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12.01.2013 WM 2013 / Interview

KN-Interview mit Bob Hanning: "Was derzeit herrscht, ist Misstrauen"

Aus den Kieler Nachrichten vom 12.01.2013:

Vom 11. bis 27. Januar 2013 findet die WM 2013 in Spanien statt.
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Granollers. Bob Hanning (44) steht heute zum WM-Auftakt gegen Brasilien als ARD-Experte neben dem Spielfeld. Der umtriebige Manager der Füchse Berlin ist einer, der Tacheles redet, ein Visionär. Vor dem WM-Start legt er im Gespräch mit unserem Mitarbeiter Jens Kürbis den Finger in die deutsche Handball-Wunde.
Kieler Nachrichten:
Vor einem Jahr, vor der EM, erklärten Sie, Sie seien nicht traurig, wenn das deutsche Team in der Vorrunde ausscheidet. Und jetzt soll wieder alles schlecht sein im deutschen Handball.
Bob Hanning:
Die Ära Strombach (DHB-Präsident, d. Red.) war durchaus erfolgreich. Wir wurden Europameister, Weltmeister, der Verband wurde entschuldet. Doch nicht alles ist richtig gelaufen. Es wurde gelebt für den Moment, die WM 2007 im eigenen Land, nicht für die Zeit danach. Jetzt geht es um Veränderungen.
Kieler Nachrichten:
Die da sind?
Bob Hanning:
Was können wir tun, um die Nationalmannschaft nach vorn zu bringen? Und zwar so, dass wir spätestens 2020 Olympiasieger sind. Das kriegen wir nicht hin, wenn wir mit dem Finger auf andere zeigen. Was derzeit herrscht, das ist Misstrauen. Da heißt es mal böser DHB, mal böse Liga. Jeder muss sich hinterfragen, ob er für den Handball, das Aushängeschild Nationalmannschaft wirklich alles tut.
Kieler Nachrichten:
Sie meinen das Reizthema, die Absage von Holger Glandorf?
Bob Hanning:
Ich will Flensburg keinen Vorwurf machen, sage aber trotzdem: Glandorf sagt für die WM aus gesundheitlichen Gründen ab, fliegt aber zum Spaß-Turnier nach New York. Zehn Stunden hin, zehn zurück. Da ist doch irgendetwas falsch im System.
Kieler Nachrichten:
Wie wollen Sie Vereine wie Kiel und die Spieler mitnehmen?
Bob Hanning:
Der THW ist dabei. Er hat Omeyer, Narcisse, Ahlm nicht umsonst gehen lassen und einen Wiencek geholt. Für die Spieler kann es nur darum gehen: Wer ist mein Trainer, kann der mich weiterbringen, in welcher Klasse spiele ich, wie viele Einsatzzeiten bekomme ich?
Kieler Nachrichten:
Um was geht es noch?
Bob Hanning:
Wir müssen den DHB neu sortieren, da will ich gern mehr Verantwortung übernehmen. Und ein ganz zentrales Thema sind die Landesverbände. Für das Ausbildungs-, das Erziehungs- und Sichtungssystem sind sie elementar. Wir müssen sie mit professionalisieren. Das ist die Basis.
Kieler Nachrichten:
Wie wichtig ist ein gutes WM-Abschneiden?
Bob Hanning:
Zweitrangig. Selbst wenn wir Weltmeister würden, löst das nicht die Probleme.
(Das Gespräch führte Jens Kürbis, aus den Kieler Nachrichten vom 12.01.2013)


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