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30.12.2003 Interview

Arzt mit Leidenschaft

Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports:

Thorsten Ehrig war im Jahr 1993 der erste, Demetrio Lozano in diesem Jahr der bislang letzte Patient vom THW Kiel. Insgesamt 31 mal operierte Dr. Frank Pries Profi-Handballer aus der Zebra-Herde. Seit über zehn Jahren ist der Facharzt für Orthopädie und Sportmedizin zur Stelle, wenn es um Gelenk-, Bänder, oder Knorpelverletzung geht. Für seine "normalen Patienten" ist Dr. Pries in seiner Orthopädischen Praxis in der Eckernförder Straße 311 in Kronshagen da.
Zebra:
Dr. Pries, Sie sind mit Ihrer Praxis umgezogen. Warum?
Dr. Frank Pries:
Wir haben jetzt einen neuen Weg einschlagen. Der Umzug in die Eckernförder Straße 311 ist eine Übergangslösung, um später im Gesundheitszentrum Kronshagen, dass bis Mitte 2005 fertiggestellt sein wird, eine dauerhafte Bleibe zu finden. Wir werden dort unsere Patienten ganzheitlich von der Vorsorge über die Operation bis hin zur Nachsorge begleiten.
Zebra:
Wie sieht der Inhalt Ihrer Arbeit in der neuen Praxis aus?
Dr. Frank Pries:
Ich bin spezialisiert auf orthopädische Chirurgie und auf Sportunfall-Chirurgie. Dazu zählen die Verletzungen an Gelenken oder Bändern in Schulter, Knie, Sprunggelenk und Ellenbogen sowie die Behandlung von Arthrose. Schwerpunkte meiner Arbeit sind die Kreuzbandverletzung am Knie, die Schulterinstabilität und Knorpeltransplantationen. Das findet sich so auch wieder im Spektrum meiner Patienten aus dem Leistungssport.
Zebra:
Ähnlich wird Ihre Zusammenarbeit mit der Mannschaft des THW Kiel aussehen.
Dr. Frank Pries:
Grundsätzlich schon. Die Arbeit beim THW Kiel gestaltet sich deswegen etwas anders, weil zunächst einmal die Frage geklärt werden muss, ob es sich um einen Arbeitsunfall handelt oder um einen Fall, der durch die normale Krankenversicherung des betroffenen Spielers abgedeckt wird.
Zebra:
Aber wie sieht die praktische medizinische Arbeit beim THW Kiel aus?
Dr. Frank Pries:
In der Regel handelt es sich um akute Verletzungen im Gegensatz zu den häufigen Spätfolgen bei meinen täglichen Patienten. Diese Arbeit ist anders, aber auch sehr prickelnd. Denn es die Aufgabe der Mediziner im Umfeld der Mannschaft, die Spieler schnell wieder leistungsfähig zu machen. Das erhöht den Druck auf alle Beteiligten und ist gleichzeitig natürlich eine ganz besondere Herausforderung. Und dort arbeiten wir alle, ob es mein Kollege Dr. Brandecker ist oder die physiotherapeutische Abteilung von Uwe Brandenburg ist, sehr eng und erfolgreich zusammen. Wir ergänzen uns in unseren Spezialisierungen und können so gemeinsam eine umfassende Therapie auf dem modernsten Level anbieten, so wie es die Arbeit bei einem Spitzenverein erfordert. Die Abstimmung der Behandlung bei derartigen Verletzungen geschieht mit Fachkollegen weit über Kiels Grenzen hinaus. Die richtige Strategie zu finden, ist oft nicht einfach, vielerlei Interessen sind zu berücksichtigen.
Zebra:
Derzeit gibt es erstmals seit langen Monaten wieder die erfreuliche Situation, alle Spieler einsatzfähig an Bord zu haben. Das muss auch für Sie als Arzt ein Grund zum Jubeln sein.
Dr. Frank Pries:
Natürlich. Wir haben es praktisch geschafft, alle Verletzten wieder zurückzubringen. Was in vielen Fällen sehr schwierig erschien, ist uns letztlich doch gelungen. Das bei schweren Verletzungen Einschränkungen verbleiben werden, muss allerdings einkalkuliert werden.
Zebra:
Wenn Sie so nah an den Spielern dran sind und regelmäßig mit ihnen zu tun haben, baut sich natürlich ein ganz besonderes Verhältnis auf. Nikolaj Jacobsens Knie zum Beispiel hält den Bundesliga-/Europacup-Belastungen nun nicht mehr Stand und er geht aus verständlichen Gründen zurück nach Dänemark. Leiden Sie da mit Ihren besonderen Patienten?
Dr. Frank Pries:
Ich gebe gern zu, in den kritischen Phasen des Heilungsprozesses einiger Spieler mitunter nächtelang nicht richtig schlafen zu können.

Zu Nikolaj ist jedoch zu ergänzen, dass er in Dänemark weiterhin hochklassig spielen wird, aber sich nicht mehr dieser immens hohen Frequenz aussetzen muss. Ich denke, der hat die absolut richtige Entscheidung für seine Zukunft getroffen und ich freue mich sehr für ihn. Ich erinnere mich auch noch sehr gut an das Comeback von Thomas Knorr vor einigen Jahren, als er nach über einem Jahr wieder endlich wieder dabei war. Da lebt man auch als Arzt am Spielfeldrand richtig auf. Entsprechend traurig sind dann natürlich solche Rückschläge, wie Demetrio Lozano in der vergangenen Saison mit seiner zweiten schweren Verletzung am gleichen Knie erleben musste. Das nimmt einen schon ganz schön mit.

(Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports)


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