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22.12.2008 Bundesliga

Kieler Nachrichten: Aus für Kent-Harry Andersson

SG Flensburg beurlaubt seinen Erfolgstrainer - Per Carlen Nachfolger

Aus den Kieler Nachrichten vom 22.12.2008:

Flensburg - Vorher blockte SG-Manager Fynn Holpert Nachfragen über mögliche Konsequenzen für Trainer Kent-Harry Andersson ab. "Wir sprechen nur über den THW." Nach der Klatsche im Nordderby legte Holpert das Trainer-Thema nur kurz auf Eis ("Wir reden miteinander.") Gestern folgte das Aus für den 59 Jahre alten Schweden nach fünf Jahren erfolgreicher Arbeit.
Seit Juli 2003 hatte Andersson die SG zu einer deutschen Meisterschaft und drei DHB-Pokalsiegen geführt. Danach folgte die sportliche Talfahrt. "Dieser Schritt war nötig", erklärte Holpert gestern, die Clubführung wolle dem kriselnden Team neue Impulse geben.

Nachfolger des allseits beliebten Andersson wird Co-Trainer Per Carlen, der zu Saisonbeginn mit seinem spielenden Sohn Oscar bei der SG angeheuert hatte. Andersson ahnte bereits am Sonnabend, was auf ihn zukommen könnte, nahm die drohende Freistellung aber mit Humor. Noka Serdarusic sei weg, Alfred Gislason sei in Magdeburg weg gewesen - und nun vielleicht er: "Bei diesen beiden Herren befinde ich mich doch in bester Gesellschaft."

(Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 22.12.2008)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 22.12.2008:

Kommentar: Der Trainer badet aus

Cheftrainersessel bei Spitzenvereinen sind Schleudersitze. Das erfährt auch Kent-Harry Andersson, hoch geachteter Coach der SG Flensburg-Handewitt. Platz fünf in der Handball-Bundesliga, die Champions-League-Qualifikation droht außer Reichweite zu geraten, im Pokal sind die Nordlichter bereits aus dem Rennen. Die SG torkelt, also kommt es zu den üblichen Reflexen der Branche, der Trainer muss gehen, das schwächste Glied in der Kette.

Sicher, nach der schweren Erkrankung des Schweden vor drei Jahren, als ihm ein Tumor hinter dem Ohr entfernt wurde, hatte Andersson Anlaufprobleme. Taktische Fehler wurden ihm angekreidet, so beim verlorenen Champions-League-Finale 2007 gegen den THW, als die Kieler, personell total dezimiert, ausschließlich auf Karabatic setzten und dieser, unbehelligt von einer Manndeckung, zum THW-Trumpf werden durfte.

Andere Fehler - wer welche sucht, der findet - wurden ebenfalls ausgemacht. Im Grunde aber büßt der Fachmann für Fehler seiner Vorgesetzten. Die einstige Personalpolitik, die auf Dänen-Importe setzte, wurde unter Manager Thorsten Storm erstmals sträflich vernachlässigt. Nachfolger Fynn Holpert ließ bisher ebenfalls keine klare Linie erkennen, soll aber wie Storm unter Druck und der Fuchtel von SG-Präsident Frerich Eilts stehen. Er ist der starke Mann im Club, gilt als eigenwillig und wegen seiner Alleingänge als unberechenbar. Kent-Harry Andersson badet jetzt für (mindestens) drei Führungskräfte aus.

(Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 22.12.2008)


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