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02.04.2001 Karlchens Einwurf

Karlchens Einwurf: Brüderschaft

Wohin wächst das Glück und kann man sich den Kopf daran stoßen? Nun das ist eine der grundlegenden Fragen, die ich täglich ausfechte. Und die mir immer dann einfällt, wenn ich die Flensburger über das Hallengeläuf flitzen sehe. Herrje, wie oft haben die es eigentlich schon versucht den Handball-Olymp zu erklimmen? Hoch ist der ja und deshalb keine Häme, wenn einem immer kurz vor dem Gipfel die Puste ausgeht. Diese Saison könnte es ja sogar klappen, weil die Zebras eine klassische "Auszeit" in der Liga genommen haben. Wahrscheinlich um die Eintragungen auf dem Siegerpokal nicht gar so langweilig aussehen zu lassen. Also, dieses Jahr könnte es was mit den Flensburgern werden, wenn nicht das große Flattern wäre.
Es fallen einem natürlich bei dieser Konstellation viele Bilder ein, wenn man sein humanistisches Bilderalbum aufschlägt. Beim THW kommt einem als erstes der Titel eines französischen Kinofilms in den Sinn: "Die Helden sind müde." Da geht es schlicht darum, dass die Zebras "die Uhr wieder aufziehen müssen". Und so heißt es halt, in den Schlaf der Gerechten zu sinken - um dann in der nächsten Bundesligasaison wie ein Phönix aus der Asche aufzutauchen. Und wenn wir schon beim Federvieh sind, dann muss mir zu den Flensburgern die Sage des Ikarus einfallen. Der war der Sohn des genialen Erfinders Daidalos und entkam gemeinsam mit seinem Papa einer Gefangenschaft. Möglich war das durch Vogelfedern, die mit Wachs zusammengeklebt waren. Doch Ikarus flog, ganz übermütiger Teenie, zu hoch, kam der Sonne zu nah und ... tja, das Wachs schmolz, Ikarus fiel. Und waren nicht auch die Flensburger der Sonne, dem Titel, schon oft sehr nah. Aber dann schmolzen plötzlich die Zähler im Punktekampf und sie bekamen das große Flattern. Dieses Jahr nicht? Oder greift da vielleicht wieder der Bruder Leichtfuß ein.

Und überhaupt Brüderschaft. Immerhin sind Kieler und Flensburger beide Schleswig-Holsteiner ... aber muss das zu etwas verpflichten, sagt nicht schon der Dichter: "Brüder haben ein Geblüte, aber selten ein Gemüte." Vielleicht liegt der Unterschied zu Flensburg daran, dass die da oberhalb der Eider 'mal zwei Jahre von Österreich regiert wurden. Seitdem wollen sie, auch ohne Berge, hoch hinaus ... könnt' ich mir jedenfalls vorstellen.

Ich meine ... also ich weiß es nicht. Weiß nur, dass die Zebras heute sicher nicht Hilfestellung leisten wollen. Die zwei Punkte bleiben in der Ostseehalle. Wenn die Flensburger auch 'mal das Gefühl ganz oben auf dem Treppchen zu sein genießen wollen, dann müssen sie schon ihr Glück in anderen Hallen suchen. Soll ich meines Bruders Hüter sein? Eben nicht.

Aber wenn nicht der THW in diesem Jahr Meister wird, wer dann? Lemgo oder gar Magdeburg? Na, dann doch lieber Flensburg. Mmh, aber auch nur dieses eine Mal!


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