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10./12.05.2001 - Letzte Aktualisierung: 12.05.2001 Bundesliga

Wird der THW Magdeburg die Meisterschaft vermasseln?

Update #1

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Ist der SC Magdeburg der kommende Meister?
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Am Samstag muß der THW beim Tabellenführer und Top-Favoriten für die Meisterschaft, dem SC Magdeburg, ran. Ab 19.30 Uhr kämpfen die Zebras in der ausverkauften Bördelandhalle um Punkte für die Europapokalqualifikation.
Vor diesem Spitzenspiel scheinen zwei Herzen in der Brust vieler THW-Fans zu schlagen: Einerseits braucht der THW möglichst viele Punkte aus den restlichen drei Spielen, um den vierten Platz und die damit sichere Qualifikation für den EHF-Pokal zu schaffen. Andererseits würde im Falle, daß Magdeburg oder Lemgo Meister wird, auch der fünfte Platz reichen.

So versucht denn auch Nachbar SG Flensburg-Handewitt, mit einem Punkt Rückstand hinter Magdeburg schärfster Verfolger der Ostdeutschen, seinen Erzrivalen THW zu motivieren. SG-Manager Dierk Schmäschke verspricht: "Gewinnt der THW in Magdeburg und werden wir Meister, rolle ich eigenhändig ein Faß Flens nach Kiel", siehe Bericht. Doch wer den THW kennt, weiß, daß er solche Motivation nicht nötig hat. Auch so werden die Zebras bestrebt sein, sich in der zweitgrößten deutschen Handballarena gut zu verkaufen.

Angeschlagen: SCM-Spielmacher Kuleschow.
Angeschlagen: SCM-Spielmacher Kuleschow.
Doch zwei Punkte vom frisch gebackenen EHF-Pokalsieger mitzunehmen, dürfte dennoch ein schwieriges Unterfangen werden. Der SCM, der von Beginn der Saison immer ganz vorne mit dabei war (siehe Magdeburg), hat bisher in eigener Halle nur ein einziges Pünktchen abgegeben, nämlich beim 23:23-Remis gegen Wallau im Dezember, das der 22:26-Auswärtspleite beim THW Kiel (siehe Bericht) folgte. Doch diese Schwächeperiode hat der DDR-Rekordmeister schon lange überwunden, stattdessen zeigt sich die Mannschaft von Trainer Gislason nerven- und charakterstark. Nicht nur beim EHF-Pokalfinalrückspiel gegen Metkovic manifestierte sich das große Selbstbewußtsein. Am vergangenen Mittwoch siegte man beim Auswärtspiel in Minden trotz 1:7-Rückstand noch 27:24. Ist das das Holz, aus dem Meister geschnitzt sind?

Großer Rückhalt der letzten Wochen war Torhüter Henning Fritz, der in Europapokal und Bundesliga sensationelle Leistungen zeigte. Der Nationaltorhüter, der ab der kommenden Saison beim THW spielen wird, hat sich zum Abschied aus Magdeburg noch etwas Großes vorgenommen, er will unbedingt Meister werden. Den gesamten Kader der Magdeburger stellten wir schon im Vorbericht zum Hinspiel ausführlich vor. Momentan hat vor allem Spielmacher Kuleschow mit Verletzungsproblemen zu kämpfen, doch der Russe biß auch in Minden auf die Zähne und zog sein Team humpelnderweise am Schopf aus dem Sumpf.

Wohin führt Nenads Weg?
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Zwischen 1996 und 1999 holte der THW in Magdeburg übrigens 6:2 Punkte, doch im letzten Jahr setzte es eine klare 25:28-Niederlage für die Zebras (siehe Bericht und Gegnerdaten).

Wie für Henning Fritz wird auch für Nenad Perunicic das Spiel am Samstag ein ganz besonderes sein. Der Montenegriner, der trotz eines Vertrages mit dem THW bis 2004 einen Kontrakt mit den Magdeburgern ab 2001 unterschrieb, wird sicherlich unter besonderer Beobachtung der Presse und der Fans stehen.

Aktualisierung vom 12.05.

Trainer Alfred Gislason schwärmte von seinem Team, das in Minden 27:24 gewann: "Ich bin sehr stolz, wie die Mannschaft wieder ins Spiel gefunden hat. Ich glaube, nach so einer Vorstellung ist die Konkurrenz ziemlich geschockt." Sein Team hatte bei GWD einen 1:7-Rückstand aufgeholt. "Wer sich selbst so zurück ins Spiel bringt, das fast schon verloren war, hat alle Trümpfe in der Hand, um Meister zu werden", sagt auch Bundestrainer Heiner Brand. Und Gislason erklärt: "Dieser Sieg gibt uns viel Selbstvertrauen. Wir haben nun noch drei schwere Spiele, aber den Druck sind wir längst gewohnt, denn seit Anfang Februar haben wir quasi permanent Endspiele bestritten."

Dennoch will der THW in Magdeburg punkten. "Wir haben unser eigenes Ziel, und das heißt, Vierter zu werden", erklärt Coach Noka Serdarusic. Für ihn ist die aggressive Decking die Basis für die Spitzenposition: "Die können auch Spiele gewinnen, wenn sie nur 20 Tore werfen. Wenn wir dort etwas erreichen wollen, müssen wir in der Abwehr genauso zu Werke gehenm wie das Stiebler, Liesegang oder Kervadec machen. Da wird bei neun Metern attackiert.

Zuästzliche Brisanz wird dem Spiel durch den Wechsel von Fritz zum THW und die Querelen um Perunicic verliehen. Doch Serdarusic interessiert das jetzt nicht: "Was soll ich mir vorher über solche Dinge Gedanken machen."

Für die SCM-Fans ist laut Magdeburger Volksstimme der THW wegen der Transfer-Ereignisse ein "rotes Tuch". Magdeburgs Trainer Gislason wünscht sich deshalb ein "Spiel der Emotionen, aber keine Hass-Partie". Und weiter: "Wir wollen gegen den amtierenden Meister beweisen, dass wir ein würdiger Nachfolger werden könnten." Kapitän Steffen Stiebler hofft auf die Unterstützung der Anhänger: "Nie waren die Fans so wichtig wie jetzt. Zuletzt haben sie in uns mit ihrem Enthusiasmus Kräfte freigesetzt, die niemand vermutet hätte."

Respekt hat man in Magdeburg schon vor dem THW: "Kiel zeigen will, wer zurzeit die beste Mannschaft ist, aber verstecken brauchen wir uns nicht", sagt Gislason, dessen Team zu Hause eine fast unbefleckte Bilanz (33:1 Punkte) hat: "Bei dem kleinen Schmutzfleck auf der Weste soll es bleiben."

Die beiden "Wechsler" betrachtet der Isländer so: "Henning Fritz wird uns ganz entscheidend helfen. Davon bin ich fest überzeugt." Und weiter: "Perunicic wird Vollgas geben, sich nichts vorwerfen lassen wollen. Aber allein gewinnt auch er keine Spiele." Der SCM-Coach setzt vor allem auf die Mannschaftsleistung: "Was wir bisher erreicht haben, ist ausschließlich ein Verdienst unserer intakten Mannschaft." Auch Stefan Kretzschmar stellt den Teamgeist über alles: "Wenn wir hinten kompakt als eine Einheit stehen, aggressiv arbeiten, in Konter kommen, haben wir eine sehr gute Chance."

Bitter ist für den SCN, daß man auf der Spielmacherposition gehandicapt ist: Gislason: "Leider stehen die Chancen, daß Oleg Kuleschow spielt, 10:90." Doch er hofft auf die gute Kondition und den Charakter seines Teams: "Wir haben die ganze Saison extrem hart gearbeitet. Das zahlt sich jetzt aus. Konditionell hält zurzeit keiner mit uns mit. Und das Team hat Charakter, zuletzt stets unbeugsamen Willen mobilisiert."

Aber einen kleinen Stich gegen Kiel kann sich Alfred Gislason dann doch nicht verkneifen: "Mich ärgert, daß Wislander, der bei Sperren usw. kräftig hinlangt, stets einen Heiligenschein trägt, ständig rumjammert - und dafür belohnt wird. Gueric Kervadec steckt ohne zu Murren ein - das wird nie honoriert."

Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...

Ein leiser Typ läßt aufhorchen

Großer Rückhalt des SCM: Henning Fritz.
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Ein leiser Typ läßt zum Abschied aufhorchen: Mit glänzenden Paraden verhext Nationaltorhüter Henning Fritz die Gegner, verzaubert die Handball-Anhänger und ist beim SC Magdeburg Garant für die Erfolge in der Bundesliga und im EHF- Pokalfinale.

Und nun will der 26-Jährige zum Abschied aus seiner Heimatstadt als deutscher Meister zum dann entthronten Titelverteidiger THW Kiel gehen. "Der Europacupsieg ist ein Superereignis. Das Größte wäre es, die Saison mit dem deutschen Titel zu krönen. Die Meisterschaft wäre der beste Abgang. Aber ganz klar: Eine Portion Wehmut ist dabei", erklärte er.

Doch gerade seine wohlmöglich erfolgreichste Spielzeit in den 13 Jahren beim SC Magdeburg weckt einen Zwiespalt in ihm. Vom Meister zum ehemaligen Meister, statt Champions League "nur" EHF-Pokal. Zum Aufeinandertreffen am Samstag meint "Fritze" gegenüber dpa: "Es ist ein entscheidendes Spiel. Ich hoffe nicht, dass es mich beeinflusst, dass es die Mannschaft ist, wo ich hingehe."

Henning Fritz - bald beim THW.
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Für den gelernten Groß- und Außenhandelskaufmann ist für der jeden Profisportler eigentlich normale Transfer schon etwas besonderes, hat er doch bisher erst einmal den Verein gewechselt. Damals war er 13 Jahre alt und kam von TuS Fortschritt Magdeburg zum großen SCM. "Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich lange mit mir gerungen habe", deutete er den inneren Kampf vor der Entscheidung für den THW Kiel an. Bei den "Zebras" hat er einen Dreijahresvertrag unterschrieben. "Kiel war der erste Verein, der mir ein klares Angebot vorlegte."

Mit dem SC Magdeburg ist Fritz zweifacher EHF-Pokalsieger, DHB-Pokalsieger und Supercup-Gewinner sowie Zweiter der Vereins-Europameisterschaft geworden. "Es war immer eine schöne Zeit in Magdeburg. Was bleibt, sind die Erfolge", meinte er. Jetzt aber fühlt sich Henning Fritz reif für eine neue Herausforderung. "Wenn man nichts wagt, entwickelt man sich nicht, auch nicht als Mensch. Woanders sich durchzusetzen, ist ein neuer Schritt. Ich muss auch egoistisch denken. Und jetzt habe ich die Chance", erläuterte er die Beweggründe für seine Entscheidung. Schließlich will er in der Nationalmannschaft wieder die Nummer eins werden. "Ich versuche, die Position des ersten Mannes zu haben", gab der 83fache Auswahlspieler zu.

Bislang hat er in Kiel für sich und Freundin Babett noch keine Bleibe gefunden: "Wir werden demnächst danach gucken."
 

Hinweis

Aus organisatorischen Gründen wird die Berichterstattung am Samstag abend nicht so umfangreich wie gewohnt. Selbstverständlich versorgen wir Sie mit einem Live-Ticker (den diesmal THW-Fan Renate bedient), mit dem Spielergebnis, einem Spielbericht und Spielstatistik. Eine umfangreichere Aktualisierung findet dann Sonntag morgen statt.
 

Oddset-Quote:

ODDSET-Quote:
Sieg Magdeburg:1,50
Unentschieden:5,70
Sieg THW:2,50

Radio- und Internet-Tips:


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