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08.04.2008 Mannschaft

Zebra: Viktor Szilagyi - Leidenschaften eines Österreichers

Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports:

Viktor Szilagyi:  Der Fußball und das Meer haben es ihm angetan.
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Dass Viktor Szilagyi ein Kämpfer ist, hat er in Kiel allen gezeigt. Von seiner Leidenschaft für den Handballsport wissen die Fans; von seinen Leidenschaften für die schleswig-holsteinische Landschaft und vor allem für den Fußballverein Hamburger SV wissen aber nur wenige.
Etwas außerhalb von Kiel - im beschaulichen Neuwittenbek - haben die Szilagyis ihr Zuhause gefunden. Viktor Szilagyi und seine Frau Nora Moosbrugger zog es weg aus der näheren Umgebung der Stadt und in die eher etwas ländliche Gegend. "Das Wasser haben wir aber lieben gelernt und sind noch jetzt häufig mit unserem Sohn und Labrador-Mischling Johnny an der Förde", erzählt der gebürtige Ungar. Drei Jahre in Kiel haben Szilagyi fast zu einem echten Schleswig-Holsteiner gemacht. "Als wir aus Essen in den Norden gezogen sind, hat uns die frische Luft begeistert. Ich mag das Flair in Kiel, und für uns ist es etwas ganz besonderes, so nah am Meer zu wohnen", schwärmt Szilagyi über seine Eindrücke aus der Landeshauptstadt.

Schnell musste es damals gehen. Nicht einmal eine Stunde stand es fest, dass der TUSEM Essen die Klasse nicht halten konnte, schon klingelte bei Szilagyi pausenlos das Telefon und namhafte Vereine warben um den Rückraumspieler. "Wir haben unseren Ärger über den Lizenzentzug an dem Abend, als mein Handy im Sekundentakt summte, in Alkohol ertränkt", erinnert Szilagyi sich heute noch an die letzten Tage in Essen.

Doch eben so rasant wie sein Wechsel nach Kiel war, so schnell verfolgte ihn das Schicksal. Jeder Fan kennt Szilagyis Leidensgeschichte, die mit einem Kreuzbandriss nach acht Monaten im THW-Dress begann, von einer Meniskusverletzung begleitet war und nach drei Knieoperationen insgesamt gut ein Jahr Spielpause nach sich zog. Immer wieder neue Tiefschläge musste der Handballer ertragen, der das Tempospiel nach Kiel brachte, und gab am Ende schon nichts mehr auf die Prognosen der Ärzte.

Nur nach den Titeln beurteilt, waren seine 1095 Tage in Kiel sehr erfolgreich. Schaut man jedoch genauer hin, sieht man, "dass das erste dreiviertel Jahr in Kiel wohl die sportlich beste Zeit in meiner Karriere war; danach hatte ich einfach unglaubliches Pech." Den Kopf in den Sand stecken gehört aber wahrlich nicht zu den Tugenden des Österreichers. Unermüdlich kämpfte der Familienvater monatelang für sein Comeback. "Mir liegt einfach zu viel an diesem Sport."

Die Verletzungsmisere hat ihn zwar anders denken lassen ("Früher habe ich wenig Rücksicht auf Familie und Freunde genommen; da habe ich alles dem Sport untergeordnet."), an seiner Zielstrebigkeit und an dem Willen, Erfolg zu haben, hat sich aber nie etwas geändert. Sicher hatte der Rechtshänder auch einmal die eine oder andere Minute, in der ihm Zweifel in den Kopf geschossen sind. "Nach der zweiten Knieoperation war ich fast an dem Punkt angekommen, an dem ich die Lust am Handball beinahe verloren hatte", gibt der 1,96-Meter-Mann ehrlich zu. Schlussendlich siegte jedoch immer die "Steh-auf-Männchen"-Mentalität, die den 99-fachen Nationalspieler nach vorne blicken ließ. Zusätzliche Kraft erhielt Szilagyi in dieser schweren Zeit von seiner Familie. Im Oktober 2006 erblickte Sohn Ben das Licht der Welt: "Das ist ein unglaubliches Gefühl gewesen, und es macht einfach riesigen Spaß mit ihm".

In seiner eigenen Kindheit machte etwas ganz anderes dem heute 29-Jährigen richtigen Spaß: das Schwimmen. In jungen Jahren, "als ich acht oder neun Jahre alt war, bin ich in einem Verein geschwommen. Daher kommt vielleicht auch meine Verbindung zum Wasser", mutmaßt der junge Vater. Dass er sich dann für den Handball entschied, hatte einfach damit zu tun, "dass ich es spannender fand in einer Mannschaft zu spielen." Gut so - denn neben Schwimmen und Handball spielte auch immer der Fußball eine große Rolle im Leben des Österreichers. "In der Schule haben wir deutsches Fernsehen gesehen und mit den Vereinen der Bundesliga mitgefiebert," erklärt er seine Anhängerschaft zum HSV, dem Verein, der es ihm einfach angetan hat.

Und selbst heute noch versucht er bei jedem Heimspiel in der HSH-Nordbank-Arena mit dabei zu sein. "Als ich damals in Essen spielte, schaffte ich es zu vielen Auswärtsspielen der Hamburger, da im Ruhrpott vier bis fünf Bundesligavereine spielen. Von Kiel aus waren die Heimspiele einfach näher dran," witzelt Szilagyi. In Zukunft wird der Österreicher sich aber wieder mit den Begegnungen in fremden Arenen anfreunden müssen, denn von seinem neuen Arbeitgeber, dem VfL Gummersbach, ist Hamburg fast so weit entfernt, wie sein geliebtes Kiel und das Wasser .

(Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports)


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