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20.04.2007 Interview / Medien

"Handball-Magazin": Der Torwart-Manager

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In Wetzlar ist Ex-Zebra Axel Geerken als Geschäftsführer ins Management eingestiegen. Der Torhüter soll auf lange Sicht ein Urgestein beerben Im Tor der HSG Wetzlar ist Axel Geerken seit dieser Saison nur noch selten aktiv. Der neunmalige Nationalspieler ist seit Sommer 2006 als Geschäftsführer ins Management des hessischen Erstligisten eingestiegen - auf dem Spielfeld hilft er nur noch in Notsituationen aus. Der 34-Jährige soll auf lange Sicht in die Fußstapfen des HSG-Urgesteins Rainer Dotzauer treten. Im hm erzählt Geerken von seinem neuen Job, den er derzeit in durchaus turbulenten Zeiten ausübt.
Handball-Magazin:
Was tragen Sie lieber: Ihr Torwarttrikot oder den Manager-Anzug?
Axel Geerken:
Ich trage beides gern. Und eigentlich habe ich derzeit zu viel tun, als dass ich mir darüber einen Kopf machen könnte.
Handball-Magazin:
Sie arbeiten als Geschäftsführer eng mit Rainer Dotzauer zusammen. Der gilt als Dickkopf. Macht das Ihren Job schwieriger?
Axel Geerken:
Rainer ist jemand, der eine eigene Meinung hat und diese auch vertritt. Das heißt aber nicht, dass man nicht mit ihm reden kann. Außerdem kann ich von seiner großen Erfahrung sehr profitieren. Man kann sich auch mal reiben, wenn man zu einem vernünftigen Ergebnis kommen will.
Handball-Magazin:
Ist es ein Vor- oder ein Nachteil, dass Sie als spielender Geschäftsführer noch so nah am Team sind?
Axel Geerken:
Das ist kein Problem, schließlich haben wir unsere Aufgaben klar aufgeteilt. Rainer ist der Sportliche Leiter und kümmert sich um alles, was die Mannschaft betrifft. Ich befasse mich vor allem mit wirtschaftlichen und geschäftlichen Belangen. Aber natürlich trainiere ich auch gern mit der Mannschaft. Das ist für mich Entspannung. Mit den Jungs gibt es da keine Probleme. Die wissen ja auch, wie das Geschäft funktioniert.
Handball-Magazin:
Sie haben als Spieler noch die langjährige Petkovic-Ära bei der HSG mitbekommen. Seitdem gab es fünf Trainer in zweieinhalb Jahren. Was hat seitdem nicht gepasst?
Axel Geerken:
Im Wesentlichen das sportliche Ergebnis. Aber man darf nicht vergessen, dass es auch besondere Umstände waren. Wir hatten unter Velimir Petkovic eine Mannschaft, die sich über Jahre kaum verändert hatte und deshalb sehr eingespielt war. Nach Petkos Abschied kam der Umbruch. Das hat es für seine Nachfolger natürlich schwerer gemacht.
Handball-Magazin:
Trotzdem sind alle Trainer mit großem Vorschusslorbeer gestartet. Hat man einfach die Falschen ausgesucht?
Axel Geerken:
Zum Teil hat es nicht gepasst, das stimmt. Aber man muss von Fall zu Fall unterscheiden, denn es gab bei jedem Trainer eine eigene Geschichte. Holger Schneider hatte zum Beispiel unter anderem das Pech, dass wir in seiner Zeit gerade von der gefürchteten Sporthalle Dutenhofen in die neue Rittal-Arena nach Wetzlar gezogen waren. Das hat uns damals Punkte gekostet, weil wir uns am Anfang aus wirtschaftlichen Gründen darum bemüht hatten, unseren Fans in der neuen Heimstätte möglichst viele Top-Teams zu präsentieren. Wenn du aber zuerst nur auf die Großen triffst, geht das natürlich auf Kosten der Heimstärke.
Handball-Magazin:
Und Martin Schwalb, der als großer Hoffnungsträger verpflichtet wurde?
Axel Geerken:
Das war er auch. Aber Martin Schwalb ist aus freien Stücken gegangen, als das Angebot aus Hamburg kam. Das haben wir billigend in Kauf genommen, weil es einfach für uns wirtschaftlich nicht möglich war, ihn zu halten. Da muss man realistisch bleiben. Sein Nachfolger Dragan Markovic ist sehr kurzfristig eingesprungen und hatte leider nicht den nötigen sportlichen Erfolg, was mir persönlich leidtut. Und das Duo Sighvatsson/Klimpke war von vornherein als Interimslösung gedacht. Das haben wir so auch nach außen kommuniziert. Beide haben mit immerhin sieben Punkten im Dezember den Anschluss wieder hergestellt.
Handball-Magazin:
Was spricht denn dafür, dass Volker Mudrow der Mann ist, der wieder Kontinuität in den Verein bringt?
Axel Geerken:
Volker ist noch ein recht junger Trainer, der trotzdem schon große Erfolge feiern konnte. Einen Meistertrainer zu haben, ist natürlich ein Imagegewinn für uns. Er hat beim TBV Lemgo, einer Top-Adresse in Deutschland, eine Menge Erfahrung sammeln können. Davon wollen wir jetzt natürlich profitieren - sowohl die Mannschaft als auch das Umfeld. Zudem hat uns sein Konzept überzeugt. Er hat klare Vorstellungen, wie er gewisse Dinge im sportlichen Bereich umsetzen will. Deshalb glauben wir auch, dass wir mit ihm kurzfristig in dieser Saison den Klassenverbleib schaffen werden und uns langfristig in der 1. Liga etablieren.
Handball-Magazin:
Trotzdem gilt Mudrows Vertrag auch für die 2. Liga.
Axel Geerken:
Klar, schließlich dürfen wir nicht die Augen vor der aktuellen Situation verschließen. Das wäre fahrlässig. Unser oberstes Ziel ist es aber, im Bezug auf den Trainer zu eben der Kontinuität zurückzukehren, die uns mal ausgezeichnet hat. Deshalb auch der lange Vertrag bis 2010.
Handball-Magazin:
War es schwer, Mudrow davon zu überzeugen, zur HSG Wetzlar zu kommen?
Axel Geerken:
Wir hatten von vornherein gute Gespräche und konnten ihn offensichtlich mit unserem Konzept und der Handball-Begeisterung rund um die Rittal-Arena überzeugen.
Handball-Magazin:
Bei so vielen Trainerwechseln stellt sich die Frage, ob der Job bei der HSG Wetzlar besonders schwierig ist.
Axel Geerken:
Ein Erstligatrainer hat es immer schwer. Überall. Das ist kein HSG-spezifisches Problem. Ich bin davon überzeugt, dass Volker Mudrow sehr lange bei uns arbeiten wird.
Handball-Magazin:
Mit Lars Kaufmann hat die HSG einen der umjubelten WM-Helden im Kader. Inwieweit profitieren Sie davon?
Axel Geerken:
Für unser Image ist es gut, Lars Kaufmann im Team zu haben. Es gibt derzeit viele Anfragen von Sponsoren und der Presse für ihn - davon profitieren wir natürlich. Damit ernten wir, was wir gesät haben: Wir hatten den Mut, einem jungen Spieler enorm große Spielanteile in der 1. Liga zu gegeben, und er hat sich bei uns zum Nationalspieler entwickelt. Darauf sind wir stolz. Es zeigt, dass unser Konzept greift. Das können wir uns auf unsere Visitenkarte schreiben.
Handball-Magazin:
Wie weh tut da sein Wechsel zum TBV Lemgo?
Axel Geerken:
Ich hätte mir gewünscht, dass er noch ein Jahr bei uns bleibt. Aber so läuft es nun einmal: Wenn ein kleiner Verein einen Spieler groß herausbringt, greifen die Großen der Branche zu. Das wissen wir, und deshalb jammern wir auch nicht. Für Lars wird ein neues Talent nachrücken. Bei uns bekommen junge Spieler wirklich eine Chance. Und das ist etwas, was uns in der Liga auszeichnet.
(Von Sebastian von Gehren, aus dem Handball-Magazin 04/2007)


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