Es ist passiert und ich wußte irgendwann wird dieser Augenblick kommen:
eine Freundin erzählte mir, beim Spiel gegen Willstätt beschwerte sich einer der
"Steinernen Gäste", sie klatsche zu laut. Aha, sie macht also
zuviel Lärm, schlägt frecherweise ihre Handflächen gegeneinander und das wahrscheinlich
noch mit Freude und Begeisterung. Wahrscheinlich will der "Steinerne Gast" gerade über
Aktienkurse nachdenken oder darüber sinnen, welche Balkonpflanzen er jetzt
im Frühling auswählen soll. Aber Eva, die muß ja Lärm machen und
Adam fällt aus allen Gedankenwolken. Ach Eva, weiter klatschen, weiter jubeln.
Wie grantelt schon Dichterfürst Goethe: "Begeisterung ist keine Heringsware, die man
einpökelt auf einige Jahre". Wenn man leidenschaftlich an einer Sache Anteil nimmt,
dann muß doch die Freude sofort hinaus, muß als ein
Feuerwerk aus Rufen, Klatschen und Strahlen sich Bahn brechen.
Und Begeisterung ist natürlich die Mutter alles Großen, wie schon Theatermann Grillparzer wußte
und alle haben sicherlich schon erlebt, wie die Begeisterung der Halle auf das schwarz-weiße
Parkett gesprungen ist und als zusätzlicher Spieler den Gegner aus dem Viereck fegte.
Begeisterung, jubeln und klatschen, anfeuern und singen, wie eine Woge spült sie manchmal den
Frust der Spieler weg, ist ein erlaubtes Dopingmittel und schenkt den berühmten zweiten Atem.
Daß die Unterstützung der Zuschauer kleine Wunder vollbringen kann, dafür gibt es
im Sport viele Beispiele. Eines der berühmtesten ist das legendäre Fußballspiel 1982
zwischen Kaiserslautern und Real Madrid,
bei dem Lautern vier Tore gutmachen mußte und tatsächlich 5 zu 0 gewann. 90 Minuten wurde
da gelärmt und geschrien (und geklatscht), die Zuschauer standen so dicht am Spielfeld, daß
die Linienrichter Angst hatten, daß die Fans sie mit Regenschirmen an den Zaun zogen. Am Ende
stand das Wunder vom Betzenberg. Eines von vielen Wundern im Sport.
Nun gibt es ja verschiedene Möglichkeiten Beifall auszudrücken. Das beschränkt sich
ja nicht nur aufs Klatschen. Im englischen Unterhaus ist es eher ein Meer aus Murmeln und
unverständlichen Wortgewächsen,
daß einen Abgeordneten unterstützen soll. Nicht das Klatschen und Klopfen wie wir es aus dem
Bundestag kennen. Und wenn ich mich recht an meinen Geschichtsunterricht erinnere, haben die
römischen Legionäre als Zeichen ihres Beifalls mit dem Schwert auf die Schilder geschlagen. Und
alle Asterix Leser wissen natürlich über die Marotte von Julius Cäsar Bescheid, besonders
verdienstvollen Soldaten am Ohr zu ziehen. Die Möglichkeiten, Lob und Anerkennung
auszudrücken, reichen von der goldenen Uhr zum Dienstjubiläum bis zu den zehn Pfennig, die mein Chef
für eine gute Idee verteilt. Aber im Handball, da klatscht man halt, ruft und singt. Das ist nicht
nur Motivation, sondern auch Lohn für die Spieler. Der Mensch lebt nicht von Brot allein,
da hat die Bibel schon recht.
Also, liebe Eva... einfach weiter klatschen, möglichst laut, damit die Zebras es
auch hören können. Und, lieber Adam, einfach mitklatschen, du weißt doch... Appetit kommt beim Essen.