In der Saison 1998/99 trug
Andreas Rastner selbst
das Trikot des THW Kiel, doch nach nur einem Jahr
trennte sich der Kreisläufer "aus sportlichen und
privaten Gründen" vom THW. Seitdem läuft
Rastner
im Trikot der SG Wallau-Massenheim auf. Im
anstehenden Europapokal-Halbfinale kehrt er ein
weiteres Mal zurück in die Ostseehalle und kann
bestätigen, dass die Ungereimtheiten von einst
längst aus dem Weg geräumt sind. Im ZEBRA Gespräch
schätzt
Andreas Rastner die Chancenverteilung in
den anstehenden beiden Partien ein und spricht
zudem offen über seinen anstehenden Wechsel zum
VfL Gummersbach.
- Zebra:
-
Andreas, schon vor einigen Tagen war davon
zu lesen, dass Du und die SG Wallau-Massenheim
noch eine Rechnung mit dem THW Kiel offen hätten.
Was genau war gemeint?
- Andreas Rastner:
-
Diese angeblich von mir getätigte
Aussage in der Frankfurter Rundschau war absoluter
Schwachsinn und zudem frei erfunden. Der
verantwortliche Redakteur sagte mir hinterher, es
hätte halt so gut gepasst - Ich fand diese
Vorgehensweise jedenfalls unter aller Kanone und
distanziere mich eindeutig davon. Wir sind schon
zuvor in so vielen Spielen auf den THW Kiel
getroffen, dass alle Ungereimtheiten längst aus
dem Weg geräumt sind. Ich will kein Öl ins Feuer
gießen.
- Zebra:
-
Mit welcher Einstellung gehst Du also stattdessen in das Spiel?
- Andreas Rastner:
-
Wir wollen uns in der Ostseehalle gut
verkaufen und nach Möglichkeit auf Sieg spielen.
Schließlich haben wir mit dieser Mannschaft schon
einmal glücklich in Kiel gewonnen - auch wenn wir
das letzte Aufeinandertreffen im Dezember verloren
haben. Doch da haben wir schlecht gespielt und uns
mit Sicherheit unter Wert verkauft. Jetzt haben
wir einiges besser zu machen. Der Respekt vor der
sportlichen Leistung des THW Kiel ist dabei
ungebrochen.
- Zebra:
-
Welche Bedeutung hat dieses Halbfinale für
Euch?
- Andreas Rastner:
-
Dieses Halbfinale hat für die SG Wallau-
Massenheim eine sehr große, wahrscheinlich größere
Bedeutung als für den THW Kiel. Während der THW
Kiel noch um die Deutsche Meisterschaft kämpft und
im DHB-Pokal im Halbfinale steht, ist der EHF-
Pokal unsere einzige Chance. Wenn wir jetzt nicht
richtig aufpassen, laufen wir Gefahr, womöglich im
Niemandsland zu verschwinden, was dieser
Mannschaft nun wirklich nicht gerechnet werden
würde. Dennoch: Das Halbfinale ist ein
Riesenerfolg für uns. Aber: wenn wir schon mal da
sind, wollen wir auch ins Finale. Eine der beiden
spanischen Mannschaften, Barcelona oder Galdar,
wäre sicherlich attraktiver gewesen, ohne dem THW
Kiel die Weltklasse absprechen zu wollen, aber
gegen ihn haben wir schon so oft gespielt. Und
Europapokal heißt für mich eigentlich
internationale Begegnungen und Spiele gegen Klubs
aus verschiedenen Ländern. Trotzdem freuen wir uns
natürlich drauf. Die Partien werden sicher
spannend und die Hallen voll werden.
- Zebra:
-
Habt Ihr vorher mit dem Erreichen des
Halbfinales gerechnet oder darauf spekuliert?
- Andreas Rastner:
-
Man kann mit dieser Mannschaft wohl
nichts kalkulieren. Uns fehlt einfach die Konstanz
und dadurch sind wir sehr unberechenbar - in
unseren Höhen ebenso wie in unseren Tiefen. Aber
darin liegt vielleicht unsere große Stärke: Wir
sind nicht auszumachen. So könnte es natürlich
sein, dass wir den THW Kiel in eigener Halle
schlagen, das Rück- spiel in Frankfurt jedoch
wieder "vergeigen" oder umgekehrt. In jedem Fall
haben wir unsere große Chance und sicher auch das
nötige Potential, ins Finale einzuziehen. Wir
hoffen in Kiel auf einen guten Tag, um den Ausgang
des Halbfinales wenigstens spannend zu gestalten
und nicht wie zuletzt der TBV Lemgo schon im
Hinspiel sang- und klanglos unterzugehen.
- Zebra:
-
Wie siehst Du die Chancen verteilt?
- Andreas Rastner:
-
Das kann man nicht genau beziffern. Der
THW Kiel tritt zur Zeit als eine sehr kompakte
Einheit auf und ist deutlich stärker als noch zu
Saisonbeginn. Wir sind daher nur Außenseiter,
fühlen uns in dieser Rolle aber sehr wohl. Es
können zwei ausgeglichene, in jedem Fall aber zwei
packende und sicher schöne Spiele werden. Ich
möchte jedenfalls keine solchen Hauereien und
Stechereien mehr wie in der letzten Runde gegen RK
Sintelon.
- Zebra:
-
Die Zukunftsaussichten bei der SG Wallau-
Massenheim stehen gut, das Potential für große
Erfolge ist da - warum Dein Wechsel zum VfL
Gummersbach nach dieser Saison?
- Andreas Rastner:
-
Weil ich schon ein alter Sack bin
(lacht). Ich hatte tatsächlich noch für zwei
weitere Jahre einen Vertrag in Frankfurt, den wir
allerdings auf meinen eigenen Wunsch hin aufgelöst
haben. Ich bin mittlerweile schon 33 Jahre alt und
muss mich so langsam umschauen, wo ich nach dem
aktiven Handball meine Brötchen verdienen kann.
Und ich hoffe einfach, dass ich das als TV- und
Zeitungsredakteur in Köln gut machen kann. Zudem -
darüber braucht man nicht zu diskutieren - hat mir
der VfL Gummersbach ein überaus attraktives und
lukratives Angebot unterbreitet. Zwar stand der
VfL auch zu dem Zeitpunkt schon mitten im
Abstiegskampf, doch das Angebot war finanziell so
verlockend, dass ich mir gesagt habe: Spielen wir
mal ein bisschen. Das Risiko gehe ich ein!
(Das Gespräch führte Sascha Klahn)