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27./28.04.2014 - Letzte Aktualisierung: 28.04.2014 Champions League

VELUX EHF CL: THW löst souverän das Ticket nach Köln

CL, Viertelfinale, Rückspiel: 27.04.2014, So., 14.15: THW Kiel - HC Metalurg Skopje: 34:26 (19:11)
Update #2 PK-Video, KN-Bericht, weitere Stimmen, Fotos und Spielbericht ergänzt ...

Dominik Klein überragte mit acht Treffern und zeigte auch Stärken als Spielmacher.
Klicken Sie zum Vergrößern! Dominik Klein überragte mit acht Treffern und zeigte auch Stärken als Spielmacher.
Der THW Kiel hat zum vierten Mal das "VELUX EHF Final4" in der Kölner Lanxess-Arena erreicht. Nach dem deutlichen 31:21-Hinspielsieg in Mazedonien entschieden die "Zebras" am Sonntagnachmittag auch das Heimspiel gegen HC Metalurg Skopje souverän mit 34:26 (19:11) für sich. Die 7.850 Zuschauer in der Sparkassen-Arena erlebten eine muntere Partie, in der Dominik Klein mit acht Treffern zum erfolgreichsten Schützen avancierte.
Obwohl der THW das Hinspiel in der Boris-Trajkovski-Halle am vergangenen Wochenende in überzeugender Manier gewonnen hatte und Gästetrainer Lino Cervar dem deutschen Rekordmeister bereits zum Weiterkommen gratuliert hatte, traten beide Mannschaften in vermeintlicher Bestbesetzung an. Alfred Gislason wollte erst gar keine Zweifel am Kieler Halbfinaleinzug aufkommen lassen und schickte daher seine Rückraumreihe mit Aron Palmarsson, Filip Jicha und Marko Vujin aufs Parkett, in der Abwehr vertraute er auf die 6:0-Deckung mit den beiden Kreisläufern Rene Toft Hansen und Patrick Wiencek im Mittelblock.
Vugrinec sorgt für ausgeglichenen Start
Renato Vugrinec war in den ersten zwanzig Minuten nahezu Alleinunterhalter in Skopjes Angriff.
Klicken Sie zum Vergrößern! Renato Vugrinec war in den ersten zwanzig Minuten nahezu Alleinunterhalter in Skopjes Angriff.
Den besseren Start aber hatten die Gäste: Champions-League-Topshooter Renato Vugrinec eröffnete den Torreigen, während Palmarsson mit seinem ersten Wurf nur die Latte traf. Obwohl die Mazedonier zehn Tore aufzuholen hatten, wichen sie nicht von ihrem Credo ab, ihre Angriffe in Seelenruhe auszuspielen. Und obwohl Metalurg-Motor Pavel Atman bereits nach fünf Minuten angeschlagen auf der Bank Platz nehmen musste, hielten die Gäste zunächst gut mit - vor allem dank Vugrinec, der bis zur 20. Minute sechs der sieben Treffer für seine Mannschaft erzielte. Immerhin hielt Vujin in der Anfangsphase mit zwei Toren dagegen, und nachdem Johan Sjöstrand bereits zum zweiten Mal gegen den glücklosen Dejan Manaskov parierte, sorgte Toft Hansen beim 4:3 für die erste Kieler Führung. Da aber Metalurgs Keeper Darko Stanic ebenfalls einen guten Start erwischte und vor allem frühzeitig Patrick Wiencek entnervte, stand es nach Vugrinec' vierten Treffer nach zwölf Minuten 5:5 unentschieden.
THW zieht davon
Nachdem Vugrinec wenig später seine erste Zeitstrafe kassierte, zogen die "Zebras" aber erstmals gehörig das Tempo an: Dominik Klein scheiterte zwar mit seinem ersten Versuch, doch Toft Hansen setzte nach und traf zum 6:5. Der Däne musste zwar wenig später ebenfalls auf der Bank Platz nehmen, doch nachdem der von Vujin bediente Ekberg zum 7:5 einnetzte, Jicha ein Kreisanspiel abfing und Klein per Gegenstoß auf 8:5 erhöhte, hatten sich die Kieler in der Summe nun bereits ein 13-Tore-Polster erarbeitet.

Rene Toft Hansen erzielte drei Treffer.
Klicken Sie zum Vergrößern! Rene Toft Hansen erzielte drei Treffer.
Alfred Gislason reagierte und holte den etwas angeschlagenen Palmarsson sowie Vujin zu sich auf die Bank, Wael Jallouz und der zuvor bereits in der Abwehr eingesetzte Christian Zeitz durften nun ran. Die Wechsel zerstörten indes nicht den Kieler Spielfluss - eher im Gegenteil: Mit viel Tempo und Spielwitz wurde Metalurg Skopje nun auseinander genommen. Jallouz sorgte mit einem Hüftwurf zum 9:6 gleich für einen Paukenschlag. Dann fischte sich der starke Klein ein für den Rechtsaußen gedachtes Anspiel von Vugrinec, im Gegenstoß bediente Wiencek Ekberg zum 10:6, der nach einer Sjöstrand-Parade gegen Georgievski gar auf 11:6 erhöhte.

Klein, Zeitz und sehr viel Tempo
Und wenn Metalurg gegen die aufmerksame Kieler Deckung, die in der Schlussphase des ersten Durchgangs dennoch auf eine 5:1-Variante mit dem vorgezogenen Jallouz umgestellt wurde, einmal zum Torerfolg kam, konterten die "Zebras" direkt per schneller Mitte. Insbesondere der spielfreudige Zeitz in seinem letzten Champions-League-Heimspiel für den THW sowie der schnelle Klein wirbelten die Gäste immer wieder durch- und auseinander. Als das Duo in Coproduktion den 19:11-Pausenstand herstellte, zweifelte endgültig niemand mehr daran, dass der deutsche Rekordmeister zum zehnten Mal in der Vereinsgeschichte das Halbfinale in der Königsklasse erreichen würde.
Experimente in zweiter Halbzeit
Wael Jallouz freute sich über viel Spielzeit und warf vier Tore.
Klicken Sie zum Vergrößern! Wael Jallouz freute sich über viel Spielzeit und warf vier Tore.
Dies gab beiden Trainern für den zweiten Durchgang Zeit zum Experimentieren. Gislason bescherte auch Kapitän Jicha einen frühen Feierabend und beorderte stattdessen Klein auf die Spielmacherposition. Mit der Flügelzange Gudjon Valur Sigurdsson und Christian Sprenger sowie Torhüter Andreas Palicka brachte der THW-Coch zudem drei frische Kräfte. In ungewohnter Formation benötigten die "Zebras" ein wenig Anlaufzeit, die Metalurg nutzte, um durch Luka Cindric und Vugrinec leicht zu verkürzen. Doch für den 38-jährigen Slowenen war kurz nach Kleins siebtem Treffer frühzeitig Feierabend. Nach einem Schubser gegen Zeitz entschieden die lettischen Schiedsrichter auf eine Zeitstrafe, und da Vugrinec lautstark dagegen protestierte, holte er sich gleich noch eine - seine dritte - ab. Fortan sahen die Zuschauer in der Sparkassen-Arena eine teilweise zerfahrene Partie, die aber immer noch einige Leckerbissen zu bieten hatte. So beispielsweise Zeitz' Treffer zum 22:13, als der Linkshänder urplötzlich abschloss, während die Gäste darauf warteten, dass der THW den Abwehr/Angriff-Wechsel vollzog. Oder aber Sprengers Steal in der Abwehr, den er per Gegenstoß selbst zum 25:14 nutzte. Oder aber Palickas tolle Paraden bei den beiden Gegenstößen Ojleskis.

Dank an die Fans: Der THW Kiel fährt zum vierten Mal nach Köln!
Klicken Sie zum Vergrößern! Dank an die Fans: Der THW Kiel fährt zum vierten Mal nach Köln!
Zudem entwickelte sich eine kleine Privatfehde zwischen Vugrinec-Ersatz Nikola Kedzo und Wiencek, die wie die zweite Halbzeit unentschieden endete: Nach einer weiteren Rangelei der beiden Streithähne sahen sie in der 53. Minute jeweils ihre dritte Zeitstrafe. Und während sich in der längst entschiedenen Partie beim THW besonders Jallouz noch viele Würfe nahm, gab auf Seiten Metalurgs der erst 18-jährige Rückraumspieler Filip Taleski in seinem ersten Champions-League-Einsatz mit drei Treffern eine erste Visitenkarte ab.

Am Mittwoch kommt Hannover-Burgdorf
Am deutlichen 34:26-Erfolg der "Zebras" konnten aber weder Taleski noch der in der Schlussphase aufdrehende Cindric noch etwas rütteln. So feierten letztlich 7.850 Fans zusammen mit ihrem THW die bereits vierte Teilnahme am "VELUX EHF Final4" in Köln, welches in diesem Jahr am 31. Mai und 1. Juni stattfindet und damit den krönenden Saisonabschluss bildet. Bereits am Sonnabend hatten sich MKB Veszprem (HUN), die SG Flensburg-Handewitt und Rekordchampion FC Barcelona (ESP) für die Finalrunde qualifiziert. Gegen wen der THW Kiel im Halbfinale antreten muss, entscheidet sich bei der Auslosung am Dienstagvormittag (siehe Extra-Bericht). Für die "Zebras" gilt indes erst einmal die volle Konzentration auf den Bundesliga-Endspurt, denn bereits am kommenden Mittwoch ist die TSV Hannover-Burgdorf in der Sparkassen-Arena zu Gast.

 

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Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Alfred Gislason gegenüber den KN:
Es war eines unserer großen Ziele, wieder nach Köln zu fahren. Auch wenn uns klar war, dass dies angesichts unseres Umbruches in der Mannschaft nicht leicht werden würde. Ich bin glücklich und zufrieden, dass meine Mannschaft Köln erreicht hat. Das war nicht unbedingt zu erwarten. Glückwunsch an mein Team, meine Mannschaft hat hart dafür gearbeitet und es verdient, nach Köln zu fahren.

Heute war es wichtig, den Gegner nicht ins Spiel kommen zu lassen. Deshalb war ein guter Start eminent wichtig, gegen ein so gutes und erfahrenes Team wie Metalurg darf man sich keine Phase der Unkonzentriertheit leisten. In der zweiten Halbzeit konnten dann die Jungs, die etwas häufiger auf der Bank sitzen, zeigen, wie gut sie drauf sind. In Köln können diese Spieler den Unterschied ausmachen. Ich war sehr zufrieden mit Christian Zeitz, der heute auch länger im Angriff spielen konnte, und Dominik Klein war überragend - selbst als Mittelmann gegen die offensive Abwehr. Angesichts unserer Sorgen auf der Mitte war das ein guter Test, Dominik hat früher in der Jugend schon auf der Mitte gespielt.

Wir zählen dieses Jahr in Köln sicherlich nicht zu den Favoriten. Die beiden großen Favoriten heißen Barcelona und Veszprem, die beide einen starken und erfahrenen Kader haben. Zudem haben beide Mannschaften den großen Vorteil, sich lange und nahezu ausschließlich auf Köln vorbereiten zu können. Deshalb hätte ich nichts dagegen, wenn Barca und Veszprem im Halbfinale aufeinandertreffen würden. Denn das würde schließlich auch bedeuten, dass eine deutsche Mannschaft auf jeden Fall im Finale steht.

Metalurgs Trainer Lino Cervar:
Glückwunsch an den THW Kiel für diese Leistung in beiden Spielen. Der THW hat es verdient, nach Köln zu fahren. Die Kieler waren in beiden Spielen besser. Ich bin froh, dass meine Mannschaft es unter die besten acht Teams in Europa geschafft hat. Das ist ein großer Erfolg. Heute hatten wir in der ersten Halbzeit große Probleme mit der Kieler Verteidigung, unsere Rückraum-Spieler haben dagegen kaum Lösungen gefunden. Wir haben zu viele Fehler gemacht, und unsere 5:1-Deckung war nicht gut genug. Ich wünsche dem THW Kiel den "Europameistertitel" in Köln.
Metalurgs Torhüter Nikola Mitrevski:
Kiel hat es verdient, nach Köln zu fahren, der THW war in beiden Spielen die bessere Mannschaft. Wir wollen im nächsten Jahr versuchen, den nächsten Schritt zu gehen und uns für Köln zu qualifizieren.
THW-Kapitän Filip Jicha:
Ich bin sehr glücklich und zufrieden, dass wir es wieder nach Köln geschafft haben. Dieses Event ist für jede Mannschaft, jeden Handballer und jeden Fan dieser Sportart etwas ganz Besonderes.
THW-Linksaußen Dominik Klein gegenüber den KN:
Das hat heute richtig Spaß gemacht, ich bin jedes Mal mit einem breiten Grinsen zurückgelaufen.
THW-Torhüter Johan Sjöstrand gegenüber den KN:
An das Hinspiel-Ergebnis darf man nicht denken. Es ist ein Viertelfinale in der Champions League, das muss Motivation genug sein. Außerdem waren unsere Fans super.
THW-Rechtsaußen Niclas Ekberg gegenüber den KN:
In einem solchen Spiel sind die ersten 15, 20 Minuten wichtig. Glaubt der Gegner erst einmal daran, dass er etwas erreichen kann, wird es schwer. Aber wir hatten einen guten Start.
THW-Kreisläufer Patrick Wiencek gegenüber den KN:
[zur roten Karte:]
Ich weiß auch nicht so recht, was da los war. Ich hatte nicht das Gefühl, dass es so ein hartes Spiel gewesen ist - auch von Skopje nicht.
Video: Die Pressekonferenz

Champions League, Viertelfinale, Rückspiel: 27.04.14, So., 14.15: THW Kiel - HC Metalurg Skopje (MKD): 34:26 (19:11)

Logo THW Kiel:
Sjöstrand (1.-30., 8 Paraden), Palicka (31.-60., 7 Paraden); Toft Hansen (3), Sigurdsson (2), Sprenger (1), Wiencek (2), Ekberg (7/4), Zeitz (4), Jallouz (4), Palmarsson, Klein (8), Jicha, Vujin (3); Trainer: Gislason
Logo MSkopje HC Metalurg Skopje (MKD Flagge MKD):
Stanic (1.-30., 7 Paraden), Mitrevski (31.-60., 6 Paraden); Ojleski (1), Dimovski, Vugrinec (7/1), Georgievski, D. Manaskov (2), Mirkulovski (2), Markovski, Mojsoski, Markoski (2), Atman, Cindric (6), Kedzo (3), Taleski (3), Jonovski; Trainer: Cervar
Schiedsrichter:
Zigmars Stolarovs / Renars Licis (Lettland)
Zeitstrafen:
THW: 5 (Toft Hansen (14.), 3x Wiencek (39., 43., 53.), Jallouz (53.));
Metalurg: 8 (3x Vugrinec (14., 2x 35.), Jonovski (17.), Mojsoski (30.), 3x Kedzo (39., 47., 53.))
Rote Karten:
THW: Wiencek (53., dritte Zeitstrafe)
Metalurg: Vugrinec (35., dritte Zeitstrafe), Kedzo (53., dritte Zeitstrafe)
Siebenmeter:
THW: 4/4;
Metalurg: 1/1
Spielfilm:
1. Hz.: 0:1, 1:1, 1:2 (5.), 2:2, 2:3, 4:3, 4:4, 5:4 (10.), 5:5, 8:5 (15.), 8:6, 11:6 (20.), 11:7, 12:7, 12:8, 14:8, 14:9 (24.), 16:9, 16:10, 17:10, 17:11, 19:11;
2. Hz.: 19:13, 22:13 (38.), 22:14, 25:14 (43.), 25:17, 26:17, 26:18 (48.), 28:18, 28:19, 29:19, 29:22 (55.), 30:22, 30:23, 32:23, 32:25, 33:25, 33:26, 34:26.
Zuschauer:
7.850 (Sparkassen-Arena, Kiel)
Spielgrafik:
Spielgrafik

Die anderen deutschen Europapokal-Teilnehmer

Alle Spieltermine und Ergebnisse der  CL-Viertelfinals finden Sie hier.
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Im EHF-Pokal stehen am Wochenende die drei Rückspiele im Viertelfinale auf dem Spielplan - allerdings ohne deutsche Beteiligung. Die TSV Hannover-Burgdorf scheiterte bereits in der Gruppenphase, und der frischgebackene Pokalsieger aus Berlin steht als Ausrichter des Final-Four-Turniers am 17./18. Mai bereits im Halbfinale. Um die drei restlichen Plätze kämpfen HCM Constanta (ROU) gegen Lugi HF (SWE), Sporting Lissabon (POR) gegen SC Szeged (HUN) sowie HBC Nantes gegen Montpellier HB in einem rein französischen Duell.

In der Königsklasse hat die SG Flensburg-Handewitt am Sonnabend nach MKB Veszprem als zweite Mannschaft das "VELUX EHF Final4" in Köln erreicht. Nach dem 24:22-Heimsieg in der Vorwoche lieferte der deutsche Vizemeister über weite Strecken bei HSV-Bezwinger Vardar Skopje eine souveräne Vorstellung ab, führte nach 40 Minuten mit 19:15, doch geriet in der ausverkauften Boris-Trjkovski-Halle nach einem 1:9-Lauf plötzlich ins Hintertreffen. Erst zwei Tore von Holger Glandorf und Anders Eggert in den Schlussminuten sicherten der SG das 25:27 und damit aufgrund der mehr erzielten Auswärtstore das Ticket für Köln.

Ähmlich dramatisch ging es im Palau Blaugrana in Barcelona zu: Auch hier entschied die Auswärtstorregelung über das Weiterkommen, diesmal aber zugunsten der Gastgeber. Diese drehten die 31:38-Hinspielniederlage dank acht Karabatic-Treffern zum 31:24 (15:11)-Erfolg und verhinderten damit die zweite Final4-Teilnahme der Rhein-Neckar Löwen.

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 28.04.2014:

Spaziergang nach Köln

Champions League, Viertelfinale: THW Kiel dominiert gegen Skopje auch das Rückspiel
Kiel. Der THW Kiel hat zum dritten Mal in Folge das "Final4" der Champions League erreicht. Der Handballmeister gewann gestern auch das Rückspiel gegen Metalurg Skopje klar mit 34:26 (19:11). Den Grundstein für den Köln-Trip hatten die Zebras bereits vor neun Tagen in der mazedonischen Hauptstadt gelegt, als sie in der hitzigen Boris-Trajkovski-Arena eine Sahneleistung ablieferten und verdient 31:21 siegten.

Lino Cervar, Trainer des Gegners, hatte noch unmittelbar vor dem Anpfiff beste Laune. Entspannt klönte er in den Katakomben der Arena, die sich allmählich mit knapp 8000 Zuschauern füllte, über die Löwen-Niederlage tags zuvor. Der THW, sagte der 63-Jährige, sei der einzige Verein auf der Welt, der diesen FC Barcelona stoppen könne.

Mit Filip Jicha, Aron Palmarsson und Marko Vujin hätten die Kieler gleich drei torgefährliche Rückraumspieler. Nur mit einer solchen Achse wäre die starke "Barca"-Deckung zu knacken. "Herr Cervar, warum reden Sie schon vor dem heutigen Spiel über Kiel gegen Barcelona?" Eine nicht unberechtigte Frage, schließlich hätte seine Mannschaft den dreimaligen Champion noch aus dem Wettbewerb werfen können. Eine Frage, die ihn herzhaft lachen ließ. Ja, er schlug sich sogar auf die Schenkel, so sehr belustigte sie ihn. Er wusste, dass ein Zehn-Tore-Rückstand in Kiel nicht aufzuholen sein würde. Sein Team offenbar auch.

Lediglich Renato Vugrinec, mit 88 Toren bis dato zweitbester Werfer in der Champions League, hatte offenbar ein Interesse daran, sich ein wenig zu wehren. Von den ersten sieben Toren der Mazedonier erzielte der 38-Jährige sechs. Doch seine Show währte nur bis zur 35. Minute - er beschimpfte nach einer Zeitstrafe das lettische Gespann und kassierte prompt eine weitere, seine dritte - Rote Karte. Zu diesem Zeitpunkt hatte Cervar bereits längst Darko Stanic ausgewechselt. Der Serbe verhinderte in der ersten Viertelstunde mit seinen Paraden einen noch höheren Rückstand zur Pause.

Bei Metalurg dreht sich in diesen Tagen alles um die Play-Offs in der Meisterschaft, Gegner ist am 2. und 8. Mai Stadtrivale Vardar. Nur der Sieger ist direkt für die Champions League qualifiziert. Entsprechend abwesend wirkte auch die Bank der Mazedonier. Nach einer Zeitstrafe gegen Vugrinec, seiner ersten, dauerte es immerhin 30 Sekunden, bis einem der Gäste auffiel, dass sie längst abgelaufen war.

Für die Gastgeber nahm der letzte Auftritt vor dem "Final4" in Köln (31. Mai/1. Juni) schnell den Charakter eines Trainingsspiels an. Zwar hatte Alfred Gislason mit seiner eingespielten Achse Jicha/Palmarsson/Vujin begonnen, obwohl Palmarsson unter Knieschmerzen litt. Doch Gislason wollte kein Risiko eingehen, nicht den Start verschlafen, nicht den Gästen das geben, was sie nach dem Hinspiel bereits verloren hatten - die Hoffnung, erstmals das Halbfinale zu erreichen, das morgen Mittag ausgelost wird.

Nach einer Viertelstunde war der Arbeitstag für Palmarsson beendet, auch Jicha und Vujin erlebten das einseitige Geschehen nun überwiegend sitzend. Auf der Mitte durfte sich Linksaußen Dominik Klein versuchen, der mit viel Spielfreude und sechs Toren in der ersten Halbzeit überzeugt hatte. Wael "Willi" Jallouz warf vier Tore, eines mit 121 Stundenkilometern. Christian Zeitz, der sein letztes Heimspiel in der Champions League bestritt, hämmerte das 22:13 mit 111 km/h ins Netz. "Und der Hammer, der geht so" - selten passte sein Torjingle besser als in dieser 38. Minute.

Die Zebras, das war zu spüren, waren um gute Unterhaltung ihrer Fans bemüht, die frühzeitig die Welle kreisen ließen. "Viva Colonia" - der Klassiker der Handball-Feiertage in Köln wurde erstmals in der 45. Minute angestimmt, da hatte Christian Sprenger nach einem Steal das 25:14 für die Kieler erzielt, die nun nur noch gegen eine B-Mannschaft aus Skopje spielten. Einer, in der unter anderem Filip Taleski, ein 18-Jähriger, sein Debüt in der Königsklasse geben durfte. Kurios: Als die Unparteiischen in der 53. Minute eine Zeitstrafe gegen Patrick Wiencek und Nikola Kedzo gaben, ließen sie zwei Rote Karte folgen - beide hatten schon jeweils zwei Zeitstrafen kassiert. Eine gute Gelegenheit für die Fans, den Kreisläufer, im Hinspiel eine der THW-Säulen, mit einem Sonderapplaus zu ehren.

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 28.04.2014)


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