Jicha im linken Rückraum. Und der französische Olympiasieger führte sich mit einem tollen Sprungwurf zum 12:11 auch gleich gut ein, der starke Dominik Klein erhöhte nach eigenem Steal per Gegenstoß gar wieder auf 13:11. Bis zum 14:12 durch Palmarsson hatten die Kieler die Partie wieder im Griff, ehe sie durch gleich zwei Zeitstrafen gegen Toft Hansen und Klein binnen 60 Sekunden arg dezimiert wurden. Atletico Madrid nutzte dies durch Romero und Masachs eiskalt zum 14:14-Ausgleich aus, doch die Führung wollte den Gastgebern auch diesmal nicht gelingen. Stattdessen zeigte Daniel Narcisse in den Schlussminuten der ersten Halbzeit noch einmal die höchste Handballschule: Zunächst traf der Franzose selbst zum 15:14, nach dem Ausgleich Källmans bediente er Toft Hansen, der einen von Vujin verwandelten Siebenmeter herausholte. Als dann der mittlerweile ins Spiel gekommene Andreas Palicka gegen Masachs parierte, war es erneut die Achse Narcisse/Toft Hansen, die wenige Sekunden vor der Pausensirene zum 17:15-Halbzeitstand abschloss.
Starke Kieler Antwort in Unterzahl
Rene Toft Hansen zeigte auch seine Offensivqualitäten. Leider war nach 35 Minuten und der dritten Zeitstrafe Schluss.
Klicken Sie zum Vergrößern! Rene Toft Hansen zeigte auch seine Offensivqualitäten. Leider war nach 35 Minuten und der dritten Zeitstrafe Schluss.
Nach dem Seitenwechsel erhöhte Jicha zunächst mit seinem fünften Treffer auf 18:15, doch Atletico konterte mit einer weiteren Dahl-Parade und Treffern durch Jurkiewicz und Canellas zum 17:18. Nach einem Missverständnis zwischen Narcisse und Jicha unterlief dem THW im Angriff einer von nur wenigen Ballverlusten, und Canellas erkämpfte eine Zeitstrafe gegen den nun auf halbrechts deckenden Wiencek und einen Strafwurf, den Lazarov zum Ausgleich nutzte. Doch wieder wuchsen die Kieler in Unterzahl über sich hinaus, ein sensationelles Anspiel von Zeitz an den Kreis nutzte Dominik Klein zum 19:18 für den THW. Als dann aber Toft Hansen - erneut gegen den steten Unruheherd Canellas - seine dritte Zeitstrafe und damit die rote Karte kassierte, witterten die Gastgeber und ihre Fans endgültig die Chance auf einen Führungswechsel. Doch wieder hatten die Kieler die bessere Antwort parat: Palicka parierte gegen den völlig freien Källman, wenige Sekunden später fischte sich Dominik Klein den Ball in der Abwehr und schickte Daniel Narcisse auf die Reise. Unglaublich - die "Zebras" hatten in doppelter Unterzahl auf 20:18 erhöht.
THW setzt sich etwas ab
Torhüter Magnus Dahl hielt Atletico Madrid lange im Spiel.
Klicken Sie zum Vergrößern! Torhüter Magnus Dahl hielt Atletico Madrid lange im Spiel.
Für Narcisse war mittlerweile Momir Ilic auch im Angriff in die Partie gekommen, und der Serbe zeigte mit zwei gewaltigen Geschossen zum 21:19 und zum 22:20 seine Qualitäten. Atletico hielt aber weiterhin dagegen, der nimmermüde Canellas traf in Überzahl nach einer Zeitstrafe gegen Ahlm zum 22:23-Anschluss. Doch wieder wussten die Kieler die Unterzahlsituation für ihren Vorteil zu nutzen: Der überragend aufspielende Palmarsson traf zum 24:22, und nachdem ein Kreisanspiel Madrids unterbunden werden konnte, schickte Palicka Christian Sprenger zum 25:22 auf die Reise. Als dann auch noch Dominik Klein erneut aufmerksam einen Ball stibitzte und zum 26:22 vollendete, standen die Zeichen Mitte der zweiten Halbzeit endgültig auf Auswärtssieg.

Atletico Madrid aber gab sich noch nicht auf: Eine Parade Dahls gegen Vujin weckte die Gastgeber aus ihrer Lethargie, und nachdem Ahlm seine zweite Zeitstrafe kassiert hatte, verkürzte Masachs mit seinem zweiten Treffer in Folge auf 24:26. Der THW, der aufgrund der unglücklichen Auftritte von Zeitz und Vujin nun mit den drei Rechtshändern Ilic, Palmarsson und Jicha agierte, wurde aber nicht nervös. Bei angezeigtem Zeitspiel drosch Ilic den Ball zum 27:24 in die Maschen, und als Balics Aufsetzer über das Tor flog, stellte Vujin durch einen von Palmarsson erkämpften Siebenmeter den Vier-Tore-Vorsprung wieder her.

Jicha und Omeyer machen den Deckel drauf
Aron Palmarsson zeigte eine starke Partie und stellte auch Ivano Balic in den Schatten.
Klicken Sie zum Vergrößern! Aron Palmarsson zeigte eine starke Partie und stellte auch Ivano Balic in den Schatten.
Doch die Partie war auch nach diesen 51 Minuten noch nicht entschieden, denn nun wuchs Magnus Dahl mit drei Reflexen gegen Ahlm, Ilic und Jicha endgültig über sich hinaus. Als Konsequenz konnten Lazarov und Romero wieder auf 26:28 verkürzen. Alfred Gislason beorderte nun Thierry Omeyer für den soliden Andreas Palicka zurück zwischen die Pfosten, und dieser Schachzug sollte sich auszahlen: Omeyer parierte gleich den nächsten Wurf der Spanier, und Vujin traf erneut per Strafwurf zum 29:26. Als Filip Jicha sich dann zum 30:26 durchtankte, einen Barachet-Treffer bei angezeigtem Zeitspiel konterte und Omeyer einen Lazarov-Siebenmeter entschärfte, waren die ersten beiden Punkte in der Gruppe B für den THW Kiel endgültig eingetütet. Den Schlusspunkt setzte Abwehrchef Momir Ilic mit seinem vierten Treffer.
Am Dienstag beim TV Neuhausen
Erster Tabellenführer in der Kieler Gruppe B ist der ungarische Serienmeister MKB Veszprem. Die Mannschaft um Superstar Laszlo Nagy gewann am Samstag deutlich gegen Celje Pivovarna Lasko mit 32:22 (16;11). Bereits am Donnerstag gewann der schwedische Meister IK Sävehof sein Auftaktspiel in Göteborg gegen HCM Constanta aus Rumänien mit 35:31 (19:17). Die Skandinavier sind auch der nächste Königsklassen-Gegner des THW Kiel: Bevor die Partie aber am Sonntag, den 7. Oktober um 16.45 Uhr in der Sparkassen-Arena angepfiffen wird, steht für die "Zebras" bereits am kommenden Dienstag die Auswärtspartie beim Bundesliga-Aufsteiger TV Neuhausen auf dem Spielplan. Anwurf in der Paul-Horn-Arena in Tübingen ist um 20.15 Uhr.

(Sascha Krokowski)

Den Spielbericht aus dem NDR-"Sportclub" finden Sie für die ersten sieben Tage nach dem Spiel hier:
http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/sportclub/sportclub3861.html. Danach geht er automatisch offline.

Hier geht's zu weiteren Fotos vom Spiel...

 

Lesen Sie bitte auch


Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Alfred Gislason gegenüber den KN:
Ich bin sehr glücklich darüber, dass wir hier gewonnen haben. Madrid spielt im Moment aber nicht so gut wie in den vergangenen Jahren. Das liegt eindeutig daran, dass sieben neue Spieler eingebaut werden müssen. Aber es sind sehr gute Spieler, Madrid wird bald wieder eine Macht sein. Auch bei uns gab es die Schwankungen im Spiel, die wir schon in der Bundesliga gezeigt haben. Ich habe heute konsequent unsere Neuzugänge spielen lassen. Deswegen war es auch für diese Jungs ganz wichtig, dass wir aus dieser schweren Partie als Sieger hervorgegangen sind.
Madrids Trainer Talant Dujshebaev gegenüber den KN:
Der THW hat hier gut gespielt und auch verdient gewonnen. Aber bei uns stimmen noch viele Sachen nicht. Das liegt eindeutig daran, dass wir sieben Neue haben. Über diese bin ich aber sehr glücklich. Das sind gute Leute, dennoch müssen wir noch sehr viel arbeiten.
THW-Kapitän Marcus Ahlm gegenüber den KN:
Es lief zwar nicht immer rund, aber trotzdem war das ein gutes Handballspiel, in dem beide Mannschaften viel gekämpft haben.
THW-Co-Trainer Raul Alonso gegenüber den KN:
Das war natürlich ein schöner Tag: In meiner Heimatstadt in einer Stierkampfarena gewonnen zu haben, ist für mich etwas ganz Besonderes.
THW-Rückraumspieler Momir Ilic gegenüber den KN:
Ein ganz wichtiger und schöner Sieg für uns. Hier werden sich die anderen Mannschaften noch ganz schwer tun. Wir haben mit viel Kampf und Herz verdient gewonnen.
THW-Rückraumspieler Filip Jicha gegenüber den KN:
Das heutige Spiel ist für beide Mannschaften noch zu früh gekommen, beide Teams werden noch um einiges besser werden. Für den weiteren Verlauf in der Champions League war das ein süßer Sieg.
THW-Linksaußen Dominik Klein gegenüber den KN:
Es war nicht das beste Spiel von beiden Mannschaften. Aber wir haben gewonnen in dieser heißen Arena. Und genau das ist gut für uns.
Madrids Spielmacher Joan Canellas gegenüber den KN:
Die Atmosphäre in dieser Arena war phänomenal. Die Fans hier sind großartig. Wir brauchen noch Zeit. Die Saisonvorbereitung ist auch durch die Olympischen Spiele empfindlich gestört worden.

 


Champions League, Gruppe B, 1. Spieltag: 30.09.12, So., 18.00: BM Atletico Madrid (ESP) - THW Kiel: 27:32 (15:17)

Logo BM Atletico Madrid (ESP Flagge ESP):
Diez (n.e.), Dahl (1.-60., 16 Paraden); Sanchez (n.e.), Källman (3), Ferrer, Romero (3), Aguinagalde (1), Davis, Parrondo (2), Barachet (3), Canellas (4), Jurkiewicz (2), Gojun, Masachs (3), Balic, Lazarov (7/2); Trainer: Dujshebaev
Logo THW Kiel:
Omeyer (1.-27., 54.-60., 6/1 Paraden), Palicka (27.-54., 5 Paraden); Toft Hansen (3), Sigurdsson (n.e.), Sprenger (1), Ahlm (1), Wiencek, Ekberg, Zeitz, Palmarsson (4), Narcisse (3), Ilic (4), Klein (5), Jicha (7), Vujin (4/3); Trainer: Gislason
Schiedsrichter:
Martin Gjeding / Mads Hansen (Dänemark)
Zeitstrafen:
Madrid: 2 (Källman (31.), Jurkiewicz (54.));
THW: 8 (3x Toft Hansen (10., 24., 37.), Vujin (14.), Klein (25.), Wiencek (35.), 2x Ahlm (43., 48.))
Rote Karte:
THW: Toft Hansen (37., dritte Zeitstrafe)
Siebenmeter:
Madrid: 3/2 (Omeyer hält Lazarov (59.));
THW: 3/3
Spielfilm:
1. Hz.: 1:0, 1:1, 2:1, 2:4 (6.), 3:4, 3:7 (9.), 4:7, 4:8, 5:8, 5:9, 7:9 (15.), 7:10, 9:10, 9:11, 11:11 (21.), 11:13, 12:13, 12:14, 14:14 (25.), 14:15, 15:15, 15:17;
2. Hz.: 15:18, 18:18 (35.), 18:20, 19:20, 19:21, 20:21 (41.), 20:22, 21:22, 21:23, 22:23, 22:26 (45.), 24:26, 24:28 (51.), 26:28 (54.), 26:30, 27:30, 27:32.
Zuschauer:
8.853 (Palacio Vistalegre, Madrid (ESP))
Spielgrafik:
Spielgrafik

Kurzumfragen:

Die Umfragen sind nicht mehr verfügbar.

 

Die anderen deutschen Europapokal-Teilnehmer

Die deutschen Teams im neu gestalteten EHF-Pokal werden erst Ende November ins Spielgeschehen eingreifen.

Den Anfang beim deutschen Champions-League-Quartett machte bereits am Donnerstagabend die SG Flensburg-Handewitt. Im Auftaktspiel der Gruppe A kam der Vizemeister gegen den französischen Serienmeister Montpellier AHB in der Campushalle zu einem packenden 37:37 (19:18)-Unentschieden (siehe auch KN-Bericht).

Ebenfalls in der Gruppe A befindet sich der Wildcardgewinner HSV Hamburg, der am Samstagabend seine ersten beiden Punkte sammelte: Bei den neu formierten Spaniern von Ademar Leon siegten die Hansestädter mit 28:26 (14:13) (siehe auch KN-Bericht).

Und am Sonntagnachmittag starteten auch die Füchse Berlin erfolgreich in ihre zweite Königsklassen-Spielzeit. Gegen den Qualifikanten HC Dinamo Minsk (BLR) taten sich die Hauptstädter im Velodrom aber lange Zeit schwer und siegten erst im Schlussspurt mit 29:25 (13:13) (siehe auch KN-Bericht).

Alle Ergebnisse des CL-Spieltages finden Sie hier.

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 01.10.2012:

THW packte den Stier bei den Hörnern

32:27-Sieg in Madrid zum CL-Auftakt
Madrid. Titelverteidiger THW Kiel ist erfolgreich in die neue Saison der Handball-Champions-League gestartet. Die "Zebras" gewannen gestern am Abend bei Atletico Madrid mit 32:27 (17:15) und verbuchten einen wichtigen Sieg. Zum einen für die Tabelle der Gruppe B, vor allem aber für die eigene Moral.

Denn der Auftakt in der Königsklasse bescherte den "Zebras" mit Madrid gleich zu Beginn den Finalgegner aus dem Mai in Köln. "Weil es ein schwerer und sehr intensiver Anfang war, ist es etwas ganz Besonderes, hier gewonnen zu haben", betonte Kiels erneut bester Torschütze Filip Jicha (7). "Auch deshalb hat es sehr viel Spaß gemacht, hier mit einem Sieg nach Hause zu fahren."

Bei der Anfahrt zum Palacio Vistalegre, der Heimstätte des spanischen Vizemeisters, war der THW von zwei riesigen, furchterregenden und in Bronze gegossenen Stieren empfangen worden. Die Heimspielstätte von Atletico ist eine ehemalige Stierkampfarena, der man einfach ein Dach aufgesetzt hat. Die Kieler aber ließen sich weder davon noch von der lauten Kulisse der rund 9000 enthusiastischen spanischen Fans beeindrucken, drückten dem Spiel von Beginn ihren Stempel auf.

THW-Trainer Alfred Gislason überraschte dabei mit seiner Startaufstellung, schickte mit Rene Toft Hansen, Marko Vujin und Niclas Ekberg drei der fünf Kieler Neuzugänge aufs Parkett. Außerdem setzte Gislason auf Linksaußen Dominik Klein, obwohl Gudjon Valur Sigurdsson zuletzt überzeugende Spiele abgeliefert hatte. Klein bedankte sich mit fünf Toren für das Vertrauen, war ein Aktivposten im Kieler Spiel.

Das begannen die "Zebras" mit schnellen 7:3- und 9:5-Führungen gegen eine Madrider Mannschaft, in die Trainer Talant Duschebajew sogar sieben neue Spieler einbauen muss. Zudem hat er das in den vergangenen Jahren wohl beste Torhüter-Duo verloren. Arpad Sterbik ist zum Erzrivalen FC Barcelona "geflüchtet", und Jose Hombrados fällt momentan mit einer Knieverletzung aus. Gestern hatte Atletico allerdings keine Probleme im eigenen Tor. Der kurzfristig aus Paris verpflichtete Norweger Magnus Dahl steigerte sich nach schwachem Start gewaltig und besaß großen Anteil daran, dass die wenigen Kieler Fans nicht früher entspannen durften.

Massive Probleme hatten die Spanier dagegen im Offensivspiel. Wenig läuft dort zusammen. "Wir müssen arbeiten, arbeiten, arbeiten", weiß Duschebajew um die Defizite. Auch der ehemalige Welthandballer Ivano Balic (aus Zagreb) ist längst nicht im Team angekommen. Balic setzte kaum Impulse und blieb zudem ohne Torerfolg.

So strampelten sich die Gastgeber gegen die aggressiv zupackende Kieler Deckung, die acht Zeitstrafen kassierte und Rene Toft Hansen schon nach 35 Minuten mit Rot wegen der dritten Zeitstrafe verlor, vergeblich ab, nutzten THW-Schwächephasen zwar zu Aufholjagden, schafften aber keine eigene Führung mehr. Selbst in Unterzahl behielten die Kieler, die gestern mit Aron Palmarsson einen schlauen und torgefährlichen Spielmacher hatten, klaren Kopf. Die Entscheidung fiel in den letzten fünf Minuten, als Kiel vom 28:26 auf 30:26 davonzog. Hauptdarsteller waren jetzt einmal mehr bekannte Leistungsträger: Thierry Omeyer hielt nach seiner Rückkehr ins Tor drei schwere Bälle und einen Siebenmeter von Lazarov an, und vorne packte Filip Jicha den spanischen Stier mit zwei Gewaltwürfen an den Hörnern.

(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 01.10.2012)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 01.10.2012:

Splitter

Fußball - Spanien ist eine sportbegeisterte Nation, und Fußball ist auch dort klar die Nummer eins. Das dokumentiert die Inhaltsangabe der großen, täglich erscheinenden Sportzeitung "As". Das Blatt ist in der Regel 48 bis 52 Seiten dick. Fußball beherrscht die ersten 40 Seiten. Ob aktuelle Spielberichte oder Privatgeschichten - Fußball geht immer. Danach folgen Motorsport, Basketball, ein wenig Radsport. Die Vorschau auf den "Welthandball-Klassiker", wie das Blatt die Partie zwischen Atletico und dem THW bezeichnet, ist dann endlich auf Seite 44 zu finden - kurz vor dem fast nackten Mädchen, das auch bei "As" nicht fehlen darf.

Medienrummel - Obwohl Handball in Spanien keine große Rolle spielt, war der Rummel um den THW überraschend groß. Die "Zebras" haben sich auch im Süden Europas hohen Respekt erspielt. Drei Fernsehteams "lauerten" den Kielern nach dem Abschlusstraining am Sonnabend auf. So hatte TVE Thierry Omeyer, Dominik Klein, Toft Hansen und Marko Vujin vor die Kamera geholt, um sie in deren jeweiligen Landessprachen Werbung für die im Januar in Spanien stattfindende Weltmeisterschaft sprechen zu lassen. THW-Managerin Sabine Holdorf-Schust war zudem als Hilfskraft für das NDR-Fernsehen tätig. Mit einem Mikrofon von TVE in der Hand interviewte sie nach dem Spiel Daniel Narcisse. TVE schickte die Bilder zum NDR, der gestern Abend mit Material vom spanischen Sender Kiels Champions-League-Start im "Sportclub" präsentierte.

Touristenströme - Madrid ist eine beeindruckende Metropole, das ist nicht neu. Mit 3,3 Millionen Einwohnern und einem Großraum von sechs Millionen ist sie die größte Stadt im Süden Europas. Großartige Bauwerke, riesige, kunstvoll angelegte Parks und viele andere Attraktionen locken Ströme von Touristen an. An Wochenenden geht es in der kastilischen Zentrale zu wie am Eröffnungstag der Kieler Woche. Den Titel "Welthauptstadt des Tourismus" hat die Stadt zwar an sich selbst überreicht. Große Zweifel daran sind aber nicht angebracht.

Heimspiel - Raul Alonso ist im THW Leiter Nachwuchs-Leistungshandball. Häufig sitzt der Spanier auch als Co. von Trainer Alfred Gislason mit auf der Bank bei den Profis. So auch in Madrid. Die Partie bei Atletico war für den 33-Jährigen quasi ein Heimspiel. Alonso ist in Madrid geboren und bis zu seinem 15. Lebensjahr aufgewachsen. Er kennt fast jeden Winkel der spanischen Hauptstadt und hat dort Familie und Freunde zurückgelassen. So war die Wiedersehensfreude groß, Alonso musste seine Zeit gut einteilen, um alle Besuchswünsche im Mannschaftshotel erfüllen zu können. Auch der spanische Fernsehsender TVE war auf den Spanier beim THW aufmerksam geworden und führte ein längeres Interview mit Raul Alonso.

(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 01.10.2012)


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