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25.08.2000 Karlchens Einwurf

Karlchens Einwurf: Bodyspray Move

Der Ball fliegt, die Jungs laufen, die Trainer toben und die Schiedsrichter... na, wer kann schon sagen was die tun und denken. Wir sind also bereits am Anfang wieder mittendrin in der Saison. Die ersten Punkten sind eingefahren, die Ernte ist im Gange (hoffentlich). Und die Zeitungen? Ja, auch in den Konserven der Zeit, wie einmal der Spötter Karl Kraus dichtete, kommt der Handball wieder zu seinem Recht. Und so sind wieder die unerwarteten Blüten der Selbstdarstellung zu finden.
Schlag ich doch die Süddeutsche Zeitung auf und wer schaut mich da an? Der bunt bemalte (coole) Handball-Punk Stefan Kretzschmar mit denkwürdigen Verrenkungen in einer Werbung für ein Bodyspray. Dabei zeigt der Linksaußen seine Lieblingsbewegungen beim Einsprühen mit körperfremden vermeindlich wohltuenden Düften (kein Witz, nachzulesen auch www.axe.de). Wußte gar nicht, daß es da eine Meisterschaft gibt und Kretzschmar ist der Vorturner, ähhh 'tschuldigung Vorsprüher. Kostprobe gefällig, also nachmachen... Hochspringen, die Beine nach hinten wegknicken, den linken Arm nach oben bewegen bis er parallel zur Schulter ist und (jetzt kommt es) den rechten Arm etwas vom Körper abwinkeln und mit einer (sicherlich coolen) Bewegung das parfümierte Naß von unten unter die Achseln befördern. Super, ganz toll und für ihn sicherlich als Wurfexperte ein Leichtes.

Wer meint einen mindestens ebenso großartigen (coolen) 'Bodyspray Move' drauf zu haben, könnte die Championship im ehemaligen Funky Pussy Club gewinnen (und das wären dann 25.000 Mark und dafür würde vielleicht sogar ich mich kurzfristig zum Affen machen). Tja, da blickt der Handball-Clown Kretzschmar großformatig den Leser an mit seinen Dosen in der Hand, wie sagt der Dichter: "Was schön ist, spottet jeglicher Ästhetik." Nun, wir kommen erst Mitte Dezember in den Genuß des wohlriechenden Stefan, wenn Magdeburg uns heimsucht.

Aber manche Vergnügen bestehen ja eher darin, daß man mit Vergnügen darauf verzichtet. Und dann gibt es in den Zeitungen immer noch das Stöhnen über die 20 Vereine in der Liga. Lizenzgerangel und "ein Hauch von Willkür" (Frankfurter Rundschau) begleiten die Vereine. Bis zu 70 Spiele können den besonders Erfolgreichen bevorstehen (Liga, Pokal, Olympia, WM usw.). Vor den Erfolg haben die Götter halt den Schweiß gesetzt, aber alles lamentieren hilft nichts, "wat mut, dat mut". Also nicht mit angezogener Handbremse spielen, schon "der Mond ist aufgegangen" - Dichter Matthias Claudius sagte: "Greife nicht in ein Wespennest, doch wenn du greifst, so greife fest." Aber da ist natürlich der Wunsch der Vater der Gedanken und was sich so leicht schreiben läßt, ist weitaus schwieriger in die Tat umzusetzen.

Ja, es ist jetzt schon eine spannende Saison, in der wir während der Unterbrechungen zum Luft holen kommen, die meisten unserer Spieler aber nicht. Und ich bin neugierig darauf, was die Zeitungen alles so schreiben, immerhin schauen auch Blätter wie die "Neue Züricher Zeitung" auf das Geschehen im Norden. Man guckt gespannt auf den THW und seine Jagd nach dem höchsten europäischen Titel. In dieser Saison "Champion League Sieger", das wär's doch. Aber na ja, der Ball fliegt, die Jungs laufen, die Trainer toben erst seit ein paar Spieltagen. Ich freue mich auf die vielen Randnotizen einer langen Saison.


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