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15.01.2013 WM 2013

Kieler Nachrichten: Matias Schulz: "Gaucho" mit deutschen Wurzeln

Torhüter der Argentinier brachte bei der letzten WM die Schweden zur Verzweiflung

Aus den Kieler Nachrichten vom 15.01.2013:

Vom 11. bis 27. Januar 2013 findet die WM 2013 in Spanien statt.
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Granollers. An Argentinien hat die deutsche Mannschaft keine guten Erinnerungen. Bei der Weltmeisterschaft in Schweden konnte sie nur knapp eine Blamage abwenden, als sie die Südamerikaner im Spiel um Platz elf erst nach zweimaliger Verlängerung mit 40:35 besiegen konnten. Die Südamerikaner hatten sich damals als einziges nicht-europäisches Team für die Hauptrunde qualifiziert und vor 10 000 entsetzten Zuschauern mit einem 27:22-Sieg gegen den Gastgeber Geschichte geschrieben.
"Unser größter Tag", jubelte seinerzeit Trainer Eduardo Gallardo. "Wir haben es auf die Titelseiten der Zeitungen geschafft." Zuvor war das Mutterland von Weltfußballer Lionel Messi im Handball nur einmal aufgefallen - bei der WM 2003 gelang in der Vorrunde ein Sieg gegen den späteren Goldmedaillengewinner Kroatien. "Einen Messi haben wir nicht", sagte Gallardo. "Bei uns ist die Mannschaft Messi." Sie besuchten ihren Helden in diesen Tagen in Barcelona, überreichten ihm eines ihrer Nationaltrikots.

Vor acht Jahren begannen die Argentinier damit, eine Mannschaft aufzubauen. Schwerpunkt war dabei die individuelle Ausbildung. "Wir brauchen intelligente Spieler für unser System. Sie sollen in der Situation Lösungen finden." So ließ er seine Schützlinge mit Lichtsignalen trainieren, die in verschiedenen Farben und von unterschiedlichen Seiten auf die Spieler trafen. Das sollte helfen, Auge und Spielverständnis zu schulen. Gallardo: "Wir üben nicht nur stupide Spielzüge."

In Bahrain machte das Team erstmals auf sich aufmerksam, als es bei der Jugend-WM 2007 knapp das Finale verpasste und Vierter wurde. Zwei Jahre später gelang bei der Junioren-WM in Ägypten ein Coup (25:24) gegen Deutschland, den späteren Weltmeister. Argentinien verpasste das Halbfinale nur um einen Punkt. Im August 2012 spielten sie erstmals bei einem olympischen Turnier, das Ticket hatten sie zuvor dem Erzrivalen Brasilien entrissen, dem am Sonntag in Granollers mit einem 24:20-Sieg in der Gruppenphase die Revanche gelang.

"In Spanien wollen wir das Halbfinale erreichen", sagte Gallardo unlängst. "Und bei der WM 2015 in Katar spielen wir um den Titel mit." Einen solchen Erdrutsch wird Handball-Europa wohl kaum erleben, aber der Gegner ist längst mehr als eine Vorspeise. Das wurde im ersten Gruppenspiel deutlich, in dem Montenegro mit 28:26 besiegt wurde.

In Argentinien wird Handball zwar nur in einer Amateurliga gespielt, doch mittlerweile haben acht der "Gauchos" ihre Zelte in Österreich, Spanien und Frankreich aufgeschlagen. So wie die Gebrüder Sebastian, Diego und Pablo Simonet. So wie Torhüter Matias Schulz, dessen Urgroßeltern aus Deutschland ausgewandert sind. Er spielte einige Jahre in Dessau und steht nun beim spanischen Erstligisten Helvetia Anaitasuna unter Vertrag. Der Stern des 102-maligen Nationalspielers ging im Januar 2011 auf, als er beim Schweden-Sieg 44 Prozent der Bälle hielt. An eine Chance, erstmals eine deutsche A-Mannschaft besiegen zu können, glaubt er aber nicht. "Bei uns müsste alles klappen, bei den Deutschen gar nichts."

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 15.01.2013)


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