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21.02.2014 Mannschaft

Kieler Nachrichten: Jicha: Bei uns ist Alfred der Chef

Der neue Kapitän des THW Kiel über den bisherigen Saisonverlauf, Hierarchien und sein Verhältnis zum Trainer

Aus den Kieler Nachrichten vom 21.02.2014:

Filip Jicha.
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Kiel. Halbzeit für den THW Kiel: Platz eins in der Gruppe B der Champions League, Platz eins in der Handball-Bundesliga mit fünf Punkten Vorsprung auf die Konkurrenz. Im Sommer hatte Filip Jicha nach dem Abschied von vier Weltstars noch mit Sorgenfalten auf der Stirn in die Zukunft geblickt. Und jetzt? "Die Sorgen sind geblieben", sagt der neue Kapitän.
"Wenn sich in unserem kleinen Kader drei, vier Spieler verletzen, wird es ganz schwierig." Allerdings hätte er es zu Saisonbeginn nicht für möglich gehalten, dass der THW nach dem Abschied von Marcus Ahlm, Thierry Omeyer, Daniel Narcisse und Momir Ilic erneut eine so gute Saison spielen würde. "Die Zweifel sind aber mit jedem Trainingstag weniger geworden, weil ich sehe, wie hart wir alle arbeiten."

Ein Schlüssel zum Erfolg sei der neue Mittelblock, in dem Patrick Wiencek und Rene Toft Hansen einen "super Job" machen würden. "Sie sind gesetzt." Weil die hünenhaften Kreisläufer nun den Innenblock bilden, ist Jicha in der 6:0-Deckung auf die Halbpositionen "2" und "5" ausgewichen. Hier, so der Tscheche, sei die Belastung nicht ganz so hoch. "Wir verschieben von außen die Arbeit in die Mitte. Alfred (Gislason, d. Red.) würde sagen, dass ich als fauler Sack hier richtig aufgehoben bin", sagt Jicha und lacht. Weil es hier tatsächlich nicht ganz so intensiv zur Sache gehen würde, hätte er nun aber mehr Reserven für die Spielführung.

Jicha ist einer, der sich Gedanken um seinen Sport macht, der sich für Taktiken interessiert. Der fest an Hierarchien glaubt. "Spitzenleistungen in einer Mannschaftssportart sind ohne nicht möglich", sagt Jicha. "Bei uns ist Alfred der Chef, auch wenn wir alle im gleichen Boot sitzen." Sie seien nicht immer einer Meinung, manchmal sei er auch regelrecht wütend auf den Isländer, der sehr sparsam mit Lob umgehen und ihn fortwährend "mobben" würde, um das Maximum aus ihm herauszuquetschen. "Er erwartet aber von uns, dass wir mit ihm reden", sagt der 31-Jährige. "Auch er braucht Feedback, schließlich kennen ja nur wir und er unser System." Gislason wäre aber nicht immer bereit, sofort auf Anregungen einzugehen, sagt Jicha. "Aber dann fährt er nach Hause, analysiert in Ruhe und spricht zwei Tage später noch einmal darüber."

Der Trainer trage die ganze Verantwortung, das zu begreifen, würde ihnen als Spieler oft schwer fallen. "Wenn wir Erfolge feiern, stehen wir gerne im Mittelpunkt. Steht der Verein aber auf Platz 15 der Liga, schicken wir lieber den Trainer nach vorne." Sein Verhältnis zu Gislason beschreibt Jicha als "offen". Er wisse zwar nicht, ob dieser ihn wirklich gerne in seiner Mannschaft hätte, sagt Jicha und lacht. "Aber ich hoffe es." Der Welthandballer hält es auch für wichtig, dass die Hierarchie im Umfeld der Mannschaft geregelt ist. "In Kiel ist das mit dem Aufsichtsrat der Fall." Er habe großes Verständnis für den jüngsten Sparkurs, auch wenn er sich wünschen würde, dass der THW mehr Geld hätte. Dann könnte er sich einen breiteren Kader leisten, die Basis wäre besser. "Aber Erfolg bringt das alleine auch nicht. Gut möglich, dass die Investitionen dann in einem Finale nur auf der Bank sitzen."

Der Verein, so Jicha, stehe über allem. Er freue sich schon darauf, als 60-Jähriger den neuen Zebras zuzusehen. "Ich bin sicher, dass auch dann in Kiel noch Spitzenhandball geboten werden wird."

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 21.02.2014)


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