04.02.2004 | Verein / Geschichte |
Am 4. Februar 1904 wurde der THW Kiel gegründet. |
Gründung: 4. Februar 1904 in der Gaststätte "Wilhelmshöh" (gegenüber der Waldwiese)
als Turnverein Hassee-Winterbek
1910: Hassee wird nach Kiel eingemeindet 1910 bis 1919: Abteilung Hassee im Kieler TV 1919/1920: Neue Eigenständigkeit als THW 1928: Einweihung des Sportplatzes Wulfsbrook (heute Gelände der Edur-Pumpenfabrik) 1949: Einweihung des THW-Stadions am Krummbogen Mitgliederzahl: 1600 Abteilungen: Turnen und Gymnastik (800), Handball, Leichtathletik, Tischtennis, Tennis, Badminton Ehrenmitglieder: Hein "Daddel" Dahlinger, Hans-Georg "Gockel" Sievers, Günter Wriedt Ausgliederung: eigenständige Handball-Bundesliga-GmbH seit 1992 |
Die Geburtsstunde des Vereins in der Landgemeinde Hassee, die noch nicht zu Kiel gehörte, schlug am 4. Februar 1904. Das geschah in der Gaststätte "Wilhelmshöhe" - gegenüber der Waldwiese. Der Tanzsaal diente als erster Übungsraum für die Turner. Bald darauf siedelten die THWer in die Ausspanndiele des späteren Vereinslokals "Unter den Linden" und die neue Schulsporthalle an der Rendsburger Landstraße um.
Wandern und Spiele ergänzten das Turn-Angebot, allein die Sommersportarten Faust- und Schlagball wurden nicht angenommen. Der Antrag auf Einführung des Fußballspiels wurde zum ersten und nicht zum letzten Mal abgelehnt. Schließlich brachten Vorstandsquerelen den jungen Verein (1910) in unruhiges Fahrwasser. Er überlebte als "Abteilung Hassee im Kieler TV", auch dank des KTV-Vorsitzenden Prof. Peters. Meine sportliche Krise ereilte mich in vergleichbar jungen Jahren wie den Verein. 1969 endete die Zeit als aktiver Turner abrupt. Meine Freizeit-, Spiel-, und Trallala-Vorstellungen ließen sich nicht mit den Leistungsansprüchen eines Übungsleiters vereinbaren, dessen Gewicht schmerzhaft ins Kreuz drückte, um aus meiner
Das Prestigeduell der Nachkriegszeit:
Hein Dahlinger (li.) wirft für den THW ein Tor gegen den
Polizei SV Hamburg; außerdem in Schwarz und Weiß v.l.:
Herbert Podolske und Karl-Hein
Rieckmann.
©
Magnussen |
Ein Jahrzehnt lang bot der KTV den Hasseern ein sportliches Zuhause, 1920 kam der THW wieder auf eigene Füße. Magnus Hermannsen führte 1923 das Handball-Spiel ein. Auf dem Sportplatz an der Eckernförder Chaussee kassierten die Hasseer am 28. Oktober, noch nicht als "Zebras", sondern in weiße Trikots und schwarze Hosen gewandet, eine 0:3-Niederlage gegen den KMTV. Der Beginn einer Erfolgsgeschichte, auch wenn zunächst ein geflickter Faustball als Sportgerät herhalten musste. In Kiel sprach man schon bald vom THW als Handballverein - was er übrigens nie gewesen ist. Rund die Hälfte aller 1600 Mitglieder tummeln sich gegenwärtig in der Turn- und Gymnastik-Abteilung.
Parallel zum Handball entwickelte sich die Leichtathletik zum Ende der "Goldenen Zwanziger" zur dritten Säule des Vereinslebens, das 1928 durch die Einweihung des Sportplatzes am Wulfsbrook weiteren Schwung erhielt. In diese Zeit fiel auch die Gründung einer Schwimm-Abteilung, die allerdings wegen der zunehmenden Verlandung der Badestelle am Russee ihren Betrieb noch vor dem
Ferien mit dem THW: Auch im Zeltlager in Wrohe am Westensee stand der Sport an erster Stelle. |
Der Meisterschaft von 1948 folgte 1950 eine weitere - in Kiel, im Holsteinstadion. Vor 25000 Zuschauern musste sich der "Erzrivale" Polizei SV Hamburg mit 9:10 beugen. Auch in der Halle fassten die "Zebras" schnell Fuß, drei Titel waren Beleg dafür. Die Tage des Feldhandballs waren gezählt, 1972/73 kam das Aus. Im Stadion wurde Platz frei: Die Geburtsstunde einer Tennis-Abteilung, in der sich zunächst - wie in vielen anderen Klubs auch - fast ausschließlich Mitglieder aus den anderen Sparten sammelten. Tennis war "in", was durch die Erfolge von Boris Becker und Steffi Graf noch verstärkt wurde. Tischtennis erweiterte schon 1949 die Angebotspalette - eine stets dem Breitensport verpflichtete Abteilung, die sich heute ähnlich der 1959 gegründeten Badminton-Sparte zunehmend mit dem Problem konfrontiert sieht, die Jugendlichen am Übergang in den Erwachsenenbereich bei der Stange zu halten. Das Federballspiel unter Wettkampfgesichtspunkten initiierte Kurt "Öcki" Ochs. Das Mitglied der Handball-Meisterteams hatte als Zivilangestellter bei den britischen Besatzungssoldaten ersten Kontakt zum Badminton. Als dominierende Figur der THW-Leichtathleten ist mir Obmann
Eine kalte Partie vor vollen Rängen: Im Februar 1949 wurde das Stadion am Krummbogen mit einem Spiel gegen Mühlheim eingeweiht. |
Derweil mussten die Handballer 30 Jahre lang auf eine Meisterschaft warten. Erst der Umbruch, die Ausgliederung der Profis in eine GmbH zum Ende der Bundesliga-Saison 1991/92, machte den Weg dafür frei. Einerseits wurde dem Stammverein das schwer kalkulierbare Finanzrisiko eines Wirtschaftsbetriebes genommen, andererseits schuf erst die GmbH die Freiräume für die Profis, die sie bis heute mit dem Gewinn von sieben deutschen Meisterschaften, drei DHB-Pokalen und zwei Europapokal-Trophäen zwischen 1994 und 2002 weidlich genutzt haben.
In der breiten Öffentlichkeit ist die Grenze zwischen dem "THW e.V." und der "THW-GmbH" wenig bekannt. Zu sehr dominiert die Marke THW. Eine Alternative zur GmbH gab es damals wie heute nicht. Intern ist die Kluft, die im November 1991 auf einer im Wortsinn "außerordentlichen" Mitgliederversammlung im Haus des Sports deutlich zu Tage trat, allerdings nie ganz geschlossen worden. Der Verein blickt ohne Profis auf 100 bewegte Jahre zurück - und wird auch die nächsten 100 Jahre in Bewegung bleiben. Ganz sicher.
(Von Jens Kunkel, aus den Kieler Nachrichten vom 31.01.2004)
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