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06.09.2003 Mannschaft

Zebra-Journal: Härtetest für den Straßen-Handballer

Jung-Nationalspieler Christian Zeitz will sich in Kiel durchsetzen

Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 05.09.2003:

Auch so sieht der neue THW Kiel aus: 1,86 Meter groß, blonde Haare, die stachelig nach oben zeigen. Kraft kompakt und besonders im linken Arm irrsinnig viel Energie. Christian Zeitz. Eine der interessantesten neuen Führungsfiguren des deutschen Handballs. Mit 22 bereits gestählt in den Finals von Europa- und Weltmeisterschaft, doch seiner größten Herausforderung stellt sich der Mann aus Baden erst jetzt.
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Zeitz wagte sich heraus aus dem Unterhaus, rein in die stärkste Liga der Welt. Und das nicht als Star des Aufsteigers SG Kronau/Östringen, sondern als Neuer im Kreis der Zebras. "Jeder Junge möchte gern in Kiel spielen. Warum", fragte er sich, als der THW an ihn herantrat, "warum soll man sich den Traum nicht erfüllen?"

Seine Aufgabe klingt mächtig: Gemeinsam mit Roman Pungartnik soll er vor allem die Lücke im rechten Rückraum schließen, die Staffan Olsson mit seiner Heimkehr nach Schweden hinterlässt. Format für die Bundesliga hat Zeitz bereits in der vergangenen Saison bewiesen, als er dank des so genannten Zweifachspielrechtes gelegentlich für die SG Wallau/Massenheim auflief. Seine Bilanz: 14 Tore in vier Spielen Auch Olsson hat das energische Treiben des neuen Linkshänders registriert. "Christian ist ein Talent. Er hat einen richtigen Hammer im linken Arm", sagt der zweimalige Weltmeister. "Er kann Kiel einige Spiele gewinnen, aber es kann sein, dass er ein Jahr braucht. Man muss ihm Zeit geben."

Rückblick: Im November 2001 trat Zeitz zum ersten Mal ins Rampenlicht. Im Finale des Supercups verlud er mehrmals Andrej Lawrow, den Torwart des Olympiasiegers Russland. Mal rasant, mal mit dreisten Drehern. Am Rand des Spielfelds mühte sich Bundestrainer Heiner Brand eilig, sein Grinsen hinter einer Mineralwasserflasche zu verstecken. Schließlich trickste der Junge bereits wie ein ausgebuffter Profi, obwohl er in Riesa erst zum neunten Mal für die A-Nationalmannschaft spielte.

Kicker nennen einen wie ihn einen Straßenfußballer. Michael Roth, Trainer des Aufsteigers SG Kronau/Östringen, hält Zeitz wegen seiner Intuition für einen "Straßenhandballer" - einen Spieler, der auf dem Feld seinem Instinkt folgt und oft Überraschende tut. "Der geht ohne Angst drauf", staunt Frank von Behren, ehemaliger Kapitän der Nationalmannschaft. Das Risiko mag Brand trotz einiger defensiver Schwächen: "Christian neigt zu etwas Besonderen" im Angriff. Dadurch hilft er auch manchmal." Im Angriff bekommt Zeitz in der Nationalmannschaft deshalb auch alle Möglichkeiten. Entweder als Rechtsaußen oder im rechten Rückraum. Kräftig feilen muss der 22-Jährige allerdings noch an seinen Defensivspiel.

Mittlerweile beschäftigen sich seine Trainer und Journalisten mit seinen spektakulären Aktionen, aber früher ging es in den Geschichten über ihn immer um sein Gewicht. Na klar, der Junge habe einen strammen Wurf und technisches Geschick, aber mit so einem Körper könne er nie nach oben kommen. 107 Kilogramm bei einer Größe von 1,86 Meter bremsen eben unabhängig vom Talent. "Ich habe ein bisschen zuviel gewogen", sagt Zeitz heute und klingt dabei so, als ob er lediglich über ein lästiges Ereignis wie eine längst kurierte Sommergrippe redet.

Dabei hätte der Junge mit dem schnellen, kurzen Armzug sich beinahe um seine Karriere gebracht. "Schludrig" sei er mit seinem Potenzial umgegangen und habe "Schindluder" mit sich getrieben, erzählt Roth. Der ehemalige Nationalspieler trainierte Zeitz in Östringen acht Jahre lang und wäre fast an dem fülligen Junior verzweifelt. Mal attackierte er ihn vor der Mannschaft, dann setzte er ihn im Trainingslager mit einigen anderen an einen Diättisch. "Ich habe lange Zeit gebraucht, um ihn auf die richtige Fährte zu locken", sagte Roth. "Aber letztlich hat Christian es ganz allein verstanden."

In wenigen Monaten trimmte sich Zeitz auf athletische 87 Kilogramm, behielt seinen Platz in der Juniorenauswahl des Deutschen Handball-Bundes und packte so den Sprung in die A-Nationalmannschaft, für die er in 51 Spielen 136 Tore erzählte. Zahlen, die er gern nach oben korrigieren möchte, zum Beispiel mit weiteren Einsätzen bei der Europameisterschaft in Slowenien und den Olympischen Spielen in Athen.

(Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 05.09.2003)


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