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06.03.2014 Verein

Kieler Nachrichten: "Es geht dem THW hervorragend"

Aufsichtsrat des Handballmeisters THW Kiel blickt trotz Bilanzminus von 443000 Euro optimistisch in die Zukunft

Aus den Kieler Nachrichten vom 06.03.2014:

Kiel. Der THW Kiel schloss das vergangene Geschäftsjahr mit einem Minus von 443000 Euro ab. Die Frage, wie es denn tatsächlich um die Zahlungsfähigkeit des Handballmeisters stehe, wurde bislang wie folgt beantwortet: "Es handelt sich um nicht liquiditätswirksame Abschreibungen auf in Vorjahren gezahlte Ablösebeträge und Spielervermittlerkosten von fast einer Million Euro." Verstanden? Nein? Kein Problem. Der Sportredaktion der KN erging es ähnlich, deshalb fragte sie die Herren der Zahlen - den Aufsichtsrat.
Juristisch sei diese Formulierung einwandfrei, sagt Reinhard Ziegenbein, ein Notar, der im fünfköpfigen Führungsgremium dafür zuständig ist, dass Pressemitteilungen juristisch einwandfrei sind. "Für die breite Öffentlichkeit war sie aber wohl nicht verständlich genug."

Es ist offensichtlich, dass der Aufsichtsrat die mediale Wirkung unterschätzte, die ein sechsstelliges Minus des Branchenprimus zur Folge hat. Eine Wahrnehmung, die darin gipfelte, dass Sport1-Experte Stefan Kretzschmar sich vor laufenden Kameras in die Mutmaßung verstieg, Kiel könne sich "jetzt einen Aron Palmarsson nicht mehr leisten". Der Vertrag des Zebras läuft im Juni 2015 aus.

Die drei Mitglieder des Aufsichtsrates, die sich gestern mit den KN auf der Geschäftsstelle des Rekordmeisters trafen, sind um Offenheit bemüht. "Ich habe aus der Wirtschaft nur positive Rückmeldungen bekommen", sagt der Vorsitzende Hinrich Vater, der ein IT-Unternehmen besitzt. "Aber dort gehört der Umgang mit einer Bilanz zum Alltag." In den Medien sei sie "überwiegend unbewusst, aber auch teilweise absichtlich" falsch verstanden worden. Problematisch wäre, dass der Aufsichtsrat sie erst den Gesellschaftern vorlegen müsse, bevor er sie öffentlich kommunizieren könne. "Da sind uns aus rechtlichen Gründen die Hände gebunden", so Vater. Als unmittelbar vor der Sitzung der NDR über das Minus berichtete, hätten sie sich deshalb nicht entsprechend wehren können. "Ich bin enttäuscht, dass das zu diesem Zeitpunkt öffentlich geworden ist", sagt Vater, der verärgert darüber war, dass dem Sender diese Informationen zugespielt wurden. "Das geschah, um den Verein zu schädigen." Er räumte aber ein, dass die Pressemitteilung (siehe Vorspann), die nach der Sitzung verbreitet wurde, für die Sportwelt nicht verständlich genug formuliert gewesen sei. "Da waren Fehlinterpretationen möglich, das müssen wir besser machen."

Also, wie genau steht es denn um den THW? "Es geht ihm hervorragend", sagt der für die Finanzen zuständige Helmut Wünderlich und verweist auf ein sattes Eigenkapital von einer Million Euro und ein Bankguthaben von 1,8 Millionen Euro. "Wir könnten uns sofort jeden Spieler leisten", sagt der Druckereibesitzer. "Aber wir wollen das nicht mehr." Schließlich hätten die Ablösesummen, die der THW auch schon zahlte, als er noch nicht von einem Aufsichtsrat geführt wurde, ein ansonsten passables Ergebnis vermiest. Im abgelaufenen Geschäftsjahr, das am 30. Juni 2013 endete, musste der Verein rund eine Million Euro an Abschreibungen vornehmen, den größten Teil dieser Summe machten Ablösebeträge aus. Im laufenden, so Wünderlich, werde dieser Posten auf 600000 Euro sinken, weil die Verträge mit Daniel Narcisse, Thierry Omeyer und Momir Ilic, deren Verpflichtung rund 2,5 Millionen Euro Ablöse gekostet haben dürfte, nicht mehr verlängert worden seien.

Kleines Einmaleins: Eine Einnahmesituation wie im vergangenen Geschäftsjahr und eine Abschreibung von 600000 Euro statt einer Million hätte für das laufende zwar noch immer eine rote Zahl zur Folge, eine, die aber kurz davor ist, eine schwarze zu werden.

Bilanzergebnis und Eigenkapital, das ist den Aufsichtsräten wichtig, seien zwei Zahlen, die nicht unbedacht in einen Topf geworfen werden dürften. So räumte der HSV Handball gerade ein Minus von knapp zwei Millionen Euro ein - allerdings nach Abzug des Eigenkapitals. "Trotzdem ist ein solches Ergebnis unerfreulich, auch wenn es nichts mit unserer Liquidität zu tun hat", sagt Vater. "Wir wollen mindestens eine ausgeglichene Bilanz vorlegen."

Damit das klappen kann, werde der THW, so Wünderlich, künftig keine Ablösesummen mehr bezahlen. "Ich erwarte von unserer sportlichen Leitung, dass sie entsprechend vorausschauend plant." Die Ausnahme der Regel könne die aktuelle Situation sein, muss der THW doch lange auf den dänischen Mittelmann Rasmus Lauge (Kreuzbandriss) verzichten. Würde sich auch das operierte Knie von Palmarsson nicht als dauerhaft belastbar erweisen, bestünde Handlungsbedarf. Das Ziel, so Wünderlich, müsse aber sein, sich für solche Sofortmaßnahmen künftig Rücklagen zu bilden.

(von Ralf Abratis, aus den Kieler Nachrichten vom 06.03.2014)


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