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04.06.2014 Bundesliga

Kieler Nachrichten: Auch in zweiter Instanz keine Lizenz: Aus für den HSV

Letzte Chance ist das HBL-Schiedsgericht

Aus den Kieler Nachrichten vom 04.06.2014:

Die Mannschaft des HSV Hamburg.
Klicken Sie für weitere Infos! Die Mannschaft des HSV Hamburg.
Hamburg. Der HSV Hamburg hat einen Totalschaden erlitten und verschwindet wohl von der Bundesliga-Landkarte. Der letztjährige Champions-League-Gewinner darf in der nächsten Saison nicht am Spielbetrieb der höchsten deutschen Spielklasse teilnehmen. Das hat das Präsidium der Handball-Bundesliga (HBL) gestern in zweiter Instanz entschieden. Drei Wochen zuvor war in erster Instanz die Bundesligalizenz verweigert worden. Jetzt haben die Norddeutschen nur noch die Möglichkeit, vor das HBL-Schiedsgericht zu ziehen. Dort werden aber keine neue Fakten berücksichtigt. Es geht lediglich um die Prüfung, ob formale Fehler beim Lizenzentscheid begangen wurden.
"Das ist für uns alle erst einmal schwer zu verdauen", teilte der HSV in einem Statement mit. "Es tut uns, die alles für diesen Verein getan haben, unfassbar leid für unsere vielen Fans und Partner. Worte können unsere Gefühle nicht beschreiben."

Sollte das Schiedsgericht zu keinem anderen Urteil kommen, bleibt nur der Gang in die Insolvenz. Weil der deutsche Meister von 2011 versäumt hat, einen fristgerechten Lizenzantrag für die 2. Liga zu stellen, kann er jetzt nur noch in der 3. Liga antreten. In dem Fall würde Absteiger HBW Balingen-Weilstetten in der Bundesliga bleiben. Auch das neue Finanzkonzept konnte die Prüfer nicht überzeugen. "Maßgeblicher Grund für die Entscheidung ist der weiterhin fehlende Nachweis einer gesicherten wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit. Auch unter Berücksichtigung der nachgereichten Unterlagen ist dieser Nachweis für den Zeitraum bis zum Ende der Saison 2014/15 nicht gemäß den von allen Vereinen in gleicher Weise einzuhaltenden Lizenzierungsrichtlinien erbracht worden", heißt es in der Begründung der HBL.

In den Strudel geraten waren die Norddeutschen, nachdem Präsident Andreas Rudolph seinen Rücktritt verkündet und den Geldhahn zugedreht hatte. Bis zu 2,7 Millionen Euro sollen dem Klub seither fehlen. HBL-Funktionäre hatten versucht, Rudolph umzustimmen.

Die Konkurrenz hatte das Hamburger Modell mit dem Mäzenatentum eines Allein-Investors ohnehin argwöhnisch beäugt und kräftig kritisiert. Dennoch bedauern viele Handball-Macher die aktuelle Entwicklung. "Das Ende des HSV in der Bundesliga ist für den Standort Hamburg eine Sünde", erklärte THW-Geschäftsführer Klaus Elwardt. Er hoffe, dass die Hamburger in der 3. Liga einen Neuanfang starten würden und wieder nach oben kämen. "In den vergangenen Jahren war doch zu sehen, wie sehr sich die Zuschauer in Hamburg für Handball und ihren HSV begeistert haben."

Die Strukturen beim HSV ließen eine Abnabelung von Rudolph seit dessen Inthronisation 2005 erst gar nicht zu. Der Vorstand um Interimspräsident Frank Spillner und Geschäftsführer Holger Liekefett wollte, dass die Brüder Andreas und Matthias Rudolph ihre Anteile am HSV freigeben, damit Investoren gewonnen werden können.

Der Umbau des zuletzt mit 19 Weltklasse-Profis aufgeblasenen Kaders hatte bereits begonnen. Torhüter Marcus Cleverly (zu KIF Kolding Kopenhagen), die Rückraumspieler Domagoj Duvnjak (THW Kiel), Blazenko Lackovic (Vardar Skopje) und Zarko Markovic (offen) verlassen den Verein. Der Wechsel des spanischen Weltmeisters Joan Canellas zu Rekordmeister Kiel soll ebenfalls abgemachte Sache sein. Zudem wird der schwedische Kreisläufer Andreas Nilsson vom ungarischen Meister Veszprem umworben.

Weitere Profis (Torsten Jansen, Matthias Flohr, Stefan Schröder, Davor Dominikovic) haben auslaufende Kontrakte. Ohne Verein stünde auch Nationaltorhüter Johannes Bitter da. Interesse an dem 31-Jährigen, der wie Canellas ablösefrei zu haben wäre, bekundet auch Elwardt. Bitter brauche allerdings sofort einen neuen Verein, erklärt der THW-Geschäftsführer. "Wir haben aber zwei Torhüter, mit denen wir sehr zufrieden sind."

Auch die Fans kämpfen um ihren Verein. Via Internet sammelten sie Geld. Die Initiative "Wir sind Handball Hamburg" will einen Betrag von mindestens 50000 Euro zusammenbekommen. Das Geld sollte im Falle einer Lizenzerteilung für den Erwerb von Anteilen an der Spielbetriebs GmbH eingesetzt werden.

Für den am 6. September in der Frankfurter Arena geplanten Tag des Handballs war der HSV als Gegner für Veranstalter Rhein-Neckar Löwen vorgesehen, um in dem 50000 Fans fassenden Fußball-Stadion einen neuen Zuschauer-Weltrekord aufzustellen. Der HSV wird dann nicht mehr zur Verfügung stehen, die Löwen müssen sich einen neuen Gegner suchen.

(aus den Kieler Nachrichten vom 04.06.2014)


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