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21.01.2014 Bundesliga / Mannschaft

Kieler Nachrichten: Noch viel Platz für neue Sterne

Ehemaliger Kieler Nikolaj Jacobsen freut sich auf Trainerjob bei den Rhein-Neckar Löwen: "Ich bin gerne Lehrer"

Aus den Kieler Nachrichten vom 21.01.2014:

Nikolaj Jacobsen.
Klicken Sie zum Vergrößern! Nikolaj Jacobsen.
Herning. Nikolaj Jacobsen erlebt die Europameisterschaft in Dänemark derzeit als Experte für den dänischen Fernsehsender TV2. Der ehemalige Linksaußen des Handballmeisters THW Kiel hat sich als Fachmann längst einen guten Namen gemacht. So gut, dass er beim Bundesligisten Rhein-Neckar Löwen im Juli Gudmundur Gudmundsson beerbt, der dänischer Nationaltrainer werden wird.
Kurios: Im Mai 2004 verabschiedete sich Jacobsen beim 36:20-Sieg gegen die SG Kronau-Östringen, das Vorgängermodell der Löwen, aus der Bundesliga. Nach sechs Jahren, in denen er die Zebra-Fans mit seinem feinen Handgelenk verzückt und sich den Kosenamen "Zaubermaus" verdient hatte. Ein Knorpelschaden im linken Knie beendete seine großartige Karriere vorzeitig. Er ließ sich mehrfach vergeblich operieren, gegen die SG Kronau lief er nach einer sechsmonatigen Pause am letzten Spieltag der Saison 2003/2004 noch einmal auf. Für ein paar Minuten, für seine Tore Nummer 1343 und 1344 für den THW, mit dem er dreimal Meister wurde. Für einen wunderbaren Trickwurf in der fünften Minute, als er Torwart-Legende Andrej Lawrow vom Siebenmeterpunkt narrte.

Jacobsen verabschiedete sich unter Tränen, die SG Kronau/Östringen stieg nach zwei dramatischen Relegationsspielen gegen Post Schwerin (39:30/29:39) kurz darauf ab. Nun kehren beide zurück, Hand in Hand. Die Löwen sind unter Gudmundsson längst eine der besten Adressen im europäischen Handball geworden. Jacobsen, der mit Andy Schmid und Niklas Landin zwei Löwen einst in Silkeborg trainierte, führte zuletzt Aalborg Handbold überraschend zur dänischen Meisterschaft. Als ihn im November vergangenen Jahres die Anfrage von Löwen-Manager Thorsten Storm erreichte, zögerte er nicht lange. "Für mich stand immer fest, dass ich mit dem Handball verbunden bleiben will." Seiner Frau Lenette und ihm sei sofort klar gewesen, dass sie sich diese Chance nicht entgehen lassen würden. "Allerdings war der Zeitpunkt für uns als Familie ganz und gar nicht optimal." Freja (15), die älteste Tochter, will ein Handballinternat besuchen, in dem sie ein Jahr lang leben wird. Die Eltern hatten ihr versprochen, dass sie sich diesen Traum erfüllen darf. "Wir wollen aber nicht 1000 Kilometer von ihr entfernt sein, wenn sie im Internat ist", sagt Jacobsen. Außerdem habe Sille (12), Tochter Nummer zwei, im nächsten Jahr Konfirmation. "Das ist bei uns in Dänemark eine große Sache." Sohn Linus (5) wird dann in die Schule gehen. Lenette und die Kinder werden ihm aber im Sommer 2015 nach Mannheim folgen, das ist beschlossene Sache. Wenn der mittlerweile 42-Jährige davon erzählt, lassen sich keine Zweifel heraushören.

Er hat bei den Löwen bis Juni 2016 unterschrieben. Im Regelfall entscheiden beide Parteien nach der ersten Saison darüber, ob eine weitere Zusammenarbeit tatsächlich sinnvoll ist. Doch daran, bei den Löwen scheitern zu können, denkt der Däne nicht. "Ich weiß, dass es mir liegt, Spielern meine Ideen zu erklären. Ich bin gerne Lehrer." Sollte er trotzdem scheitern, würde er sich auch nicht grämen. "Im schlimmsten Fall kehre ich nach Dänemark zurück. Und das ist nicht wirklich schlimm."

Der 148-malige Nationalspieler hat noch immer einen guten Draht zu Noka Serdarusic, dem ehemaligen Erfolgstrainer der Kieler. "Er war mit Abstand der beste Trainer, den ich je hatte." Serdarusic besuchte Jacobsen auch nach dessen Abschied in Kiel regelmäßig in Silkeborg, weil er dort gute Angelplätze fand. Ein Hobby, das Jacobsen nicht mit ihm teilt. "Das ist mir zu langweilig."

Auf seinen ersten Auftritt mit den Löwen in Kiel freut sich Jacobsen, der den dänischen Nationalspieler Mads Mensah Larsen mitnehmen wird, schon jetzt. "Ich hoffe, sie werden dann nicht mehr ausgepfiffen", sagt er und lacht. Sein Ziel ist, mit den Badenern am Saisonende auf einem der ersten fünf Plätze zu landen. Wer seinen rechten Unterarm sieht, erkennt, dass hier auch noch Platz ist, um einen noch besseren Zieleinlauf zu verewigen. Für jedes seiner Kinder hat er sich hier einen großen Stern tätowieren lassen, jede seiner 16 Meisterschaften, die er als Spieler und Trainer feierte, ist mit einem kleinen verewigt.

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 21.01.2014)


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