Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports:
Als ich
Mattias Andersson einmal etwas zur schwedischen Geschichte fragen
wollte, unterbrach mich
Staffan und meinte, warum fragst Du denn einen Dänen,
wenn Du etwas über unser Land wissen willst. Ich verstand zunächst Bahnhof,
bis mir der Stockholmer
Olsson erklärte, die Leute aus Schonen,
Mattias kommt
aus Malmö, wären eine Art Beuteschweden und eben eigentlich Dänen. Wenn
Urlauber zum Beispiel nach Schweden fahren wollen, ein bißchen schwedisch
lernen und dann als erstes durch die südlichste Provinz fahren, verstehen sie
nichts, denn der schonische Dialekt hat sich aus dem Dänischen herausgebildet.
Die Landschaftsfahne der Provinz zeigt sogar den Zwiespalt: Außen ist sie rot,
wie die dänische, innen ist das Kreuz gelb, wie bei der schwedischen Fahne.
Schonen ist aus schwedischer Sicht schon fast Mitteleuropa, die dänische Insel
Seeland eine südeuropäische Kulturlandschaft (übrigens heißt das, daß Kiel für
Stefan und
Johan in den Tropen liegt?). Aber hier schlagen die Dänen sofort
zurück und meinen Schonen ist der erste Schritt in den menschenleeren kargen
Norden. Aha, denke ich, damit haben wir in Kiel also eher drei dänische
Spieler in unseren Reihen. Neben dem waschechten Dänen
Nikolaj noch die
Beuteschweden
Marcus Ahlm und
Mattias. Und mache mir sogleich Sorgen um das
Betriebsklima. Beharken sich doch Dänen und Schweden nur allzu gern. Und alles
hat seinen Ursprung bei einem schwedischen König aus Deutschland, Karl X.
Gustav, der vor etwa dreieinhalb Jahrhunderten Schonen den Dänen stibitzt hat.
Und seitdem sind sich die beiden skandinavischen Brüder in einer Art
"Hassliebe" miteinander verbunden. Als eine Dokumentation über den "Grand Prix
d`Eurovision 2001" im dänischen Fernsehen gezeigt wurde, hörte man den
dänischen Produktionsleiter beim Geschrei der schwedischen Fans sagen: "Jetzt
drehen sie durch, die blöden Schweden". Und auf der anderen Seite meckern die
Schweden über die Sprache der Dänen, sie sei doch eher eine Halskrankheit. Und
dann nennen die Dänen die Schweden "Preußen des Nordens", weil sie so
überkorrekt sind, und die Schweden die Dänen "Araber des Nordens", weil dort
ein gewisses Durcheinander herrsche. Was sich liebt, das neckt sich wohl.
Und jetzt das Derby gegen die Flensburger. Eigentlich ja auch immer das Duell
der Kieler Schweden und der Flensburger Dänen. Also fünf Schweden aus Kiel
gegen die vier Dänen aus Flensburg (und da kommt ja noch ein Beuteschwede
dazu, denn Trainer Kent-Harry Andersson kommt aus dem schonischen Ystad). Muss
ich mir da Sorgen machen. ich glaube nicht. Denn schon einer der schlichtweg
typischten Schweden kommt aus Schonen, Selma Lagerlöffs "Nils Holgersson", und
da würde wohl keiner wagen, den einen Dänen zu nennen. Außerdem, ob gelb-blaues,
weiß-rotes oder rot-gelbes Zebra, vor allem sind wir beim Handball
Kieler und Gewinnen ist doch das Allergrößte. und das vor allem gegen die
Dänen aus Flensburg.
(Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports)