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30.03.2013 Bundesliga

Kieler Nachrichten: HBL-Funktionäre träumen von einem "Tag für den Handball"

Stimmt die Liga-Vertretung zu, endet die Saison 2014/2015 mit einem Finale

Aus den Kieler Nachrichten vom 30.03.2013:

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Kiel. Ein tiefer Blick in die Glaskugel: Im Mai 2015 rauschen der THW Kiel und die SG Flensburg-Handewitt nach einem dramatischen Kopf-an-Kopf-Rennen ins Ziel. Punktgleich, das Torverhältnis der "Zebras" ist besser, Handballmeister sind sie trotzdem nicht. Warum? Weil sie gegen Flensburg noch ein Endspiel bestreiten müssen.
Was sich für Stefan Adam, Geschäftsführer des THW Kiel, zunächst wie ein "verfrühter Aprilscherz" anhörte, könnte bereits im Juli beschlossene Sache sein. Dann treffen sich die 18 Bundesligisten und stimmen über den Vorschlag der Handball-Bundesliga GmbH (HBL) ab. Eine einfache Mehrheit reicht, bei einer Probewahl sollen sich zwölf Klubs dafür ausgesprochen haben. HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann sieht in einem solchen Endspiel, das im Fußballstadion ausgetragen werden soll, die große Chance, "den internationalen Standort Handball-Bundesliga" an einem verlässlichen Termin "weltweit darzustellen". Die Einnahmen, im Gespräch sind rund zwei Millionen Euro und 50 000 Besucher, seien für ihn, der sich als "klarer Befürworter" bezeichnete, nicht das ausschlaggebende Argument. "Wir wollen in erster Linie neue Impulse setzen." Bohmann räumte Risiken und eine sportliche Ungerechtigkeit ein. "Wenn der Zweite Meister wird, ist das ein Manko." Einen nachhaltigen Schaden für den Handball befürchtet er aber nicht. "Wenn wir feststellen, dass dieses Finale die Erwartungen nicht erfüllt, schaffen wir es eben wieder ab." Als Variante will er den 18 Erstligisten, die offenbar alle von den Einnahmen profitieren sollen, eine Endrunde vorschlagen, in der die Vereine, die am Saisonende die Plätze eins bis vier belegt haben, nach dem Pokal-Modell um die Meisterschaft spielen. Einem Play-off-Modus erteilte Bohmann dagegen eine klare Absage. "Das funktioniert nicht. Dafür bräuchten wir eine völlig andere Liga mit lediglich 14 Vereinen."

Thorsten Storm, Manager der Rhein-Neckar Löwen, dem aktuellen THW-Jäger, kritisierte den Findungsprozess, nannte die Idee "unausgegoren" und den Umgang damit "unprofessionell". Schließlich waren die Überlegungen, die als Arbeitspapier gedacht waren, unmittelbar nach einer Liga-Sitzung bereits in der Öffentlichkeit diskutiert worden. Grundsätzlich hält Storm Veränderungen aber für dringend notwendig. "Wir haben Platz zwei hinter Fußball eingebüßt, und unsere Sportart rutscht immer weiter ab", sagte Storm. "In der breiten Medienöffentlichkeit finden wir kaum noch statt. Daran könnte ein solcher Tag etwas ändern. Ein Tag, der ganz dem Handball gehört." Jeder würde seinen Verein derzeit nur um den eigenen Kirchturm herum vermarkten, damit ließe sich der Abstieg aber nicht verhindern. "Dieser Tag könnte auch der Abschluss einer Play-off-Runde sein", sagte Storm. "Die Idee ist noch nicht zu Ende gedacht, nur eines muss allen klar sein - wir müssen den Stellenwert des Handballs verändern."

Ein Finale am Saisonende - für Stefan Adam eine "äußerst fragwürdige" Idee. Der THW-Manager warnte davor, "ohne konkreten Anlass an der Liga rumzudoktern", sie sei schließlich das Premiumprodukt im Welthandball. Zudem glaubt er auch nicht an den wirtschaftlichen Erfolg einer solchen Veranstaltung, die sich an die Endrunden im DHB-Pokal, Champions League und EHF-Cup anschließen würde. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein weiterer Event von unseren Zuschauern angenommen werden würde, ohne dass andere Veranstaltungen darunter leiden."

Um mehr Aufmerksamkeit zu erreichen, sei vielmehr eine starke Nationalmannschaft der richtige Schlüssel. "Sie ist der Beschleuniger für unsere Sportart." Um ihr zu helfen, so Adam, bräuchte der Handball eher weniger Spieltermine, nicht noch mehr.

Spruch des Tages:

THW-Trainer Alfred Gislason:
Diese Idee ist bescheuert, aber eine Mehrheit kann alles beschließen. Ich hoffe nur, dass sich alle ihrer Verantwortung bewusst sind.
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 30.03.2013)


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