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06.09.2003 Mannschaft

Zebra-Journal: Pungartnik: Vier Boutiquen und hohe Ziele

Slowene will deutscher Meister werden

Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 05.09.2003:

Mit 18 unterschrieb er seinen ersten Profi-Vertrag. Mit 21 hatte er seine erste Boutique. Mit 32 trug Roman Pungartnik zum ersten Mal das Trikot des THW Kiel. "Es war immer mein Traum, für diesen Club spielen zu dürfen." Bevor der Traum für den Slowenen in Erfüllung ging, eröffnete er in der Heimat noch drei weitere Boutiquen und wurde mit Celje Pivovarna Lasko zehn Jahre in Folge Meister und Pokalsieger.
Roman Pungartnik soll die Lücke im rechten Rückraum schließen, die  Staffan Olsson und Morten Bjerre hinterließen.
Klicken Sie für weitere Infos! Roman Pungartnik soll die Lücke im rechten Rückraum schließen, die Staffan Olsson und Morten Bjerre hinterließen.
Pungartnik ist einer, der weiß, was er will. "Ich setze mir ein Ziel und wenn ich es erreicht habe, dann setze ich mir ein neues Ziel." So einfach. Obwohl seine Eltern darauf drängten, dass er nach der Schule studieren sollte, entschied er sich für eine Profi-Laufbahn und investierte sein Geld in eine eigene Firma. "Ich hätte mir auch ein schönes Auto kaufen können, aber dann wäre das ganze Geld weg gewesen." Den Plan, eine Bar aufzumachen, gab er schnell wieder auf. "Bar und Sportler, das passt nicht zusammen." Also eine Boutique. Mit Klamotten für die ganze Familie. Ende des Jahres will der Chef von mittlerweile zwölf Angestellten voraussichtlich seinen fünften und letzten Laden eröffnen.

Pungartnik hat versorgt für die Zeit nach dem Handball. "Das kann schnell gehen. Eine schwere Verletzung und es ist vorbei." Mit seiner Frau Iris und seiner sechsjährigen Tochter Vita wird er irgendwann nach Celje zurück gehen, um sich intensiver um das Geschäft zu kümmern. So viel ist sicher. Noch nicht sicher ist, wie viele Titel er aus Deutschland mit auf den Balkan nehmen wird. "Ich möchte unbedingt deutscher Meister werden und endlich einmal die Champions League gewinnen."

Mit Celje blieb ihm dieser Traum verwehrt. Gleich fünfmal war für den 159-maligen Nationalspieler im Halbfinale Endstation. Auch ein Grund für Pungartnik, die slowenische Liga nach zwölf Jahren zu verlassen. "Ich wollte unbedingt in die Bundesliga, egal in welchen Verein." Schließlich meldete sich der Aufsteiger Wilhelmshavener HV. Alle anderen Clubs hatten ihre beiden Plätze für Nicht-EU- Auslän-der schon besetzt. "Ich wusste erst gar nicht, wo diese Stadt liegt. Aber ich habe schnell zugesagt."

Wilhelmshaven war das ideale Sprungbrett für einen, dessen Ziel es ist, sich mit den Besten zu messen. "In Spanien wäre es ruhiger gewesen, aber ich wollte es nicht ruhig haben." Also Wilhelmshaven. Er sprach nur drei Worte Deutsch und unterschrieb nur für ein Jahr. Zeit genug, eine schmucke Visitenkarte zu entwerfen. Der Linkshänder sprach nicht nur zügig ein gutes Deutsch, er warf in 32 Spielen auch insgesamt 204 Feldtore. Nur der Gummersbacher Kyung-Shin Yoon (233) traf aus dem Spiel heraus öfter. Kein Wunder, dass auch der THW auf den gelernten Rechtsaußen auf merksam wurde. "Ich hatte mehrere Angebote, aber als Kiel anfragte, war alles klar."

Mittlerweile wohnt er mit seiner Familie in einer Wohnung in der Hamburger Chaussee und hat sein Leben ganz dem THW untergeordnet. "Im Moment ist für mich Nummer eins Handball und Nummer zwei Familie." In der Stadt fühlt er sich wohl, obwohl er sich nach Celje und Wilhelmshaven umstellen musste. "Für mich ist Kiel eine große Stadt." Der THW Kiel, das ist auch in Slowenien eine große Nummer.

Wenn einer wie er als deutscher Meister nach Hause käme, wäre er ein Held. Pungartnik ist stolz darauf, in Kiel spielen zu dürfen. Ob im rechten Rückraum oder als Rechtsaußen - Pungartnik, der seit zwölf Jahre in der slowenischen Nationalmannschaft spielt, will nur dabei sein. Demnächst wird er seine Eltern einladen, um ihnen zu zeigen, was er sich fern der Heimat auf gebaut hat. "Ich bin kein Doktor und kein Professor geworden. Aber ein Handballer." Und ein Kaufmann.

(Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 05.09.2003)


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