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02.05.2001 Karlchens Einwurf

Karlchens Einwurf: "Klatsch" in der Ostseehalle

Es ist passiert und ich wußte irgendwann wird dieser Augenblick kommen: eine Freundin erzählte mir, beim Spiel gegen Willstätt beschwerte sich einer der "Steinernen Gäste", sie klatsche zu laut. Aha, sie macht also zuviel Lärm, schlägt frecherweise ihre Handflächen gegeneinander und das wahrscheinlich noch mit Freude und Begeisterung. Wahrscheinlich will der "Steinerne Gast" gerade über Aktienkurse nachdenken oder darüber sinnen, welche Balkonpflanzen er jetzt im Frühling auswählen soll. Aber Eva, die muß ja Lärm machen und Adam fällt aus allen Gedankenwolken. Ach Eva, weiter klatschen, weiter jubeln. Wie grantelt schon Dichterfürst Goethe: "Begeisterung ist keine Heringsware, die man einpökelt auf einige Jahre". Wenn man leidenschaftlich an einer Sache Anteil nimmt, dann muß doch die Freude sofort hinaus, muß als ein Feuerwerk aus Rufen, Klatschen und Strahlen sich Bahn brechen.
Und Begeisterung ist natürlich die Mutter alles Großen, wie schon Theatermann Grillparzer wußte und alle haben sicherlich schon erlebt, wie die Begeisterung der Halle auf das schwarz-weiße Parkett gesprungen ist und als zusätzlicher Spieler den Gegner aus dem Viereck fegte. Begeisterung, jubeln und klatschen, anfeuern und singen, wie eine Woge spült sie manchmal den Frust der Spieler weg, ist ein erlaubtes Dopingmittel und schenkt den berühmten zweiten Atem. Daß die Unterstützung der Zuschauer kleine Wunder vollbringen kann, dafür gibt es im Sport viele Beispiele. Eines der berühmtesten ist das legendäre Fußballspiel 1982 zwischen Kaiserslautern und Real Madrid, bei dem Lautern vier Tore gutmachen mußte und tatsächlich 5 zu 0 gewann. 90 Minuten wurde da gelärmt und geschrien (und geklatscht), die Zuschauer standen so dicht am Spielfeld, daß die Linienrichter Angst hatten, daß die Fans sie mit Regenschirmen an den Zaun zogen. Am Ende stand das Wunder vom Betzenberg. Eines von vielen Wundern im Sport.

Nun gibt es ja verschiedene Möglichkeiten Beifall auszudrücken. Das beschränkt sich ja nicht nur aufs Klatschen. Im englischen Unterhaus ist es eher ein Meer aus Murmeln und unverständlichen Wortgewächsen, daß einen Abgeordneten unterstützen soll. Nicht das Klatschen und Klopfen wie wir es aus dem Bundestag kennen. Und wenn ich mich recht an meinen Geschichtsunterricht erinnere, haben die römischen Legionäre als Zeichen ihres Beifalls mit dem Schwert auf die Schilder geschlagen. Und alle Asterix Leser wissen natürlich über die Marotte von Julius Cäsar Bescheid, besonders verdienstvollen Soldaten am Ohr zu ziehen. Die Möglichkeiten, Lob und Anerkennung auszudrücken, reichen von der goldenen Uhr zum Dienstjubiläum bis zu den zehn Pfennig, die mein Chef für eine gute Idee verteilt. Aber im Handball, da klatscht man halt, ruft und singt. Das ist nicht nur Motivation, sondern auch Lohn für die Spieler. Der Mensch lebt nicht von Brot allein, da hat die Bibel schon recht.

Also, liebe Eva... einfach weiter klatschen, möglichst laut, damit die Zebras es auch hören können. Und, lieber Adam, einfach mitklatschen, du weißt doch... Appetit kommt beim Essen.


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