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23.09.2013 Handball national

Kieler Nachrichten: Aufbruchstimmung im Handball nach Wahl von Bernhard Bauer

Aus den Kieler Nachrichten vom 23.09.2013:

Düsseldorf. Krise? Untergang? Die schwarzen Szenarien im deutschen Handball, die hinaufbeschworen wurden nach den verpassten Qualifikationen für das olympische Handballturnier 2012 und die EM 2014, widersprachen der gelösten Stimmung auf dem 31. Bundestag des Deutschen Handballbundes (DHB). "Das ist schon ein Aufbruch", beschrieb Bundestrainer Martin Heuberger die gute Atmosphäre in einem Hotel in Düsseldorf.
Am Sonnabend entschieden 112 Delegierte über die Zukunft des mitgliederstärksten Handballverbandes der Welt. Verantwortlich für das prima Klima war in erster Linie der neue Präsident. Der Jurist Bernhard Bauer, 62 Jahre, ehemaliger Bundesliga-Torwart bei Frisch Auf Göppingen, Spitzenbeamter im baden-württembergischen Umwelt- und Verkehrsministerium, wurde einstimmig zum Nachfolger des Gummersbacher Rechtsanwalts Ulrich Strombach gewählt, der den DHB seit 1998 geführt hatte. Mit Bauer wird, diese Prognose ist nicht kühn, ein neuer Wind im DHB wehen.

Der scheidende Strombach hatte mit seinen Alleingängen in den letzten Jahren viele Funktionäre gegen sich aufgebracht. Bauer will nun die vielen Konflikte, die es im deutschen Handball gibt, speziell zwischen Dachverband und der deutschen Handball-Bundesliga (HBL), kommunikativ wegmoderieren und lösen. Die Chancen dafür stehen gut; der Mann aus Neckarsulm ist ein überaus smarter Gesprächspartner, konziliant im Ton, nicht so polterig und eigenwillig wie sein Vorgänger. Ein Mann mit Format, der womöglich auch für noch höhere Aufgaben in Frage kommt. Bauer sei sicher "der geeignetste Kandidat" gewesen, sagte Ex-Bundestrainer Heiner Brand. "Bauer kann ein sehr guter Präsident werden."

Auch die Leute, die Bauer um sich gruppiert hat und die ausnahmslos mit breiter Mehrheit gewählt wurden, stellen ein Versprechen für die Zukunft dar. Schlüsselfigur ist zweifelsohne Bob Hanning, der Manager der Füchse Berlin, der fortan als Vizepräsident Leistungssport den Bereich der Nationalmannschaften zu verantworten hat. Aber auch die weiteren Kombattanten genießen einen ausgezeichneten Ruf. Andreas Michelmann, Oberbürgermeister von Aschersleben, will den Breitensport und Amateursport beleben. Der Präsident des Hamburger Handballverbands, Rolf Reincke, soll die Verwaltung und die Finanzen neu strukturieren; der DHB sucht einen hauptamtlichen Generalsekretär, der auch das Marketing verantworten soll.

Und dass mit der 38-Jährigen Anja Matthies, einer ehemaligen Juniorennationalspielerin und promovierten Juristin aus Hamburg, endlich eine Frau die vielen weiblichen DHB-Mitglieder im Präsidium repräsentiert, verkörpert ebenfalls einen Neuanfang: Bauer erklärte in Düsseldorf, dass man sich intensiv dem Frauenhandball, der zuletzt stiefmütterlich behandelt wurde, widmen wolle. Alle wissen freilich, dass der DHB finanziell vom Erfolg der Männer-Nationalmannschaft abhängig ist. Bauer hat die Vision, dass das Team von Trainer Heuberger schon im Januar 2015 das WM-Finale von Doha (Katar) erreicht. Wie steinig der Weg dorthin ist, weiß Bauer. "Wir brauchen auch ein bisschen Glück."

(von Erik Eggers, aus den Kieler Nachrichten vom 23.09.2013)


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