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18.11.2003 Karlchen

Karlchens Einwurf: Über Schweden, Dänen und "Beuteschweden"

Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports:

Als ich Mattias Andersson einmal etwas zur schwedischen Geschichte fragen wollte, unterbrach mich Staffan und meinte, warum fragst Du denn einen Dänen, wenn Du etwas über unser Land wissen willst. Ich verstand zunächst Bahnhof, bis mir der Stockholmer Olsson erklärte, die Leute aus Schonen, Mattias kommt aus Malmö, wären eine Art Beuteschweden und eben eigentlich Dänen. Wenn Urlauber zum Beispiel nach Schweden fahren wollen, ein bißchen schwedisch lernen und dann als erstes durch die südlichste Provinz fahren, verstehen sie nichts, denn der schonische Dialekt hat sich aus dem Dänischen herausgebildet. Die Landschaftsfahne der Provinz zeigt sogar den Zwiespalt: Außen ist sie rot, wie die dänische, innen ist das Kreuz gelb, wie bei der schwedischen Fahne.
Schonen ist aus schwedischer Sicht schon fast Mitteleuropa, die dänische Insel Seeland eine südeuropäische Kulturlandschaft (übrigens heißt das, daß Kiel für Stefan und Johan in den Tropen liegt?). Aber hier schlagen die Dänen sofort zurück und meinen Schonen ist der erste Schritt in den menschenleeren kargen Norden. Aha, denke ich, damit haben wir in Kiel also eher drei dänische Spieler in unseren Reihen. Neben dem waschechten Dänen Nikolaj noch die Beuteschweden Marcus Ahlm und Mattias. Und mache mir sogleich Sorgen um das Betriebsklima. Beharken sich doch Dänen und Schweden nur allzu gern. Und alles hat seinen Ursprung bei einem schwedischen König aus Deutschland, Karl X. Gustav, der vor etwa dreieinhalb Jahrhunderten Schonen den Dänen stibitzt hat. Und seitdem sind sich die beiden skandinavischen Brüder in einer Art "Hassliebe" miteinander verbunden. Als eine Dokumentation über den "Grand Prix d`Eurovision 2001" im dänischen Fernsehen gezeigt wurde, hörte man den dänischen Produktionsleiter beim Geschrei der schwedischen Fans sagen: "Jetzt drehen sie durch, die blöden Schweden". Und auf der anderen Seite meckern die Schweden über die Sprache der Dänen, sie sei doch eher eine Halskrankheit. Und dann nennen die Dänen die Schweden "Preußen des Nordens", weil sie so überkorrekt sind, und die Schweden die Dänen "Araber des Nordens", weil dort ein gewisses Durcheinander herrsche. Was sich liebt, das neckt sich wohl.

Und jetzt das Derby gegen die Flensburger. Eigentlich ja auch immer das Duell der Kieler Schweden und der Flensburger Dänen. Also fünf Schweden aus Kiel gegen die vier Dänen aus Flensburg (und da kommt ja noch ein Beuteschwede dazu, denn Trainer Kent-Harry Andersson kommt aus dem schonischen Ystad). Muss ich mir da Sorgen machen. ich glaube nicht. Denn schon einer der schlichtweg typischten Schweden kommt aus Schonen, Selma Lagerlöffs "Nils Holgersson", und da würde wohl keiner wagen, den einen Dänen zu nennen. Außerdem, ob gelb-blaues, weiß-rotes oder rot-gelbes Zebra, vor allem sind wir beim Handball Kieler und Gewinnen ist doch das Allergrößte. und das vor allem gegen die Dänen aus Flensburg.

(Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports)


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