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28.11.2013 Handball national

Kieler Nachrichten: Ärzte werfen DHB "Vetternwirtschaft" vor

Nach dem Rauswurf von Berthold Hallmaier kehrt auch Detlev Brandecker dem Nationalteam den Rücken

Aus den Kieler Nachrichten vom 28.11.2013:

Dortmund. Dem neuen Präsidium des Deutschen Handballbundes (DHB) weht zwei Monate nach seiner Wahl erstmals heftiger Gegenwind ins Gesicht. Nach der Neubesetzung der medizinischen Abteilung im Zuge der Verschlankung des Systems traten sieben Ärzte zurück, unter ihnen Dr. Detlev Brandecker (THW Kiel). Der langjährige Nationalmannschaftsarzt Dr. Berthold Hallmaier übte zudem heftige Kritik an der Verbandsspitze um Präsident Bernhard Bauer und dessen Vize Bob Hanning. In einem Brief, der in der Sport Bild abgedruckt ist, werfen die Mediziner dem DHB "Vetternwirtschaft, Selbstdarstellung und Geltungssucht" vor.
Hallmaier (65) wurde kürzlich nach 29 Jahren im Amt durch Prof. Dr. Kurt Steuer als Teamarzt der Nationalmannschaft ohne Absprache mit Bundestrainer Martin Heuberger abgelöst. Steuer gilt als enger Vertrauter Hannings, der auf ein kleineres Betreuungsteam setzen will. "Alles, was nach Heiner Brand riecht, muss unter der neuen Führung weg", sagte Hallmaier gestern. Mit Heuberger-Vorgänger Brand hatte Hallmaier von 1997 bis 2011 gearbeitet.

Die Trennung sei ihm durch Hanning in einem 60-sekündigen Telefongespräch mitgeteilt worden. "Mit diesen Leuten, die keinen Respekt und keinen Anstand haben, möchte ich nichts mehr zu tun haben", sagte Hallmaier, der sich mit allen DHB-Ärzten kürzlich im Kloster Haydau in Morschen getroffen hatte. Ein Termin, bei dem Hanning sich für seine Vorgehensweise entschuldigte.

Bauer zeigte wenig Verständnis für die Kritik. "Es gibt keine Vetternwirtschaft. Wir wollen den Handball voranbringen, dabei geht es nicht um Personen", sagte Bauer. "Den einzigen Vorwurf, den wir uns machen müssen, ist der, dass wir früher und ausführlicher mit Hallmaier hätten reden müssen."

Brandecker, der sieben Jahre lang dem Hallmaier-Team angehörte, erklärte bereits vor Wochen seinen Rücktritt. Hanning hätte zwar das Recht, die medizinische Abteilung umzukrempeln, sagte der 61-Jährige. "Aber die Art und Weise ist nicht akzeptabel." Die Betreuung im Leistungssport sei ein hochsensibler Bereich, in dem Vertrauen, Achtung und Wertschätzung grundlegende Voraussetzungen wären. "Das war nicht mehr gegeben." Neben Brandecker ist mit Frank Pries auch der zweite Mannschaftsarzt des THW Kiel von der Umstrukturierung betroffen. Pries, der wie Brandecker bereits einen Einsatzplan für das kommende Jahr besaß, stand vor seinem Debüt im Kreis der DHB-Ärzte.

Was sagt der Bundestrainer? Heuberger sieht durch die feste Zuordnung Steuers für die Nationalmannschaft einen großen Vorteil: "Wenn ein Arzt das System ganzjährig begleitet, kennt er jeden Spieler."

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 28.11.2013)


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