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11.08.2006 Mannschaft

"Handball-Woche": Vom Mittelmeer an die Förde

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Im aktuellen Sonderheft 32/2006 der "Handball-Woche" zum Bundesliga-Saisonstart wird THW-Neuzugang Lars Krogh Jeppesen von A bis Z vorgestellt.
Aus der "Handball-Woche" 32/2006:

Er ging als Stierkämpfer vor zwei Jahren nach Barcelona. In der Flensburger Campushalle, die ihre "Toreros" immer mit "Auf in den Kampf" (Carmen) begrüßt, schwang sich Lars Krogh Jeppesen zu Höchstleistungen auf. Er gewann mit Flensburg die Deutsche Meisterschaft, den Pokal und die Ehrung als bester Spieler der Bundesliga. Im Land der Stierkämpfer sammelte der zwei Meter große Rückraum-Mann zwar weiter kräftig Titel, die Sehnsucht nach der Bundesliga wuchs aber. Als der prominenteste Liga-Neuzugang kehrt Lars Krogh Jeppesen nun nach Schleswig-Holstein zurück. Zum zweiten dort ansässigen Spitzenklub, zum THW Kiel. "Hey - Krogh - Hey!" wird demnächst aus 10000 Kehlen in der Ostseehalle zu hören sein. HW-Mitarbeiter Jan Kirschner sprach mit dem 27-jährigen Dänen.

Avedore:
Als ich acht Jahre alt war, spielte ich Fußball. Dann fragte mich ein Freund, ob ich nicht mal Handball ausprobieren möchte. Avedore bei Kopenhagen war mein erster Klub. Zunächst war es nur Spaß - aus dem dann aber Ernst wurde. Mit 15 Jahren hörte ich mit dem Fußball auf und konzentrierte mich auf den Handball. Dann entdeckte mich Torben Winther, damals Coach in Helsinge, später dänischer Nationaltrainer. 1997 wechselte ich zum Erstligisten in Helsinge.
Barcelona:
In der Weltstadt habe ich zwei Jahre mit guten, aber auch mit schlechten Seiten erlebt. Sportlich klappte es gleich in der ersten Saison mit dem Triumph in der Champions League. Barcelona selbst ist eine schöne Stadt. Ich freue mich, dass ich eine andere Kultur kennen gelernt und Freunde wie Iker Romero oder Victor Tomas gewonnen habe. Auf der anderen Seite hatte ich Probleme mit der spanischen Handball- Philosophie, der ungewohnten Struktur des Vereinsumfeldes und im zweiten Jahr auch mit Verletzungen.
Champions League:
Nach der Final-Niederlage mit Flensburg 2004 errang ich ein Jahr später mit Barcelona die Champions League. Das war ein Riesen-Ereignis. Wir durften vor 100000 Zuschauern im Stadion Nou Camp eine Ehrenrunde drehen und wurden danach von der ganzen Stadt gefeiert. Zwei Millionen Menschen waren auf den Beinen, da zugleich die Fußballer spanischer Meister geworden waren. Ob mit dem THW Kiel ein ähnlicher Triumph gelingt? Wir müssen wohl auf die Mannschaft aus Ciudad Real gucken. Was dieses Team letzte Saison in der Champions League geleistet hat, war unglaublich.
Dänemark:
Meine Heimat. Ich liebe Dänemark, die Menschen und die Mentalität. Der Wechsel nach Kiel bringt für mich den schönen Nebeneffekt, nun wieder öfter nach Dänemark fahren zu können.
Europameisterschaft:
Bei diesen Titelkämpfen war die dänische Nationalmannschaft zuletzt immer gut drauf. 2002 und 2004 war ich dabei, als wir die Bronze-Medaille gewannen. Vor allem 2004 schnupperten wir gegen Deutschland schon am Finaleinzug. Drei Minuten vor Schluss führten wir mit einem Tor, als Claus Möller Jacobsen frei zum Wurf kam. Wenn er getroffen hätte, wären wir wohl Europameister geworden. Leider verwarf er.
Freunde:
Freunde sind sehr wichtig für mich. Ich nutze jede Möglichkeit, mich mit Freunden zu treffen. Meine beiden besten Freunde sind auch Handballer - Mikkel Aagard (Skjern) und Lars Jörgensen (Pamplona). Mit den beiden war ich erst Anfang Juli für fünf Tage in Barcelona - zum Urlaub.
Geburtsort:
Ich bin in Hvidovre bei Kopenhagen geboren. Meine Eltern leben noch immer dort. In den letzten Wochen war ich viel zu Besuch. Ich bin gerne da - es herrscht dort stets gute Stimmung.
Handewitt:
Bei der SG Flensburg-Handewitt habe ich vier schöne Jahre verbracht. Gerade die letzte Saison 2003/2004 war ein Traum mit einer Traum-Mannschaft. Neben dem Pokal gewannen wir erstmals auch die Meisterschaft. Ich wurde zum besten Spieler der Bundesliga gewählt. Beim Final Four erhielt ich die Auszeichnungen als bester Schütze und bester Spieler. Und in der Champions League marschierten wir bis in die Endspiele. Ich hoffe, dass die Leute Respekt vor dem haben, was ich für Flensburg geleistet habe.
Interview:
Es stört mich nicht, Interviews zu geben. Das gehört zu unserem Job als Handballer - und allzu viele sind es ja auch nicht. Obwohl (Jeppesen schmunzelt): Wenn man immer "Nein" sagen würde, wären es wohl noch weniger.
Jim Carrey:
Ich habe sehr viele Filme von Jim Carrey auf Video, zum Beispiel "Die Maske". In der letzten Zeit habe ich aber allgemein nicht mehr so viele Filme gesehen.
Krebs:
Einer meiner besten Freunde, Christian Berge, ist vor knapp zwei Jahren an Krebs erkrankt. Ich erinnere mich noch, wie ich auf der Terrasse in Barcelona saß und ein Glas Rotwein trank, als mich Christian anrief und mir die schlechte Nachricht erzählte. Es war ein Schock für mich. Ich habe in der kritischen Phase sehr oft an ihn gedacht.
Liga Asobal:
Die spanische Liga war für mich eine große Enttäuschung. Keine Fans, keine Stimmung! Spanien ist zwar Weltmeister, aber der Verband hat gar nichts unternommen, diesen Erfolg zu vermarkten. Zudem ist die Liga Asobal nicht sehr ausgeglichen. Nur Ciudad Real, Barcelona und San Antonio kommen als Meister in Frage.
Maritim:
Im Juli wohnte ich zunächst im Kieler Hotel "Maritim". Erst zum 1. August beendete ich meinen Umzug von Barcelona nach Melsdorf. Von der Weltstadt ins Dorf! Das erste Mal, dass ich in einem Dorf lebe.
Nikotin:
Ich rauche nicht - und habe auch noch nie geraucht. Ab und an nehme ich aber Snus. Das ist ein schwedischer Kautabak. Christian Berge, Dan Beutler oder Johnny Jensen haben mich in Flensburg auf den Geschmack gebracht.
Olympische Spiele:
Ich war noch nie beim größten Sportereignis der Welt. Ich träume davon, mit der dänischen Fahne und dem dänischen Olympia-Team 2008 ins Pekinger Olympia-Stadion einzumarschieren. Alle Sportler, die schon mal an Olympischen Spielen teilgenommen haben, schwärmen von diesen Wettbewerben.
Pasta:
Im Moment esse ich sehr viel Pasta. In der Vorbereitung braucht der Körper sehr viele Kohlenhydrate. Wenn die Bundesliga-Saison läuft, wird der Speiseplan wieder ein etwas normaleres Gesicht erhalten.
Q7:
Dieser Audi wird mein nächstes Auto. Ich muss jetzt schöne Autos ausprobieren. Wenn ich später wieder nach Dänemark zurückkehre, wird dieser Luxus zu teuer. In Dänemark kostet beispielsweise ein Ford Mondeo satte 50000 Euro.
Rückraum:
Da ich schon immer zu den Größten meines Jahrgangs gehörte, spielte ich bereits als Junge im Rückraum. In den letzten Jahren durfte ich mit vielen Klasse-Leuten zusammenspielen. In Barcelona durfte ich zuletzt sogar als Regisseur mitwirken. Vielleicht schlüpfe ich in Kiel ja auch in diese Rolle. Wegen des Kreuzbandrisses von Viktor Szilagyi sind wir im Moment nur drei Akteure, die für den linken und den mittleren Rückraum in Frage kommen.
Sportlehrer:
In den letzten beiden Flensburger Jahren habe ich meine Ausbildung als Sport- und Deutschlehrer abgeschlossen. Wenn ich nicht mehr Handball spiele, könnte ich in Dänemark acht- bis 16-jährige Schüler unterrichten.
Tennis:
Ich mag Tennis sehr gerne, musste wegen einer Schulterverletzung zuletzt aber kürzer treten. Ich kann mir gut vorstellen, dass ich diesen Sport bis ins hohe Alter betreiben werde. Meine letzten drei Partien bestritt ich allesamt gegen Sören Stryger (Flensburgs Kapitän). Ich gewann jeweils eine Kiste Bier.
Urlaub:
Ich bin in diesem Sommer nicht richtig in den Urlaub gefahren. Wegen meinen letzten Verletzungen habe ich stattdessen viel für die Fitness meiner Schulter und meines Körpers getan. Für das nächste Jahr ist geplant, mit einem Schiff und einigen Freunden die griechische Inselwelt zu besuchen. Kreta, Kos und Rhodos.
Verletzungen:
In den letzten beiden Spielzeiten in Flensburg fehlte ich praktisch gar nicht. In Barcelona hatte ich aber doch einige Verletzungssorgen. Deshalb habe ich nun intensiv gearbeitet. Verletzungen sind das Schlimmste für einen Sportler. Ich hoffe, dass ich davon in den nächsten drei Jahren in Kiel verschont bleibe. Die medizinische Betreuung beim THW Kiel ist zum Glück sehr gut. Hier bekommt jeder spezielle Übungs-Programme ausgearbeitet.
Weizen:
In den letzten zwei Jahren musste ich beim Bierkonsum etwas kürzer treten. Jetzt freue ich mich wieder auf ein zünftiges Hefeweizen.
Zlatan Ibrahimovic:
Der schwedische Stürmer ist immer torgefährlich und ein starker Techniker. Auf mich trifft beim Fußball das Gleiche zu (Jeppesen schmunzelt). Ich werde allen in Kiel beweisen, dass ich auch ein guter Fußballer bin.
(Von Jan Kirschner, aus der "Handball-Woche" 32/2006)


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