Die Wissenschaft - unendliche Weiten. Wir schreiben den Beginn des 21. Jahrhunderts und
immer wieder erfahren wir Neues auf unserem Raumschiff Erde, können neue Erkenntnisse sammeln.
Und zu ihnen gehört, laut den Wissenschaftlern, daß der Sport lediglich
ein Ersatz für unseren tief sitzenden Instinkt zur Jagd ist. Zwar haben wir längst Pfeil
und Bogen gegen Handy und Laptop getauscht, aber tief in uns rumort der alte Jäger und Sammler.
Glänzen auch an den Füßen Lackschuhe und an den Handgelenken Rolexuhren - eigentlich sind
wir immer noch die schwitzenden Barbaren der fernen Vergangenheit, die die Beute hetzen, sie zur Strecke bringen
wollen.
Nun, wer jemals den gestreckten Galopp einer rasenden Hausfrauengemeinschaft
auf Schnäppchenjagd erlebt hat, wird sicherlich sofort Verständnis für
diese These der Forscher haben. Und natürlich findet sich das alles auch im Handball. Zwar wird hier keinem
Hasen und keinem Reh ein Haar gekrümmt, aber wenn z.B. Trainer und Manager sich auf die
Jagd nach einem guten Spieler begeben und dann meinen sie hätten einen gefunden,
hoffen sie keinen Bock geschossen zu haben. Aber richtig erlebt man die Richtigkeit des
Forschungsergebnisses beim Spiel - der Spieler jagt dem Ball hinterher und ist er besonders gut,
wird von der Meute zum "Halali" auf ihn geblasen. Wird dann ein Tor geworfen, so sei
das so, sagen die Wissenschaftler, als hätte der Jäger seine Beute erlegt.
Zieht dann am Ende die schwarz-weiße Jagdgesellschaft mit ordentlich viel erlegtem Wild,
ich meine mit vielen Toren, aus der Halle, sind die zwei gewonnenen Punkte
genau die richtige Jagdtrophäe. Das Publikum auf den Rängen feuert mit
seinen Schlachtgesängen die Jäger auf dem Spielfeld an und Tröten dröhnen,
gleich Parforce-Jagdhörnern, durch das weite Hallenrund. Die Fans sind die
Treiber, die ihrer Mannschaft den Rücken stärken, den rechten Weg zeigen,
um schließlich das Erlegen des Wildes, das Werfen eines Tores, lautstark zu feiern.
Also, wenn der Ehemann sich Daheim am Montagmorgen merkwürdig benimmt,
plötzlich aufstößt, sich gedankenverloren die Brustbehaarung krault, nicht gleich
über den Neandertaler schimpfen, vielleicht träumt er sich lediglich in eine Zeit
zurück, als er sich mit seinesgleichen um's Lagerfeuer scharte, um
Jagdgeschichten zu erzählen. Und dann wird er sich zu seiner Ehefrau wenden und,
wie aus einem Traum erwachend, mit schwarz-weißer Unschuldsmiene sagen:
"Du Schatz, habe ich dir schon erzählt, daß der THW am Wochenende gewonnen hat."